Gutes Vorbild: Gemeinde Iffeldorf ist erste Kommune im Landkreis mit fertiger Wärmeplanung

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Teilgebiete geprüft: Für die kommunale Wärmeplanung wurde das gesamte Gemeindegebiet analysiert. Die Grafik beleuchtet die potenzielle Versorgung durch ein Wärmenetz. © Gemeinde/EWO

Die Gemeinde Iffeldorf ist die erste im Landkreis Weilheim-Schongau, die eine abgeschlossene kommunale Wärmeplanung vorweisen kann. Der Gemeinderat beschäftigte sich ein letztes Mal mit dem Entwurf, bevor Ende Juli der Beschluss ansteht. Ein Blick in den Plan verrät, was in Iffeldorf möglich ist.

Iffeldorf – In der jüngsten Sitzung des Iffeldorfer Gemeinderats ging es in dem, durch die Außentemperaturen, aufgeheizten Bürgersaal um ein heißes Thema: die kommunale Wärmeplanung. Sicher ein Tagesordnungspunkt, auf den das ein oder andere Ratsmitglied mit stolzgeschwellter Brust blickte. Denn die Kommune ist die erste im Landkreis Weilheim-Schongau, die eine abgeschlossenen Wärmeplanung vorweisen kann.

Fertige Wärmeplanung in Iffeldorf: Gemeinde ist Vorreiter im Landkreis

Um letzte eventuelle Fragen der Räte zu beantworten und den fertigen Entwurf vorzustellen, war Energieberater Andreas Scharli von der Energiewende Oberland (EWO) in die Sitzung gekommen. Der Bürgerstiftung mit Sitz in Penzberg war die Gemeinde Iffeldorf im Jahr 2011 beigetreten. Der Wärmeplan ging auf den Gemeinderatsbeschluss vom 17. April 2024 zurück, wo die Aufstellung beschlossen worden war. Rund 17.000 Euro kostet das Projekt, wobei der Freistaat 80 Prozent trägt.

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Im Bereich Hofmark ist laut Wärmeplan ein Wärmenetz denkbar. © Anne Rossa

Ein Blick in den Wärmeplan-Entwurf verrät: In Iffeldorf bestehen rund 881 beheizte Gebäude mit einem Nutzwärmebedarf von 20,34 Gigawattstunden pro Jahr. Mit dem Plan soll nun aufgezeigt werden, „wie eine vollständige und nachhaltige Energieversorgung im Bereich Wärme aussehen kann“, schreibt Bürgermeister Hans Lang (SPD) im Vorwort. Es werden verschiedene Optionen vorgeschlagen, um die lokale Wärmewende voranzutreiben.

Iffeldorf: Laut kommunaler Wärmeplanung ist im Bereich Hofmark ein Wärmenetz denkbar

Wärmenetze sollen ausgebaut oder neu geschaffen werden. „Dies beinhaltet speziell den Bau eines Wärmenetzes im westlichen Bereich der Hofmark, das wirtschaftlich mit der Wärme aus einer Pyrolyseanlage betrieben werden könnte“, ist im Plan zu lesen. Die anderen Gebiete in Iffeldorf eignen sich jedoch nicht für eine zentrale Wärmeversorgung, wie Lang im Gespräch mit der Rundschau berichtet.

Folgende Punkte werden in der Wärmeplanung für Iffeldorf allgemein behandelt: Aus- und Neubau von Wärmenetzen, Umstellung auf erneuerbare Wärmeerzeuger, Sanierung und Effizienzsteigerung, Begleitmaßnahmen zur Transformation bestehender Strukturen sowie Stärkung von Information und Beratung.

Zur Deckung des gesamten Wärmebedarfs in Iffeldorf werden jährlich rund 23.300 Megawattstunden Endenergie benötigt. „Den benötigten Wärmebedarf zu reduzieren und den verbleibenden Anteil durch erneuerbare Energien zu decken ist folglich entscheidend, um sich weiter in Richtung Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu entwickeln“, heißt es im Wärmeplan.

Aktuelle Energieträger in Iffeldorfs Haushalten

So der Blick in die Zukunft. Doch wie steht es aktuell um die Gemeinde? Auch hierzu finden sich Zahlen in dem Entwurf: In 2022 wurden 16,9 Prozent des Endenergiebedarfs durch erneuerbare Energien bereitgestellt. Den größten Anteil davon mit 3.056 Megawattstunden (13,1 Prozent) trug dabei der Energieträger Holz in Form von Hackschnitzeln, Pellets und Scheitholz. Wärmepumpen trugen mit rund 1,4 Prozent zur regenerativen Wärmeversorgung bei. 2,4 Prozent des Wärmebedarfs werden durch Solarthermie gedeckt. Heizstrom und Wärme aus BHKW machen einen kleinen Anteil von 0,9 Prozent aus. Der größte Anteil der Wärmeversorgung „stammt auch in Iffeldorf aus fossilen Energieträgern mit 51,5 Prozent Erdgas, 28,8 Prozent Heizöl und 1,9 Prozent Flüssiggas“, ist zu lesen.

Das Fazit der Energiewende Oberland: Die Ausgangslage der Gemeinde sei „durchaus positiv“, da Iffeldorf über „gute Voraussetzungen für die Nutzung erneuerbarer Energien – insbesondere im Bereich Biomasse, Solarthermie, oberflächennahe Geothermie und Umweltwärme“ verfüge. Auch gebe es ein großes Potenzial „zur Verbrauchsreduktion durch energetische Sanierungen im Gebäudebestand“.

Blick auf die CO2-Emmissionen in Iffeldorf zeigt: Wärmeplanung sollte „entschlossen“ umgesetzt werden

Aber: Trotz der guten Grundlagen sei der Handlungsbedarf erheblich. Denn der Anteil fossiler Energieträger – insbesondere Erdgas und Heizöl – „liegt derzeit noch bei über 80 Prozent und verursacht den Großteil der CO2-Emissionen im Wärmesektor“. Um das als Stiftungsmitglied der EWO erklärte Ziel, 100 Prozent erneuerbare Energien bis spätestens 2035 erreichen zu können, bedürfe es „einer entschlossenen Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen“.

Es gelten also die drei Ansätze: schrittweise Umstellung auf erneuerbare Wärmequellen, energetische Sanierung von Bestandsgebäuden und der Aufbau innovativer Ansätze lokaler Wärmeerzeugung.

In der Sitzung sagte EWO-Vertreter Scharli: „Es ist noch viel Erdgas und viel Heizöl im Einsatz“. Aber „der Trend wende sich da“ Richtung Wärmepumpe. „Die Fenster zu tauschen und das Dach zu dämmen“ sei das erste, was die Iffeldorfer machen können, formulierte es Isolde Künstler (SPD). Und das Dach anschließend mit einer PV-Anlage auszustatten. „Dämmen vor Einsatz von Technik bleibt nach wie vor der Grundsatz“, fasste Bürgermeister Hans Lang seinerseits zusammen.

Kommunale Wärmeplanung in Iffeldorf: Beschluss soll Ende Juli gefasst werden

In der Gemeinderatssitzung Ende Juli soll der Entwurf der kommunalen Wärmeplanung formell beschlossen werden, sagt Lang auf Nachfrage. Ist der Plan dann beschlossen, ist es „mehr oder weniger den Bürgern überlassen“, sich zu informieren, wie sie ihr Gebäude den Empfehlungen entsprechend anpassen können. Die Gemeinde geht mit gutem Vorbild voraus. „Scheibchenweise“, wie das Rathausoberhaupt es formulierte, werden die kommunalen Liegenschaften umgestellt.

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