Müll im See und überall
Immer Ärger mit dem Silvestermüll: Im Landkreis häufen sich die Beschwerden über die durch die Böllerei verursachten Müllberge. Rundum sind die Bauhöfe im Einsatz. Aber es gibt auch gute Nachrichten wie in Herrsching und in Geisenbrunn. Dort räumten die Bürger den Müll selbst vorbildlich zusammen.
Landkreis - Silvester trennt die Geister in die Fraktionen der Raketenfans und -feinde. Was alle ärgert, ist am Ende der Müll, denn längst nicht jeder räumt ihn weg. So wie beispielsweise in Hechendorf. Dort zogen Fans des großen Geböllers in der Silvesternacht an den Ortsrand und ließen dort im Außenbereich und Landschaftsschutzgebiet auf einer landwirtschaftlich bewirtschafteten, neben einem Biotop liegenden Fläche ihre Raketen steigen. Wenige hundert Meter weiter fuhren Unbekannte mit Fahrzeugen ins freie Feld und zündeten dort ihre Raketen. Allein in Starnberg sammelte der Betriebshof sechs Kubikmeter Müll ein.
„Wir haben unseren Augen nicht getraut, als wir nach Hause kamen“, berichteten Thomas und Bettina Ruhdorfer aus Hechendorf am Mittwoch. Sie wohnen am Ende einer Sackgasse, von der aus es direkt aufs freie Feld geht. Einige Meter außerhalb der Ortschaft hatte eine Gruppe Menschen in der Silvesternacht über einen langen Zeitraum hinweg ein ordentliches Feuerwerk veranstaltet, weithin sichtbar. Zum Aufräumen reichte es dann aber wohl nicht mehr. Die Verursacher ließen ihren Müll an der Entsorgungsbox für Hundekot liegen, stopften ihn zum Teil auch rein. Der Acker war derweil übersät mit Müllresten. Zwei Stunden lang räumten die Ruhdorfers mit einer Nachbarin den Dreck weg. „Auch das Feld haben wir gereinigt“, so Bettina Ruhdorfer.

Entsetzt war auch der Herrschinger Dietmar König. Als er am Neujahrstag mittags hoch zum Weiler Rausch spazierte, stolperte er über jede Menge Müll. „Unvorstellbar, wie respektlos manche Mitbürger mit ihrem Abfall umgehen. Ganz abgesehen davon, dass sie die Umwelt- und Klima-Probleme offensichtlich nicht verstehen“. Diese Zuschrift adressierte er mit zahlreichen Bildern von dem beliebten Aussichtspunkt über den Ammersee und in die Berge an den Starnberger Merkur. Allerdings gibt es auch in Rausch Bewohner, die sich der Sache annahmen. „Am späten Nachmittag des Neujahrstages war von dem Chaos nichts mehr zu sehen“, sagte Herrschings Bürgermeister Christian Schiller. Der Bauhof holte die vollen Säcke am Donnerstag ab.
Dass offenbar einige auch in die Natur fahren und gehen, um dort ihre Raketen abzuschießen, ist nichts Neues. Barbara Beck, Sprecherin des Landratsamts in Starnberg, erinnert in diesem Zusammenhang allerdings an die Schutzgebietsverordnung von 1972. Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutzgebiets oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Störung führen können, sind verboten, heiß es dort. „Das kann man natürlich so oder so auslegen, aber grundsätzlich fällt das Zünden von Raketen in diesen Bereich.“ Ein Sprecher der Polizei Herrsching nennt auch das Einfahrverbot auf landwirtschaftlichen und Forstwegen. Abgesehen davon sei die Beschwerdelage die gleiche wie in den Jahren zuvor über Lärm und Dreck, das bestätigt auch die Polizei in Gauting.
In der Gemeinde Wörthsee sammelte sich der Müll ebenfalls an vereinzelten Stellen. Wie Bürgermeisterin Christel Muggenthal gestern berichtete, sind die Pächter der Kioske an den Badestränden dazu angehalten, die Flächen aufzuräumen. „Das funktioniert auch gut.“ Allerdings ist an der Maistraße der Kiosk gerade geschlossen. „Dann muss notfalls der Bauhof helfen. Der ist allerdings ferienbedingt besetzt und für das Schneeräumen zuständig, nicht dafür.“
In der Kreisstadt Starnberg räumten zehn Mitarbeiter des Betriebshofs am Mittwoch von 7 bis 12.30 Uhr den Dreck ihrer Mitbürger auf, „insgesamt rund sechs Kubikmeter“, schätzte Josef Penzkofer, Leiter der Straßenmeisterei Starnberg. Einiges an Müll hätten sie auch aus dem See klauben müssen. „Die Leute wissen nachts nicht mehr, was sie tun.“ Außerdem seien besonders Seepromenade, Prinzenweg, Schlossgarten und Waldspielplatz betroffen gewesen.
In Gilching war der Bauhof allein im Ortszentrum mit vier Mann im Einsatz, weitere fünf räumten im Gemeindegebiet auf. „Gefühlt war es mehr Müll als im vergangenen Jahr“, sagte ein Mitarbeiter, der seit fünf Jahren im Gilchinger Bauhof tätig ist und insgesamt seit zwölf Jahren im Landkreis in Bauhöfen arbeitet. „Die Leute waren heuer sehr motiviert zu böllern“, sagte er. Die Straßen seien übersät gewesen mit den Batterien, eine davon habe letztlich auch einen Garagenbrand in Alling verursacht. Das größere Problem seien allerdings die vielen zerbrochenen Glasflaschen. Doch er konnte auch Gutes berichten: „In Geisenbrunn mussten wir nicht aufräumen. Das haben die Bürger dort selbst gemacht.“
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Ähnlich war die Situation in Herrsching: „Das hat es noch nie gegeben“, freute sich dort Bauhofleiter Josef Mörtl. Und auch Bürgermeister Schiller war voll des Lobes für die Herrschinger, die den Müll nach dieser Silvesternacht „schön zusammengeräumt haben“. Der Bauhof war auf alles vorbereitet, zwölf Mitarbeiter waren in drei Fahrzeugen eingeteilt, „aber nach eineinhalb Stunden waren wir fertig“, so Mörtl. Denn viele Bürger hatten den Müll auf den Straßen säuberlich zusammengekehrt und an die Mülltonnen gestellt. „Wer auch immer das war, da muss man danke sagen“, so Mörtl. Nachdem er am Neujahrsmorgen schon um 4 Uhr mit dem Streufahrzeug unterwegs gewesen war, hatte er Schlimmes befürchtet und war positiv überrascht.
