Römisches Erbe vereint: Augsburg und Kempten planen gemeinsame Landesausstellung

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Das Ja-Wort gegeben: Oberbürgermeisterin Eva Weber und Oberbürgermeister Thomas Kiechle direkt nach der symbolischen Vertragsunterzeichnung (mit der Urkunde in der Mitte). Zeugen waren: (v. l.) Jürgen K. Enninger (Kulturreferent, Augsburg), Dr. Alfred Glocker (Bürger aus Cambodunum), Dr. Christof Flügel (Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern), Prof. Dr. Salvatore Ortisi (Lehrstuhlinhaber Provinzialrömische Archäologie an der LMU), Maria-Rodica Menzel (Bürgerin aus Cambodunum) und Martin Fink (Kulturamtsleiter, Kempten). © Fischer

Augsburg und Kempten haben beschlossen, ihr römisches Erbe in Zukunft gemeinsam zu präsentieren und zusammen eine Landesausstellung auszurichten.

Kempten – Augusta Vindelicum und Cambodunum gelten als die ersten echten römischen Städte auf dem Gebiet des heutigen Bayerns, ihre Bedeutung ist mit der von Köln, Trier, Mainz oder Xanten vergleichbar, betonte der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle bei der symbolischen Vertragsunterzeichnung im APC.

In Netzwerken und in strategischen Allianzen zu denken, zeichnete bereits die Römer aus, fügte seine Augsburger Kollegin Eva Weber hinzu. Das Ziel der aktuellen Kooperation ist, die römische Vergangenheit für die heutigen Bürgerinnen und Bürger erlebbar zu machen.

Landesausstellung: Römische Vergangenheit als Teil der eigenen Geschichte begreifen

Augsburg und Kempten wollen bei der Erforschung, Vermittlung und Bewerbung ihres aus der Römerzeit stammenden kulturellen Erbes gemeinsame Wege gehen. Der erste Schritt in diese Richtung ist eine vom namhaften britischen Archäologen Dr. Nigel Mills erstellte Studie, die die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit ausleuchtet. Bei einer Veranstaltung im Archäologischen Park Cambodunum (APC) wurde das gemeinsame Vorhaben der beiden Städte der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Die Römerstädte Kempten und Augsburg haben mit ihrem archäologischen Erbe ein enormes Potenzial, einen wichtigen Beitrag zum Kulturleben in Bayern zu leisten – das sich an die ortsansässige Bevölkerung genauso richtet wie an Touristen“, heißt es in der vom Freistaat Bayern, der Landesstelle für nichtstaatliche Museen und den beiden Städten finanzierten Studie.

Landesausstellung „Römerland Bayern“ in Kempten und Augsburg

Das erste konkrete Ergebnis der Kooperation soll die Landesausstellung „Römerland Bayern 2028“ sein, wofür in den Haushalt der bayerischen Regierung bereits Mittel eingestellt wurden. „Die Landesausstellung ist ein hochkarätiges kulturelles Strohfeuer“, betonte Dr. Christof Flügel von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen.

Man müsse auf dieser Basis über dauerhafte Lösungen nachdenken. Das gemeinsame Projekt bezeichnete er als ein Wagnis von hoher Bedeutung. „In München standen nicht einmal die ersten Holzhütten, als hier eine mediterrane Stadtkultur existierte“, hob er hervor.

„Auf ihre Art sind beide Städte einzigartig“

Die Kernfrage sei, warum man aus Kempten nach Augsburg fahren solle und von Augsburg nach Kempten, wenn man das römische Leben kennenlernen wolle, fragte der Archäologe. „Auf ihre Art sind beide Städte einzigartig“, erwiderte Professor Dr. Salvatore Ortisi, Leiter der Provinzialrömischen Archäologie an der LMU.

Kemptens Alleinstellungsmerkmal sind die hochwertigen archäologischen Funde. Es ist die einzige Stadt in Bayern, in der man die Strukturen einer römischen Stadt studieren und das Alltagsleben ihrer Bürger authentisch kennenlernen kann. In Augsburg wurde die Stadt im Gegensatz zu Kempten immer an der gleichen Stelle weitergebaut, die alten Steine fanden neue Verwendung, erklärte Weber. Andererseits verfüge die Stadt über viele wertvolle Kunstschätze aus der Zeit, die sie wieder in einem römischen Museum an einem neuen Standort präsentieren wolle (das alte in der Dominikenerkirche wurde vor Jahren geschlossen). Für die Identität von Augsburg spiele das römische Erbe eine bedeutende Rolle, wie der Name der Stadt und die Zirbelnuss im Wappen zeige.

Römerzeit noch heute spürbar

Die 500 Jahre Römerzeit in Bayern wirke bis heute, sagte Ortisi. Die damalige urbane Kultur habe Süddeutschland so stark mit dem Mittelmeerraum verbunden wie nie zuvor und nie danach. Augsburg als Provinzhauptstadt verfügte über ein größeres wirtschaftliches Potential als Kempten, aber die kulturelle Prägung beider urbaner Zentren zeigt große Parallelen.

Die massive Einwanderung aus den unterschiedlichsten Teilen des Reiches sorgte dafür, dass ab dem 2. Jahrhundert eine gemeinsame Identität entstand. „Kempten war ein Schmelztiegel“, sagte Stadtarchäologin Dr. Maike Sieler. Beide Städte gelten auch als „Keimzellen für die mittelalterliche Kultur im alemannischen Raum“.

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