Handelskonflikt USA gegen China: Deutschlands Wohlstand in Gefahr

Die Weltwirtschaftsordnung, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen - liberal, regelbasiert, multilateral - gerät zunehmend ins Wanken. Geopolitische Spannungen, zunehmender Protektionismus und nationale Eigeninteressen verdrängen die Prinzipien der freien Handelszusammenarbeit. Die neue Studie der vbw in Zusammenarbeit mit der Prognos AG beleuchtet die Folgen dieser Entwicklung für Deutschland und Bayern - zwei Regionen, die wie kaum eine andere vom Export und der internationalen Verflechtung abhängig sind.

Die Gründe für die tektonischen Verschiebungen sind vielfältig: Die Rivalität zwischen den USA und China verschärft sich. Die USA verfolgen seit der ersten Amtszeit von Präsident Trump eine protektionistische "America First"-Politik, während China mit der Strategie „Made in China 2025“ außenwirtschaftliche Autarkie anstrebt. Das multilaterale Handelsregime der WTO wird zunehmend zahnlos, bilaterale Machtpolitik ersetzt die jahrzehntelang gewohnte regelbasierte Ordnung.

Drei Szenarien entwirft die Studie zur künftigen Entwicklung:

  1. Eine offene EU, die mit neutralen Staaten verstärkt Freihandelsabkommen abschließt.
  2. Eine protektionistische EU, die sich abschottet und nur noch den Binnenmarkt stärkt.
  3. Eine geopolitische Eskalation mit einem massiven Handelsbruch zwischen dem Westen und China.

Die vbw hält eines der ersten beiden Szenarien für am wahrscheinlichsten. Präsident Wolfram Hatz betont: „Die Tendenz geht dahin, dass die EU auf drastische Handelsbeschränkungen verzichtet und stattdessen Kompensation durch den Abschluss von Handelsabkommen mit anderen Staaten und Regierungen sucht.“ Fortschritte in den Verhandlungen mit Mercosur oder ASEAN werden als Zeichen dieser Strategie gewertet.

Für Bayern und Deutschland geht es um sehr viel. Bayern hat mit einem Offenheitsgrad von 80 Prozent eine der höchsten Exportquoten. Die EU ist mit über 50 Prozent der wichtigste Handelspartner, aber auch China (11 Prozent) und die USA (9 Prozent) spielen eine zentrale Rolle - insbesondere für den bayerischen Maschinenbau und die Elektrotechnik. Erste Entkopplungstendenzen sind bereits erkennbar, z.B. bei den Exporten nach China.

Europa muss seine wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit stärken

Der Appell der Studie ist klar: Europa muss seine wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und strategische Autonomie stärken, ohne sich vom Welthandel abzukoppeln. Neben neuen Handelsabkommen ist die Stärkung des EU-Binnenmarktes entscheidend - durch Bürokratieabbau, die Harmonisierung von Standards und die Förderung des digitalen Dienstleistungshandels.

Die vbw sieht in der Krise auch eine Chance: Mit einem starken Binnenmarkt und neuen internationalen Partnerschaften kann die EU - und mit ihr Deutschland und Bayern - weiterhin erfolgreich im globalen Wettbewerb bestehen.

Die Studie „Folgen einer neuen Welt(wirtschafts)ordnung für Deutschland und Bayern“, hat die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. zum Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee veröffentlicht. Die Studie wurde von der Prognos AG für die vbw erstellt. Die Verbände bayme vbm vbw sind Co-Veranstalter des ersten Gipfeltages am 07. Mai.