Mehr Wohnungen als ursprünglich geplant, dafür ein reduziertes Angebot an Parkplätzen, was durch verschiedene alternative Angebote wett gemacht werden soll. So sieht es das Mobilitätskonzept für das neue Wohnquartier an der Straße Grube vor, das nun vorgestellt wurde. Entschieden ist aber noch nichts.
Noch gleicht die Baustelle auf der Fläche, auf der einst der Edeka-Einkaufsmarkt stand, einer Kiesgrube. Im Sommer wollte das Wolfratshauser Bauunternehmen Krämmel nach eigenen Angaben eigentlich mit dem Wohnbau beginnen. Doch wie es aussieht, kann dieser Zeitplan nicht gehalten werden.
In der jüngsten Sitzung des Bau-, Mobilitäts-, und Umweltausschusses stellte Philipp Geim von der Beraterfirma Veomo aus München nun immerhin schon einmal das Mobilitätskonzept für das Areal vor. Dessen Ziel ist es, die von der derzeit noch gültigen Stellplatzsatzungen der Stadt für dieses Projekt eigentlich geforderte Stellplatzzahl von insgesamt 661 (470 für Bewohner und 191 für Besucher) zu reduzieren.
Alternative Mobilitätsangebote
Geplant werde ein oberirdisch komplett autofreies Quartier mit Tiefgarage. Das gesamte Areal solle aus vier Teilquartieren mit insgesamt 422 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen bestehen, so Geim; davon etwa 70 Prozent frei finanzierter und 30 Prozent sozial geförderter Wohnraum. Dass die Anzahl an Wohnungen nun um knapp 40 höher liegen soll, als ursprünglich geplant, stieß bei einigen Ausschussmitgliedern auf Verwunderung. Geim erklärte, man plane nun mehr kleinere Wohnungen. Und je kleiner die Wohnungen, um so mehr sinke auch der Bedarf der Bewohner an Pkws. Die Nähe des Wohngebiets zu Nahversorgern, Schulen oder Bushaltestellen mache es ihnen zudem leichter, auf ein Auto zu verzichten. Nur ein Teil von ihnen solle eigene, fest zugewiesene Stellplätze besitzen.
Um ihnen den Verzicht auf das Auto schmackhaft zu machen, sollen den künftigen Mietern und Eigentümern verschiedene Alternativangebote vor Ort zur Verfügung stehen, so Geim. Darunter etwa stolze 971 Stellplätze für Fahrräder sowie etwa 90 für Lastenräder – deutlich mehr als vorgeschrieben.
Außerdem soll auf dem Gelände eine Fahrradservice-Station für kleine Reparaturen errichtet werden. „Im Bereich Sharing möchten wir diverse Angebote umsetzen.“ So sollen beispielsweise vier Car-Sharing-Fahrzeuge zur Verfügung gestellt werden. Auch Handwägen oder Radlanhänger sollen zum Ausleihen bereitstehen.
In seiner Präsentation regte Geim an, die Zahl der Besucherstellplätze um 10 Prozent auf 66 zu reduzieren. Er begründete das damit, dass Penzberg im Vergleich zu den Stellplatzsatzungen umliegender Kommunen hier eine hohe Zahl fordere. Angesichts der Alternativ-Angebote im Bereich der Mobilität und der guten umliegenden Infrastruktur schlug er außerdem vor, die Anzahl der Stellplätze für Bewohner von 470 auf 383 zu reduzieren. Die Gesamtzahl an Stellplätzen würde denn nicht mehr 661, sondern 449 betragen.
Ausschuss reagiert skeptisch
Dass 449 Stellplätze für 422 Wohnungen ausreichen und auch noch Besucher einen Platz zum Parken finden, sahen viele im Gremium kritisch. Armin Jabs (BfP) etwa gab zu bedenken, dass Penzberg keine Großstadt sei, sondern eine Kleinstadt, in der samstags keine Busse fahren. Hier sei man auf das Auto deshalb viel mehr angewiesen. Jack Eberl (FLP) und Hardi Lenk (SPD) verwiesen auf das neue Wohnviertel „An den Eichen“, wo Bewohner und Besucher umliegende Straßen zuparken würden, weshalb es schon zu Beschwerden gekommen sei. Geim regte in diesem Zusammenhang das Konzept des Feierabend-Parkens an, wie es etwa in Düsseldorf existiert. Dabei können Supermarkt-Parkplätze nach Ladenschluss von Anwohnern genutzt werden.
Stadtbaumeister Justus Klement verwies auf eine bayernweite Gesetzesänderung vom Jahresende 2024, die zum Oktober in Kraft treten werde (Erstes Modernisierungsgesetz). Dadurch würde die Anzahl der notwendigen Stellplätze auch ohne Mobilitätskonzept auf 557 sinken – eine Zahl, die Jabs als „Kompromisslösung“ bezeichnete.
Derzeit noch kein Baurecht
Klement betonte außerdem, dass der Bebauungsplan, der das Baurecht regele, von einem städtebaulichen Vertrag begleitet werde. Dieser müsse im Stadtrat aber erst noch beraten werden. „Wir wollten mit diesem Punkt zeigen, dass das Projekt weiter voranschreitet“, begründete Klement, warum der Ausschuss sich „vorab der tatsächlichen Baurechtsschaffung“ schon mit dem Mobilitätskonzept befasste. Es sollte früh diskutiert werden, „weil wir uns schon dachten, dass es wahrscheinlich Gesprächsbedarf gibt“. Das gesamte Projekt solle im Juli im Stadtrat behandelt werden. Erst dann werde Baurecht bestehen. Dass statt 385 Wohnungen nun 422 entstehen sollen, sei „aus Sicht des Landratsamtes mit Befreiungen innerhalb des Bebauungsplans möglich“. Das Gremium einigte sich schließlich einstimmig darauf, den Tagesordnungspunkt zu vertagen.