Streit um die Dürrach: Balance zwischen Strom und Natur gesucht - „Rettet die Isar jetzt!“ fordert mehr Dotierung

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An der Bachtalsperre Richtung Achensee: Bei der jährlichen Pressetour des Vereins „Rettet die Isar jetzt!“ erläuterten Dr. Johann Neuner (am Geländer links) und Josef Pfeil von der TiWAG Funktionsweise und Aufgabe des Dürrachwehrs. © Verein „Rettet die Isar jetzt“

Der Verein „Rettet die Isar jetzt!“ setzt sich für eine stärkere Dotierung der Dürrach ein. Bei einer Führung am Dürrachwehr informierten sich Teilnehmer über die aktuellen Maßnahmen zur Rückführung von Wasser in das ursprüngliche Flussbett.

Lenggries/Fall – Der Verein „Rettet die Isar jetzt“ hat bei einer Pressetour seltene Einblicke in das Dürrachwehr und die Wasserableitung in Richtung Achensee ermöglicht. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie viel Wasser künftig im natürlichen Flussbett verbleiben soll und wie technische und ökologische Interessen in Einklang gebracht werden können.

„Rettet die Isar jetzt“: Verein fordert mehr Dotierung für Dürrach

Wie der Verein „Rettet die Isar jetzt“ mitteilt, fand die Führung kürzlich am Zusammenfluss von Plumsbach und Baumgartenbach statt, wo das gesamte Wasser durch eine Staumauer angestaut und seit Oktober 1951 über einen rund acht Kilometer langen Stollen in den Achensee geleitet wird.

An dieser Stelle wird aus dem Ableitungsstollen die Menge von 143 Liter pro Sekunde in das Dürrachbett zurückgeleitet.
An dieser Stelle wird aus dem Ableitungsstollen die Menge von 143 Liter pro Sekunde in das Dürrachbett zurückgeleitet. © Verein „Rettet die Isar jetzt“

Wasserführung und Rückführung: Fortschritte und Herausforderungen

Der Verein setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass wieder Wasser im ursprünglichen Flussbett der Dürrach fließt. Bereits 1990 gelang es erstmals, Wasser zurückzuführen. Seit Mai dieses Jahres werden in Krün an der Isarableitung Richtung Walchenseekraftwerk im Sommer 4,8 Kubikmeter und im Winter 3,0 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ins Isarbett zurückgeleitet. Grundlage dafür ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, die seit dem Jahr 2000 sowohl in Deutschland als auch in Österreich gilt und die Rückführung von Wasser in Flussbetten vorschreibt.

Die Dürrach-Ableitung wird von der Tiroler Wasserkraft AG (TiWAG) betrieben. Seit 2021 führt das Unternehmen auch oberhalb des Wehrs eine bestimmte Menge Wasser – exakt 143 Liter pro Sekunde, umgerechnet 0,143 Kubikmeter pro Sekunde – etwa 100 Meter unterhalb wieder dem Flussbett zu.

Johann Neuner von der TiWAG (r.) erläutert Karl Probst von „Rettet die Isar“ die Installation der Dotierungsanlage.
Johann Neuner von der TiWAG (r.) erläutert Karl Probst von „Rettet die Isar“ die Installation der Dotierungsanlage. © Verein „Rettet die Isar jetzt“

Dies war Anlass für den Verein, sich im Rahmen der jährlichen Pressetour unter Leitung des Vorsitzenden Karl Probst mit diesem Detail der Wasserableitung zu beschäftigen. Vonseiten der TiWAG standen der Anlagen-Verantwortliche Johann Neuner und sein Kollege Josef Pfeil für Erläuterungen zur Verfügung. Die Teilnehmer erhielten nicht nur eine Führung am Dürrachwehr, sondern besichtigten auch den Revisionsstollen, in dem die Wiedereinleitung des Dürrachwassers ins Flussbett installiert und reguliert wird.

Diskussionen zur Wasserrahmenrichtlinie und zukünftiges Engagemen

Die Tiroler sprechen in diesem Zusammenhang von „Dotierung“, wobei derzeit in einem mehrjährigen Monitoring überprüft wird, ob die Dotierungsmenge ausreicht, um einen als „gut“ bezeichneten Zustand der Dürrach zu erreichen. In einer anschließenden Diskussion im Faller Fischerstüberl wurden die unterschiedlichen Auslegungen der Wasserrahmenrichtlinie in Deutschland und Österreich sowie die geplante Dotierung an der Walchen beziehungsweise Seeache thematisiert.

Probst betonte, der Verein sei kein Gegner der Wasserkraft, fordere jedoch einen Ausgleich zwischen den Interessen der Energiegewinnung und dem Schutz von Natur und Landschaft. Dass heute darüber verhandelt werde, sei eine positive Entwicklung, nachdem man im vergangenen Jahrhundert kaum Gehör gefunden habe. Der Verein, der 1974 als „Notgemeinschaft“ gegründet wurde, kündigte an, sein Engagement fortzusetzen: „Wir bleiben am Ball.“

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