Im Miesbacher Sitzungssaal diskutierten Geschäftsinhaber und Hausbesitzer gemeinsam mit der Stadtverwaltung das neue Sicherheitskonzept für den Marktplatz.
Miesbach – Ein ungewohntes Bild zeigte sich im Miesbacher Sitzungssaal. Einige Stadträte fanden sich auf den Besucherplätzen ein. Stattdessen saßen 20 Geschäftsinhaber und Hausbesitzer des Marktplatzes am Ratstisch. Ihnen wurde seitens Bürgermeister Gerhard Braunmiller und Verwaltungsmitarbeitern das Sicherheitskonzept für den Marktplatz vorgestellt, das mit versenkbaren Pollern realisiert werden soll.
Alles startete mit einem Schreiben des bayerischen Innenministeriums im Februar, in dem alle Gemeinden aufgefordert wurden, ihre Veranstaltungsplätze gegen unbefugtes Befahren abzusichern. Insbesondere aufgrund von Anschlägen, die mit Autos verübt wurden, erklärte Braunmiller. „Dann mussten wir relativ schnell handeln. Beim Volksfestplatz ist das schon passiert.“ Nun sei der Marktplatz als zweiter großer Veranstaltungsort an der Reihe.
„Das Thema war: so gut wie möglich schützen, aber auch so mobil wie möglich, auch wegen der Einsatzkräfte“, zeigte Ordnungsamtsleiter Martin Remlinger auf. Dies solle mit fest verbauten, versenkbaren Edelstahlpollern geschehen, die an den vier Hauptzufahrtsstraßen auf Höhe des Fiseursalons Wolf, bei der Handyinsel sowie rechts und links von Wäsche Grabmaier installiert werden. Für circa 18 Stück sind bereits Markierungen angebracht. Sie dürften nicht zu weit voneinander entfernt sein, da sonst wieder eine Durchfahrt möglich wäre. Der Abstand sei aber so gewählt, dass Radfahrer, Fußgänger und Rollstuhlfahrer passieren können.
Neue Sicherheitsmaßnahmen: Versenkbare Poller als Schutz vor Anschlägen
Die genaue Positionierung muss unterirdisch vorhandenen Leitungen angepasst werden, wie Jürgen Brückner, zuständig für den städtischen Tiefbau, erklärte. Für die Positionierung der Poller habe man bewusst Engstellen gewählt, um eine günstige Lösung zu finden, immerhin rechne man mit Gesamtkosten von 3.500 bis 4.000 Euro pro Stück, den Einbau bereits mit einkalkuliert. Zum Einsatz kommen die Poller, die mechanisch betätigt werden, nur während des Grünen Wochenmarktes und bei Veranstaltungen – sonst sind sie ebenerdig versenkt und somit barrierefrei.
„Es ändert sich eigentlich nichts“, erläuterte Remlinger. Die bisher bei Veranstaltungen verwendeten Sperrbalken hätten sich als nicht zweckmäßig erwiesen, da sie teils einfach weggehoben wurden, um doch mit Autos auf den Marktplatz fahren zu können. Das wird in Zukunft während der Marktzeiten und Veranstaltungen durch die Poller nicht mehr möglich sein. Der Baubeginn soll am 25. August erfolgen. Pro Zufahrtsstraße ist eine Woche veranschlagt. Die anderen Zufahrten sind währenddessen aber frei befahrbar.
Gemeinsames Engagement: Geschäftsinhaber und Stadt arbeiten Hand in Hand
Dass Letzteres für den Marktwinkl nicht immer gelte, machten zwei Hausbesitzer klar. Dort wird eine Kette zur Absperrung während des Wochenmarktes verwendet. Autofahrer würden davor parken – was sicher auch bei den Pollern geschehen werde – oder einfach vor Einfahrten. Es herrsche Chaos. Niemand schreibe die Falschparker auf. Seitens der Stadt wurde Abhilfe versprochen. Wie es um die Warenanlieferung an Markttagen stehe, wollte eine Caféinhaberin wissen.
Be- und Entladen sei natürlich möglich, versicherte Remlinger – „halt nicht eine halbe Stunde parken“. Die Marktfieranten kämen zu unterschiedlichen Zeiten an und würden auch nicht zeitgleich den Marktplatz verlassen, befürchtete ein Hausbesitzer auch hier Chaos. Es sei immer jemand vom Ordnungsamt anwesend, um gegebenenfalls die Fahrfreiheit zu ermöglichen, sagte Bauhofleiter Jürgen Fischer. „Aber auf- und zumachen alle 20 Minuten wird nicht gehen“, betonte Remlinger.
Barrierefreiheit und Flexibilität: Poller nur bei Veranstaltungen sichtbar
Die Gäste im Ratssaal zeigten jedoch auch klare Lücken des Konzeptes auf. So merkte ein Besucher an, dass sich der Kulinarische Abend nicht nur auf den Marktplatz konzentriere. „Da sind Massen von Leuten bis zum Egger hinten.“ Eine Wäschegeschäfts-Inhaberin wies darauf hin, dass es Zufahrtsgassen von Westen auf den Marktplatz gebe, die sehr wohl mit einem Auto befahrbar seien. Dort finden sich keine Poller.
Auch der Lebzelterberg sei eine Problemstelle, merkte eine weitere Besucherin an. „Da müssen wir uns andere Gedanken machen“, meinte Braunmiller. Zusätzliche Maßnahmen seien dort nötig, fand auch Remlinger. Man habe zuerst an den Markt gedacht. „Das Sicherheitskonzept ist ein fortschreitender Prozess.“ Weitere Fragen und Anregungen werden im Rathaus gerne entgegengenommen, wurde versichert.
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