Seit 30 Jahren leitet sie das Geltinger Tierheim - Jedes Tier ist für Manuela Ravara etwas besonderes
Im Jahr 1994 trat sie ihren Dienst in Gelting an, seitdem leitet Manuela Ravara das Josefa-Burger-Tierheim. In all der Zeit hat sie schon so manches erlebt.
Geretsried - „Shakira! Das macht man nicht. Und Adele, lässt du bitte mal Tina Turner in Ruhe?“ Manuela Ravara, Leiterin des Josefa-Burger-Tierheims Gelting muss lachen, wenn sie an diese Szene denkt. Denn die so Angesprochenen waren nicht die bekannten Sängerinnen, sondern Meerschweinchen. „Irgendwie müssen sie ja heißen“, sagt die 61-Jährige.
Als Unbekannte vor drei Jahren 18 der kleinen Nager – zum Teil trächtig – in Kartons vor der Türe der Einrichtung abstellten, griff sie auf Namen griechischer Götter wie Apoll, Zeus und Adonis und Süßigkeitsbezeichnungen wie Snickers, Duplo oder Hanuta und eben Sängerinnen zurück. Seit 30 Jahren ist Ravara mittlerweile das Gesicht des Tierheims – und hat schon so manches erlebt.
Manuela Ravara leitet seit 30 Jahren das Tierheim - dabei hat sie schon manches erlebt
Ihren Dienst trat sie kurz vor der offiziellen Eröffnung des Josefa-Burger-Tierheims im Jahre 1994 an. „Ich war vorher in einem Dachauer Tierheim und las die Annonce“, erinnert sie sich. Eigentlich wurde eher ein Paar gesucht, das sich um die tierischen Bewohner und das Anwesen kümmern sollte. „Na ja, mit mir haben sie eben zwei in einer bekommen.“
Na ja, eigentlich ist es eher ein Allrounder. Denn hinzu kommen noch die Mitgliederverwaltung, die Tierheimzeitung, der jährliche Kalender mit Fotos der Tierheimbewohner und natürlich das Organisatorische, wie die Verhandlungen mit Futtermittelherstellern um Rabatte.

Der Tag beginnt früh. Um kurz vor 5 Uhr klingelt der Wecker. Und dann läuft alles in einem bestimmten Ritual ab. „Hunde füttern, damit sie verdaut haben, wenn später die Gassigeher kommen, Gänse raus lassen, Ziegen versorgen, dann die Katzen, dann Büro“, zählt sie auf. „Abend fast umgekehrt. Das Letzte, was ich mache, ist die Gänse wieder wegsperren.“
Doch das Ritual muss auch immer wieder kurzfristig abgeändert werden. „Zum Beispiel, wenn ich mutterlose Katzenbabies habe.“ Dann ist zusätzliches stündliches Füttern mit Ersatzmilch angesagt, anschließend Bauchmassage, um die Verdauung anzuregen. „So eine Handaufzucht ist schon sehr emotional, weil man seine ganze Kraft mit hineinsteckt“, sagt sie. „Aber auch wunderbar, wenn man es geschafft hat, sie am Leben zu halten.“ Zwei der Flaschenkinder hat Ravara einst privat übernommen, nachdem ihr eigenes Haustier – ebenfalls eine Katze – nach 23 Jahren starb.
Jedes Tier ist für Ravara etwas besonderes - Tag der Tierheimleiterin beginnt um 5 Uhr
Für Ravara ist jedes Tier etwas besonderes. Wie zum Beispiel die Ziege Emma, die ausgerechnet an Weihnachten zwei Zicklein – Heidi und Klara – bekam. Der Nachwuchs hat die Tierheimleiterin so begeistert, dass sie selbst in der Nacht mit der Taschenlampe in der Hand alle zwei Stunden geschaut hat, ob alles in Ordnung ist.
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Natürlich gibt es auch weniger schöne Augenblicke. „Einmal holten wir vier erschöpfte Katzen aus der Wohnung eines Verstorbenen. Eine fünfte war bereits tot und schon voller Maden.“ Fast gedankenverloren streicht sich Ravara über den Arm. Ein Arm, auf dem einige verheilte Kratzer von eher unschönen Begegnungen erzählen. „Ach, das ist doch nichts“, wehrt sie ab.
Bisse hielten sich bislang „eher in Grenzen“. „Der Körper ist eben vom Leben gezeichnet. Ich sag immer“, fügt die 61-Jährige in ihrem unnachahmlichen Humor an, „die Knochen sind halt noch älter als das Gesicht.“
Das Joseph-Burger-Tierheim
Das Josefa-Burger-Tierheim wurde am 23. Oktober 1994 feierlich eingeweiht. Fast 40 Jahre lang hatte der Tierschutzverein Geretsried -Wolfratshausen mit seinem Vorsitzenden Dr. Manfred Fleischer auf den bau warten müssen. Denn es fehlte an Geld und einem Grundstück. Dann stellte die Stadt Geretsried dem Verein ein Grundstück im Gewerbegebiet zur Verfügung. Mit dem Vermächtnis der 1991 verstorbenen Josefa Burger konnten die Pläne letztendlich dann doch verwirklicht werden. Nach nur 17 Monaten Bauzeit wurde die 1,7 Millionen Mark teure Einrichtung auf dem 3200 Quadratmeter großen Areal seiner Bestimmung übergeben. Sie bot damals Platz für zwölf Hunde, 50 Katzen sowie zahlreichen Nagern und Vögeln. sh
Dass Tiere vor dem Tierheim ausgesetzt werden, käme eher selten vor. „Da waren die Meerschweinchen, ein Karton mit vier Generationen an Katzen und ein Hund, der am Zaun beim ehemaligen Taubenturm angebunden wurde.“ Gerade an diesen Fall kann sie sich noch gut erinnern. „Das war vor gut zehn Jahren am 22 Juni 2008. Im Fernsehen wurde gerade die Formel aus Monza übertragen“, erzählt die sportbegeisterte Frau, die selbst einmal Fußball gespielt hat. „Ich dachte zuerst, das Bellen kommt von einem Hund, der zu dem Bauern gehört, der eben in der Nähe gearbeitet hat. Dann bin ich rausgegangen und habe ihn entdeckt.“ Sie nannte den Hund – wen wundert es ? – „Findus“.
Und dann sind da noch die Streuner, die Ravara als neuen Dosenöffner auserkoren haben. „Plötzlich tauchte eine Katze auf, die lautstark Futter verlangt hat. Also habe ich eine Katzenklappe in die Türe einbauen lassen, damit sie rein kann., Ravara überlegt kurz und lacht. „Die benutzen mittlerweile noch drei weitere.“ sh