„Elefantenhochzeit“ im Rüstungssektor: Rheinmetall vor milliardenschwerem Panzerdeal
Rheinmetall und der italienische Rüstungsgigant Leonardo machen gemeinsame Sache. Die Konzerne bringen sich für die Aufrüstung Italiens mit innovativen Panzern in Stellung.
Düsseldorf/München – Kaum ein europäisches Unternehmen hat in den vergangenen Monaten einen derartigen Aufschwung hingelegt wie Rheinmetall. Durch die angespannte geopolitische Lage, ausgelöst vom Ukraine-Krieg und der darauf folgenden Aufrüstung und Modernisierung von Armeen, verdienen Hersteller von Waffen und Kriegsgerät prächtig.
Rheinmetall und Leonardo planen hunderte neue Panzer für Italien
Neben Rheinmetall gehört auch Leonardo zu den großen Rüstungskonzernen des europäischen Kontinents: Das italienische Unternehmen erzielte mit über 50.000 Mitarbeitern im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 15 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu erreichte Rheinmetall 2023 einen Umsatz von 7,2 Milliarden Euro, bei etwa 34.000 Beschäftigten.
Die Auftragsbücher von Rheinmetall als auch von Leonardo sind derzeit prall gefüllt – und nun haben beide Rüstungskonzerne das nächste Großprojekt vor Augen. Rheinmetall bereitet sich auf einen milliardenschweren Auftrag vor, der die Lieferung von Hunderten Panzern für Italien umfasst.
Dazu plant der in Düsseldorf ansässige Rüstungshersteller, in Kooperation mit Leonardo ein Joint-Venture zu gründen. Das geht aus einer entsprechenden Absichtserklärung vor, über die die Konzerne in einer Mitteilung informieren.

Italien möchte für 20 Mrd. Euro innovative Panzer – „neue Standards setzen“
Die Partnerschaft soll zu gleichen Teilen gehalten werden. Sie umfasst die Bereitstellung sowohl von Kampfpanzern als auch Schützenpanzern. Bei Letzteren soll es sich um eine Variante von Rheinmetalls Lynx handeln, während das Kampfpanzer-Modell auf einer aktuell noch nicht serienreifen Version des Panther basiere.
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Das Ziel des Gemeinschaftsunternehmens ist es, einen Auftrag aus Italien zu sichern, der nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ein Volumen von 20 Milliarden Euro sowie eine Laufzeit von über zehn Jahren haben soll.
„Wir wollen neue Standards setzen und die Tür für eine Generation hochmoderner Kampffahrzeuge in und für Europa öffnen“, wird Rheinmetall-Chef Armin Papperger in der Mitteilung zitiert. Der langjährige CEO sprach mit uns u. a. über den Rüstungsboom und die Produktion an der NATO-Ostflanke.
Leonardo und Rheinmetall: Stärkung der Verteidigungskraft Europas
Dabei wollte Leonardo das Projekt ursprünglich mit einem anderen Konkurrenten realisieren: dem deutschen Teil des europäischen Rüstungskonzerns KNDS (ehemals Krauss-Maffei Wegmann), um für die italienische Armee Kampfpanzer vom Typ Leopard zu bauen. Diese Vereinbarung platzte jedoch, wobei Rheinmetall nun in die Bresche springt.
„Wir betrachten die Vereinbarung als einen grundlegenden Beitrag zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Verteidigungsraums“, sagt Leonardo-Chef Roberto Cingaloni über den Deal mit Rheinmetall.

Über die geplanten Stückzahlen machte Rheinmetall keine genauen Angaben, nach Informationen des Handelsblatts geht es um mehr als 550 Panzer.
Rheinmetall hat bereits mehrere Standorte in Italien
In Italien betreibt Rheinmetall bereits drei Tochtergesellschaften an fünf Standorten. Ein Puzzlestück fehlt offenbar noch, damit die Absichtserklärung in die Tat umgesetzt werden kann: die Genehmigung der zuständigen Regulierungsbehörden.
Seit der Eskalation in der Ukraine befindet sich die Rheinmetall AG auf einem starken Wachstumskurs. Zuletzt erhielt das 1889 gegründete Unternehmen Rahmenverträge von der Bundeswehr, die Artilleriemunition für mehrere Mrd. Euro zu erneuern, außerdem werden neue Militärlastwagen geliefert. (PF mit Material der dpa)