Reaktionen zu Witkoff: "Verräter", der "Trump wie einen Narren dastehen lässt"

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hat einem Bericht von "Bloomberg" zufolge einem Kreml-Berater Ratschläge gegeben, wie der russische Staatschef Wladimir Putin US-Präsident Donald Trump ein Ukraine-Abkommen vorschlagen sollte. 

Dies geht laut einem Bloomberg-Bericht vom Dienstag aus einem Transkript eines Telefonats zwischen Witkoff und dem Kreml-Berater Yuri Ushakov vom 14. Oktober hervor.

Während Trump selbst betonte, die Aufzeichnung nicht gehört zu haben und von einer "ganz normalen Verhandlungsform sprach", sind weitere Reaktionen vernichtend - auch aus Trumps eigener Partei.

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff (l.) und US-Präsident Donald Trump.
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff (l.) und US-Präsident Donald Trump. Getty

Der republikanische Kongressabgeordnete Brian Fitzpatrick sprach auf der Plattform X von "einem Riesenproblem" und forderte ein Ende "geheimer Nebenkanäle". Parteikollege Don Bacon wurde noch deutlicher: Es sei „"offensichtlich, dass Witkoff voll und ganz auf der Seite der Russen steht", schrieb er. "Man kann ihm nicht zutrauen, diese Verhandlungen zu führen. Würde ein von Russland bezahlter Agent weniger tun als er? Er sollte entlassen werden."

Auch der demokratische Kongressabgeordnete Michael McFaul äußerte sich klar. "Witkoff lässt Trump wie einen Narren dastehen. Ich wäre empört, wenn ein Mitarbeiter mich so schlecht aussehen lassen würde, indem er einen russischen Plan als meinen eigenen präsentiert, ohne mich überhaupt darüber zu informieren." Seine Konsequenz: "Angesichts all der Fehler von Witkoff ist es an der Zeit, dass Trump Rubio endlich die Aufgabe übernehmen lässt, für die Trump ihn ausgewählt hat und für die der Senat Rubio gewählt hat."

Sein Parteikollege Ted Lieu wurde sogar noch deutlicher. "Ein echter Verräter. Steve Witkoff soll eigentlich für die Vereinigten Staaten arbeiten, nicht für Russland."

Steve Witkoff, Trumps Sondergesandter für die Ukraine und den Nahen Osten.
Steve Witkoff, Trumps Sondergesandter für die Ukraine und den Nahen Osten. picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU | Presidential Office of Ukraine

Presse reagiert auf Witkoff-Bericht: "Selbst in der Ära Trump ist das erstaunlich"

Auch Journalisten reagieren deutlich. "Hier gibt Steve Witkoff, ein amerikanischer Beamter, einem Kreml-Berater Anweisungen, wie Putin sich gegenüber Trump verhalten soll. Selbst in der Ära Trump ist das erstaunlich", schreibt Oliver Carroll von "The Economist". John Hudson von der "Washington Post" ergänzt. "Wenn Sie Ushakov sind, sind Sie wahrscheinlich etwas besorgt um die Sicherheit Ihrer Kommunikation."

Christopher Miller von der "Financial Times" nennt es "eine unglaubliche Geschichte. Es ist schockierend, auch wenn wir bereits an Witkoff gewöhnt sind. Hier gibt er russischen Beamten direkt Ratschläge, wie Putin mit Trump umgehen sollte, und zeigt dabei ein eklatantes, grundlegendes Missverständnis von Putins Zielen und dem Krieg selbst."

Sein Kollege Pjotr Sauer vom britischen "Guardian" nennt es "unglaublich", dass es die Aufzeichnung gibt. "Es zeigt auch, dass Witkoff immer noch nicht alle Forderungen Putins versteht." Michael Weiss von "The Insider" fragt, "wie oft Witkoff noch unerfüllbare Versprechen machen und diese dann nicht einhalten kann - sowohl gegenüber Trump als auch gegenüber Putin?"

Auch die Frage nach der Quelle von "Bloomberg" beschäftigt die Presse. "Wer auch immer das getan hat, versucht wahrscheinlich, Kiew zu helfen, da diese Transkripte den Kritikern des Plans, die ihn als Kapitulation vor Russland bezeichnen, Argumente liefern", mutmaßt John Galtivanger von "Foreign Policy". Und "Politico"-Reporter Hans-Joachim von der Burchard hat eine Vermutung. "Man könnte versucht sein anzunehmen, dass der amerikanische Geheimdienst diese Information weitergegeben hat, um Witkoffs Machenschaften aufzudecken."

Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj
Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj picture alliance / CNP/AdMedia | CNP/AdMedia

Witkoff riet Putin zu schnellem Telefonat mit Trump - das hatte Folgen für die Ukraine

Laut des Transkripts, das "Bloomberg" vorliegen haben will, sagte Witkoff während des Gesprächs, er glaube, dass Russland - das im Februar 2022 den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte - "immer einen Friedensdeal gewollt" habe. Witkoff äußerte demnach zudem "den tiefsten Respekt für Präsident Putin".

Der US-Gesandte riet Ushakov, Putin solle Trump in einem Telefonat für die erzielte Waffenruhe im Gazastreifen loben. Dieses Telefonat sollte vor einem für den 17. Oktober vorgesehenen Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus stattfinden, habe Witkoff empfohlen.

Das Telefonat zwischen Trump und Putin fand am 16. Oktober statt. Der US-Präsident bezeichnete es als "sehr produktiv" und stellte die ukrainischen Forderungen nach Tomahawk-Raketen in Frage - einen Tag bevor er Selenskyj im Weißen Haus empfing.