Putin-Reise nach Baku inmitten der Kursk-Offensive – ein Ablenkungsmanöver?

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Der russische Präsident Wladimir Putin und der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev bei einem Staatsempfang in Baku. © IMAGO/Mikhail Tereshchenko

Während die Ukraine in Kursk vorrückt, besucht Putin Aserbaidschan. Analysten vermuten eine Ablenkungsstrategie vom Kreml-Chef.

Baku/Kursk – Die ukrainischen Streitkräfte sollen seit Beginn ihrer Offensive 92 Positionen in der russischen Grenzregion Kursk besetzt haben. Das berichtete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag (19. August) vor ukrainischen Diplomaten und Beamten. Währenddessen reiste der russische Präsident Wladimir Putin nach Aserbaidschan, was Analysten des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) als Ablenkungsmanöver des Kreml-Chefs interpretieren.

Die Tatsache, dass Putin gerade jetzt nach Baku reist, ist „angesichts der anhaltenden Situation im Gebiet Kursk und der anhaltenden Bemühungen des Kremls, das Ausmaß und die Auswirkungen des ukrainischen Einmarschs herunterzuspielen, beachtenswert“. Laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass wurde Putins Reise erst am 16. August angekündigt, also zwei Tage vor Beginn des Besuchs.

Kursk-Vorstoß im Ukraine-Krieg: Ukrainische Soldaten rücken in russischer Grenzregion vor

Seit dem Einmarsch ukrainischer Soldaten in die russische Grenzregion vor zwei Wochen hat die Ukraine immer wieder Erfolge in der Region gemeldet. Das ISW kam zu dem Schluss, dass die Ukraine durch schnelle Manöver und das Überraschungsmoment alleine innerhalb der ersten sechs Tage 800 Quadratkilometer eingenommen hat.

Während Putins Besuch in Baku wurde der ukrainische Vormarsch im Ukraine-Krieg jedoch laut Bericht der Tagesschau nicht thematisiert. Putin reiste in Begleitung des russischen Außenministers Sergej Lawrow und einer russischen Delegation zu einem zweitägigen Besuch vom 18. bis 19. August in die Hauptstadt Aserbaidschans. Laut Berichten russischer Medien sollte der Fokus auf der Stärkung der Beziehung der beiden Länder liegen.

Putin reist nach Aserbaidschan: „Aufmerksamkeit von der Situation in Russland abzulenken“

Die ISW-Analyse stellt fest, dass russische Medien nun ausführlich über Putins Besuch berichten und sich auf seine Reise konzentrieren – „wahrscheinlich zum Teil, um die Aufmerksamkeit von der unangenehmen Situation in Russland abzulenken“. Im Mittelpunkt stehe dabei die Darstellung „des globalen diplomatischen Engagements und der angeblichen Erfolge des Kremls“.

Andere Experten fanden ebenfalls Hinweise darauf, dass die Offensive in Kursk für Putin zu einer „unangenehmen Situation“ geworden sein könnte. Eine Analyse des Guardian thematisierte Putins Rhetorik in Bezug auf die Offensive der Ukraine. Anstatt diese als solche zu bezeichnen, sprach Putin von einer „Situation“ und den „Ereignissen in der Region Kurs“. Olga Vlasova, Gastwissenschaftlerin am Russland-Institut am King’s College London, sagte gegenüber dem Guardian über Putins Verhalten in Bezug auf die Offensive in Kursk: „Er möchte die Kommunikation von allem stoppen, was die Angst in der russischen Gesellschaft erhöhen könnte.“

Putins Reaktion auf Kursk-Vorstoß der Ukraine: „Wie er sich vor einer Krise versteckt“

Mark Galeotti, russischer Sicherheitsexperte beim Royal United Services Institute, äußerte sich gegenüber der Washington Post über Putins Reaktion auf die Offensive in Kursk: „Wieder einmal zeigt es Putin in klassischer Form, wie er sich vor einer Krise versteckt.“

Stefan Meister, Russlandexperte bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, erklärte gegenüber dem Tagesspiegel, dass Putins Besuch in Aserbaidschan, während in Russland gekämpft wird, vor allem eine außenwirksame Rolle spiele. Der Staatsbesuch solle die Illusion erzeugen: „Putin kann weiterhin seinen Staatsgeschäften nachgehen, der Angriff der Ukraine ist nur ein Nebenthema für ihn.“ (pav)

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