Die Schongauer Wahlkampf-Lokomotive: Nachruf auf Heinrich Forster
Im Beruf war er Lokführer; in der Kommunalpolitik die unermüdliche Wahlkampf-Lokomotive, als die SPD in Schongau 1996 mit Dr. Friedrich Zeller den hohen Sieg bei der Bürgermeisterwahl einfuhr, acht Sitze im Stadtrat erreichte und er selbst – knapp vor Fritz Holzhey (UWV) – Stimmenkönig wurde: Diese Erinnerung gehört dazu, wenn man auf das Leben von Heinrich Forster zurückblickt, der im Alter von knapp 88 Jahren verstorben ist.
Schongau – Zeitlebens engagierte sich Forster in seiner Heimatstadt. Besonders trifft dies auf die Kommunalpolitik und auf die Gewerkschaft zu. 42 Jahre war er Stadtrat, darunter mehrere Amtsperioden Sprecher der SPD-Fraktion. Er wurde 1972 ins Gremium gewählt, als noch Georg Handl Bürgermeister war. Und er ließ sich 2008 noch einmal für sechs Jahre aufstellen, als Karl-Heinz Gerbl für die SPD ins Rennen ums Bürgermeisteramt ging und gewann. Die Stadt hat Forster für seine Verdienste den Ehrenring verliehen.
Forster hat mit der SPD nicht nur Siege errungen. Denkbar knapp hatte er im Mai 1990 nach der Stadtratswahl bei der Kandidatur zum zweiten Bürgermeister den Kürzeren gezogen. CSU-Fraktion und der einzige FDP-Stadtrat gingen ein Bündnis ein und wählten Helmut Schmidbauer mit 13:12 zum Vize von Luitpold Braun. 25 Jahre gehörte Forster auch dem Kreistag an.
Über Jahrzehnte war der Schongauer Motor bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft und bis zuletzt Vorsitzender der Ortsstelle Lech-Ammersee, zu der Mitglieder von Schongau bis Geltendorf gehören. Ein wichtiges Anliegen waren ihm die Jubilarfeiern.
Zudem gehörte er 1960 zu den Gründungsmitgliedern beim ESV Schongau (Eisenbahnersportverein). Dort war er Kassier, zweiter Vorsitzender und Vorstand. Darüber hinaus zeigte er die Verbundenheit mit vielen Vereinen – von den Trachtlern bis zur Arbeiterwohlfahrt. „Der Heini war überall“, bringt es Helmut Amelunxen auf den Punkt, der bei der EVG-Ortsstelle heuer für Forster nachgerückt ist.
Kämpferisch, bisweilen mit deftigem Vokabular, hat der Forster Heini seine Meinung vertreten. Bis ins hohe Alter war er gern beim Stammtisch, hat beim Frühschoppen manch Neues erfahren. Als in den vergangenen Jahren die Gesundheit nachließ, nahm er seinen Gangstock und war öfters beim Spazieren am Hohen Graben zu treffen. Von einer schweren Herz-OP hat er sich nicht mehr erholt; zudem war nach einem Sturz ein weiterer Eingriff notwendig.
Heinrich Forster wird am Donnerstag um 13 Uhr auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Um ihn trauern die Witwe und drei Töchter mit Familien. Nach dem Tod des ehemaligen Bürgermeisters und Landrats Friedrich Zeller im Herbst 2022 (er wurde nur 56 Jahre) und dem Ableben von Hans Fickler (87) Ende 2023 ist mit Forster eine weitere prägende Persönlichkeit der Schongauer Sozialdemokraten verstorben.