Abschied von der Heißmangel

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Übernahm die Wäscherei 1991: Urenkelin Brigitte Heiss mit alten Fotos. Die 65-Jährige freut sich nun auf eine neue Herausforderung als Schulbusfahrerin. © Uli Singer

Eine Ära ist zu Ende: Die Heißmangel mit Bügelservice Schweitzer in Oberpffafenhofen ist geschlossen. Nach dem Krieg, 1948, hatte Anna Hörmann ihre Wäscherei in einer Baracke in Oberpfaffenhofen eröffnet. Zuletzt befand sich das Geschäft an der Ettenhofer Straße und wurde von Urenkelin Brigitte Schweitzer geführt.

Oberpfaffenhofen - Eine zündende Idee, viel Elan und ein Quäntchen Glück waren Voraussetzungen, damit Anna Hörmann ihr Geschäft in einer Baracke in Weßling starten konnte. Man schrieb das Jahr 1948. Der Krieg war zu Ende, die Not war groß. Und da überlegte die damals 44-jährige Weßlingerin, für die GIs, die reichlich in Weßling Station machten, die Wäsche zu waschen. Damit war der Grundstein für eine erfolgreiche Geschäftsidee gelegt. Aus der ehemaligen kleinen Wäscherei wurde im Laufe der Jahrzehnte die „Heißmangel mit Bügelstation Schweitzer“. Zum Jahresende ging Inhaberin Brigitte Schweitzer in Ruhestand – einen Nachfolger hat sie nicht gefunden.

Ein altes Foto aus dem Archiv: Tochter Gerda Hörmann half von Beginn an in der Wäscherei mit und fuhr damals mit dem Fahrrad die Wäsche aus.
Ein altes Foto aus dem Archiv: Tochter Gerda Hörmann half von Beginn an in der Wäscherei mit und fuhr damals mit dem Fahrrad die Wäsche aus. © privat

Zurück zu Firmengründerin Anna Hörmann. Sie hatte 1948 nicht nur den amerikanischen Besatzern die Wäsche gewaschen und gebügelt. Sie bot außerdem einen Mittagstisch an – kochen lernte sie als Herrschaftsköchin in der historischen Schwedenvilla in Oberpfaffenhofen – und hatte auch bald schon viele Weßlinger als Kunden gewonnen. Ihre Tochter Gerda wiederum half von Anfang an als Kind bei der Mutter mit und übernahm zudem mit einem Fahrrad das Ausfahren der frisch gewaschenen und gebügelten Wäsche.

Es dauerte nicht lange, da hegte Anna Hörmann anno 1950 Expansionsgedanken. Sie kaufte einen Opel DKW als Lieferauto, „es war das erste Lieferauto in Weßling überhaupt“, und aus der provisorischen Wäscherei wurde eine Heißmangel. Ihren Mitarbeiterstamm hatte sie auf fünf Mitarbeiterinnen aufgestockt, weiß Schweitzer. 1972 übergab die Oma dann die Firma an Tochter Gerda und Schwiegersohn Dieter Eitner, die anno 1968 das legendäre „Heinrich Brüne-Haus“ in Oberpfaffenhofen kauften und stilgerecht sanierten. In einem kleinen Anbau aber integrierten sie 1974 die Heißmangel von Anna Hörmann, die nun unter dem Namen „Eitner“ und mit zwei Mitarbeiterinnen weitergeführt wurde.

In dieser alten Baracke in Oberpfaffenhofen eröffnete damals Anna Hörmann ihre Wäscherei.
In dieser alten Baracke in Oberpfaffenhofen eröffnete damals Anna Hörmann ihre Wäscherei. © privat

Die Übergabe von Gerda Eitner an Tochter Brigitte Schweitzer, die bereits 1991 mit Ehemann Roland und den zwei Kindern ins Elternhaus mit eingezogen waren, fand dann 2010 statt – und aus der „Heißmangel Eitner“ wurde nun an der Ettenhofener Straße in Oberpfaffenhofen die Firma „Heißmangel mit Bügelservice Schweitzer“.

An ihrem Arbeitstisch in Oberpfaffenhofen: die Gründerin Anna Hörmann bei der Arbeit.
An ihrem Arbeitstisch in Oberpfaffenhofen: die Gründerin Anna Hörmann bei der Arbeit. © privat

Die heute 65-Jährige hat mehr der Moral gehorchend als aus Leidenschaft die Heißmangel von Mutter Gerda Eitner übernommen. „Ich war Fotografin und Fotolaborantin, mochte meinen Beruf und habe lange überlegt. Ich brachte es aber nicht übers Herz, als die Mama aufhören wollte, die Firma der Oma nicht zu übernehmen.“ Doch zum Jahresende war dann Schluss. „Ich hörte mit einem lachenden, aber auch einem weinenden Auge auf. Erstens freue ich mich darauf, künftig als Schulbusfahrerin für Kinder eine neue und auch schöne Herausforderung zu übernehmen. Andererseits aber fällt mir der Abschied schwer, weil ich sehr viele nette und gute Kunden habe, die ich nun vermissen werde.“

Uli Singer

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