Nach diesjähriger Auflage: Wie geht es weiter beim Schongauer Sommer?

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Letzte Runde? Organisator Manfred Wodarczyk hört beim Schongauer Sommer auf, ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Die Stadt hat sich aber bereits Gedanken zur Zukunft gemacht. © Schongauer Sommer

Manfred Wodarczyk, Vereinsvorstand beim Schongauer Sommer und treibende Kraft hinter dem Historischen Markt, sieht seinen Einsatz von Teilen der Stadtpolitik herabgewürdigt. Die Konsequenz: Die diesjährige Auflage vom 9. bis 18. August werde seine letzte sein.

Schongau – Eine Liste der von ihm organisierten Veranstaltungen hat Wodarczyk mit zum Gespräch in die Redaktion gebracht. Diese ist lang und sie reicht zurück bis ins Jahr 2001. 19 Theateraufführungen, darunter beispielsweise „Die Hexe von Schongau“ (2007), lockten 60.000 Besucher an, rechnet der bald 68-Jährige vor. Rund 800.000 seien es beim Historischen Markt gewesen.

Die Stadt war dankbar, im Jahr 2022 verlieh sie Wodar­czyk den Ehrenamtspreis 2020. „Das war richtig toll“, so der seinerzeit Geehrte. Bürgermeister Falk Sluyterman sprach vom Schongauer Sommer als „eine Institution, die Schongau weit hinaus bekannt macht“. Das Stadtoberhaupt würdigte Wodarczyk als „Motor“ hinter einem gewaltigen organisatorischen Aufwand.

„Ich reiße mir den Arsch auf“: Wodarczyk sieht „Eklat“

„Schleim, schleim, schleim“, fasst Wodarczyk heute zusammen. Denn bereits fünf Monate später sei es zum „Eklat“ gekommen. Im Stadtrat ging es darum, ob die Stadt wie zuvor 5.000 oder beantragte 10.000 Euro zuschießen solle. Doch dafür vermisste das Gremium damals mehrheitlich eine schlüssige Begründung, während Wodarczyk dagegen hielt: „Ich reiß‘ mir den Arsch auf“ (wir berichteten).

Manfred Wodarczyk Schongauer Sommer
Manfred Wodarczyk, Vorstand beim Schongauer Sommer und Organisator des Historischen Markts. © Herold

Im Gespräch mit dem Kreisboten verweist Sluyterman auf 60.000 Euro, die der Stadtrat in den letzten zehn Jahren bewilligt habe. Der Volksfestplatz werde unentgeltlich überlassen. Sei es bei Bauhofleistungen, Genehmigungen, Straßenschildern oder Absperrgittern – die Stadt bemühe sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten redlich.

„5.000 Euro Zuschuss im Jahr, die reichen manchmal nicht einmal, um den Bauhof zu bezahlen“, ärgert sich Wodarczyk. Er hörte aus der damaligen Diskussion eine Einmischung in die Gestaltung der Eintrittspreise heraus. Ferner habe man ihm zu verstehen gegeben, dass er mit diversen Äußerungen die Stadt immer wieder schlecht dastehen lasse. „Es wurde gesagt, dass Theater und Markt keinen Mehrwert für Schongau bringen.“ In einem darauffolgenden Gespräch mit Bürgermeister, Teilen des Stadtrats und der Verwaltung habe es „die gleiche Watschn“ nochmal gesetzt.

Für ihn sei das Fass übergelaufen. 24 Jahre lang habe er einiges an finanziellem Risiko zu jonglieren gehabt. Er habe sich für die Stadt aus dem Fenster gelehnt, stets auch auf die Gefahr hin, privat dafür geradestehen zu müssen. „Wenn das alles nix wert ist, dann höre ich eben auf! In meinem Alter muss ich mir das nicht mehr antun.“

„Wenn das alles nix wert ist, höre ich eben auf.“

„Ich weiß nicht, wie Herr Wodarczyk dazu kommt“, vermutet Bürgermeister Sluyterman ein Missverständnis. Dass der Historische Markt keinen Mehrwert für die Stadt bringe, „dieser Zungenschlag kommt ausdrücklich nicht von mir.“

Selbstverständlich handle es sich um „eine großartige Veranstaltung“. Eine, die Schongau belebe und Gäste von außerhalb bringe. Zwar habe er bei Einführung der Eintrittspreise eine gewisse „Unwucht“ in der Bürgerschaft verspürt. Wieso die Stadt eine Veranstaltung bezuschusst, die ihrerseits den Bürger zur Kasse bittet, sei er damals mehrfach gefragt worden. Seine persönliche Meinung, so Sluyterman: „Ich sehe das weniger kritisch, so ein Programm gibt es nicht umsonst und Eintritt ist woanders auch üblich.“

„Dass der Historische Markt keinen Mehrwert für die Stadt bringt, dieser Zungenschlag kommt ausdrücklich nicht von mir.“

Davon ab sei er immer bereit, Unstimmigkeiten zu bereinigen. „Lieber miteinander als übereinander, meine Tür steht für Herr Wodarczyk immer offen.“

Der aber will sich künftig lieber woanders einbringen. In kleinerem Rahmen, ohne den Schwerpunkt Mittelalter. Ein „ein-, zweitägiges Schmankerl- und Musikfest“, das wäre etwas, so Wodarczyk. Treffen will er seine Entscheidung nach dem Historischen Markt.

Falk Sluyterman Schongau Bürgermeister
Schongaus Bürgermeister Falk Sluyterman. © Stadt/Wolfgang Ehn

Wie aber geht es mit diesem weiter? „Ich freue mich über jeden, der an meiner Stelle weitermachen will und arbeite ihn auch ein“, hegt Wodarczyk einen Funken Hoffnung. Klar sei aber: unter 600 Stunden Engagement pro Jahr gehe nichts. Vom Klopapier bis zur Bühnentechnik müsse an alles gedacht sein. Bisher lief die Nachfolgersuche erfolglos. „Du musst es mit Herz machen statt für den Geldbeutel.“ Noch dazu seien die Zeiten keine einfachen: „Welcher Gastronom hat noch die Leute, um zehn Tage am Stück auf den Historischen Markt zu kommen?“. Es gelte Präsenz zu zeigen, den ein oder anderen Gaukler am Lagerfeuer nach Schongau zu lotsen. Nur so funktioniere das Geschäft. „Das musst du leben.“

Schongauer Mittelalter-Event zukünftig in Regie der Stadt?

Wenngleich sich Bürgermeister Falk Sluyterman nicht erklären kann, wie es zu Wodarczyks Wahrnehmung kommt, dass die Stadt den Historischen Markt geringschätze: Für den Fall, dass es beim Schongauer Sommer ohne seinen Vorsitzenden nicht weitergeht, hat man sich im Rathaus bereits Gedanken gemacht.

Die Vergabe einer ähnlichen Veranstaltung an Dritte sei eine Option, aber eher „Plan B“, so Sluyterman. Plan A wäre es, die Veranstaltung selbst zu stemmen. „In etwas anderem Format.“

Das beträfe beispielsweise die Anzahl der Fieranten und den Zeitraum. Keinen Hehl macht der Bürgermeister schon länger daraus, dass er die Altstadt als idealen Rahmen für einen mittelalterlichen Handwerkermarkt erachtet. „Diese bietet dafür einen sehr sehr schönen Rahmen.“

Ein erstes Konzept gebe es; der Stadtrat könnte sich nach der Sommerpause damit auseinandersetzen. Der Kulturentwicklungsplan könne dabei ein wichtiger Begleiter sein. Zu überlegen wäre, Dr. Jürgen Erhard mit einigen damit verbundenen Aufgaben zu betrauen. Dafür müsste sein Aufgabenzuschnitt als Standortförderer entsprechend angepasst werden. Erhard ist auch Kreisheimatpfleger und Fachmann für Schongaus Geschichte.

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