Grünes Licht für den Neubau eines Landratsamtsgebäudes an der Pütrichstraße in Weilheim. Bis zu 24 Mitarbeiter sollen dort in Zukunft arbeiten. Im Kreistag sorgte das Vorhaben allerdings für einige Diskussionen.
Landrätin Andrea Jochner-Weiß wirkte zu Beginn der Debatte leicht genervt von der öffentlichen Diskussion über den geplanten Neubau, der ihrer Ansicht nach „nur ein Anbau“ ist. „Wir reden hier in keinster Weise über eine Verlagerung von Arbeitsplätzen aus Schongau nach Weilheim, sondern nur davon, Anmietungen in Weilheim aufzugeben und in etwas Eigenes zu ziehen“, stellte sie klar.
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Überlegungen, die Zahl der 15 Dienstgebäude des Landratsamtes zu reduzieren, gibt es schon lange. Insbesondere die Büros, die derzeit angemietet sind, sollen aufgegeben werden. Weiteren Schwung bekam das Vorhaben dadurch, dass die Agentur für Arbeit ankündigte, dass womöglich zum Jahresende der Mietvertrag mit dem Landratsamt gekündigt werde. Derzeit sind einige Flächen im Weilheimer Arbeitsamt angemietet.
Zahl der Dienstgebäude soll reduziert werden
Allerdings wird erst im Juli bei der Agentur für Arbeit endgültig entschieden, ob die Dienststelle in Schongau aufgegeben wird und man den Platz in Weilheim tatsächlich für die betroffenen Mitarbeiter braucht. Der Landkreis hat nun allerdings schon vorsorglich Tatsachen geschaffen, indem der Kreistag dem Neubau zustimmte.
Landrätin Jochner-Weiß hatte dessen Dringlichkeit noch einmal betont. Nachdem man vor einigen Jahren das Nachbargrundstück an der Pütrichstraße 6 gekauft habe, sei der ursprüngliche Plan gewesen, das Gebäude so herzurichten, dass dort Arbeitsplätze entstehen können. Das habe sich allerdings bei genauerer Untersuchung als zu aufwändig erwiesen, weswegen man nun den Neubau anstrebe. „Damit entsteht auch der dringend benötigte Aufzug, der das Hauptgebäude an der Pütrichstraße und den Anbau gleichermaßen erschließen würde“, so Jochner-Weiß.
Kreiskämmerer Matthias Brugger rechnete vor, dass sich die Investitionen in den Neubau nach 20,5 Jahren amortisieren würden, wenn im Neubau 24 Arbeitsplätze untergebracht werden können, wovon man jetzt ausgeht. Ursprünglich waren nur 14 Arbeitsplätze geplant. Dann hätte es deutlich länger gebraucht, bis sich die Investition rechnet.
Erste Kostenschätzung beläuft sich auf 2,3 Millionen Euro
Der stellvertretende Landrat Wolfgang Taffertshofer (BfL/Obersöchering) attestierte den Entwürfen von Bauverwaltungsamtsleiter Philipp Rehm, dass sie „wunderschön“ aussehen. Man rede seit Jahrzehnten darüber, die Zahl der Dienststellen zu reduzieren. Sorgen mache ihm allerdings die erste Kostenschätzung von rund 2,3 Millionen Euro (weitgehend kreditfinanziert): „Das macht mich stutzig und scheint unrealistisch. Ich glaube, dass das teurer wird.“ Taffertshofer verwies auch auf die langfristige Bedeutung der Entscheidung: „Der Bau des ersten Abschnitts ist auch ein Bekenntnis zum Standort an der Pütrichstraße.“
Falk Sluyterman (SPD/Schongau) verwies auf die Kommunalwahl im kommenden März. So grundsätzliche Entscheidungen, die weit in die Zukunft greifen, sollte man das nächste Gremium treffen lassen. Es eile nicht, da über die Verlagerung der Arbeitsplätze bei der Agentur für Arbeit von Schongau nach Weilheim erst im Juli entschieden werde. Sollte sie wie befürchtet fallen, so Sluyterman, dann „sollten wir uns daran erinnern, dass wir ein Bindestrich-Landkreis sind. Wenn in Schongau Arbeitsplätze bei der Agentur für Arbeit verloren gehen, müssen wir einen Ausgleich schaffen“. Er hatte auch schon eine Idee: „Warum mietet der Landkreis nicht die in Schongau freiwerdenden Büros der Agentur an und bringt seine Leute dort unter?“
Sechs Kreisräte stimmten gegen den Neubau
Da wurde es Georg Leis, Geschäftsleiter im Landratsamt, offensichtlich zu bunt: „Wir wollen die Anzahl der genutzten Gebäude reduzieren. Die Anmietung eines weiteren Standorts in Schongau wäre das Gegenteil davon.“ Leis lehnte auch eine Vertagung des Beschlusses ab: „Wir wollen das Heft des Handelns in der Hand behalten.“ Landrätin Andrea Jochner-Weiß sprang ihm bei: „Wir leisten uns im Landkreis den Luxus zweier Standorte in Weilheim und Schongau. Dazu stehen wir auch. Die Hin- und Herverlagerung von Abteilungen ist aber keine Lösung.“
Klaus Gast (CSU/Weilheim) meinte: „Ein Konzept mit Weitblick. Wir können jetzt nicht die Arbeit bis zu den Wahlen einstellen.“ Außerdem handele es sich „um den Beginn des Verfahrens, da brauchen wir nicht über Quadratmeter und Klos zu diskutieren“.
Kerstin Engel (Grüne/Penzberg) sah das anders: „Wir sollten den Kollegen im nächsten Kreistag einen funktionierenden Haushalt und nicht nur einen Schuldenberg hinterlassen.“ Sie sehe keinen Grund, angesichts der desolaten Finanzlage des Landkreises jetzt ein neues Verwaltungsgebäude zu planen. Am Ende stimmten sechs Kreisräte gegen das Neubau-Vorhaben des Landratsamtes, der Rest dafür.