Letzte Woche schwitzte man bei Linkin Park noch in der Merkur Spiel Arena in Düsseldorf. Doch das Wetter wollte am Dienstag (8. Juli) nicht ganz mitspielen. Die Mehrzweckhalle von Fortuna Düsseldorf schließt ihr Dach – und verwandelt das Event-Feeling vom Sommer unter freiem Himmel in echtes XXL-Arena-Flair.
Taylor Momsen: Rock'n'Roll statt "Gossip Girl"
Als Vorband agieren heute The Pretty Reckless aus den USA. Und manch einer mag sich wundern: "Das ist doch Jenny aus 'Gossip Girl'?'" Und in der Tat: Taylor Momseon steht am Mikrofon und ist der Blickfang der Gruppe. Denn während ihre drei Mitmusiker meist an Ort und Stelle stehen, spintet die Sängerin über die große Bühne. Auch stimmlich liefert sie mit ihrer kratzigen Rockröhre ab.
Das wird mit mehr als ordentlichem Applaus zwischen den Songs – aber so ganz will der Funke nicht überspringen. Dem Alternative Rock – irgendwo zwischen Pearl-Jam-Grunge und Zitaten von Led Zeppelin oder Aerosmith – fehlen die zündenden Melodien. Der gut 50 Minuten lange Auftritt ist nett, den gut 40.000 Fans wird eine namhafte Band vorgesetzt.
AC/DC geben Lehrstunde in Rock'n'Roll
Wie man ein Publikum in Begeisterung versetzt, zeigen dann AC/DC. Mit "If You Want Blood (You Got It)" legt man schon mal ordentlich los. Sänger Brian Johnson klingt wie eh und je. Und auch Gitarrist Angus Young hat Energie, stapft über die Bühne und wirft sich in viele Posen. Die Mitmusiker agieren jedoch sehr im Hintergrund, bleiben auf Höhe des Drumkits stehen, dürfen nur für Backing-Vocals etwas mehr nach vorne.
Die Setlist ist mit Hits und zwei neuen Songs bestückt. Doch auch "Demon Fire" und "Shot in the Dark" kommen gut an. Erstaunlich: "Highway to Hell" – eine DER Hymen der Rockgeschichte – wird schon mittig im Set gebracht und dennoch gehen den Rockern aus Down Under nicht die Klassiker aus. "Shoot to Thrill", "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" oder "You Shook Me All Night Long" folgen noch.
Und immer ist es Angus Young – heute in einer dunklen Schuluniform – der den Ton angibt. Nach jedem Song rennt er zur Band, um den finalen Ton anzuschlagen. Meist optisch vorbereitet mit einem Sprung. Für einen Mann, der 70 ist, eine mehr als passable Leistung über die vollen zwei Stunden des Konzerts.
AC/DC: 20-Minuten-Solo wird zur Belastungsprobe
Doch sein Elan ist auch der – zumindest für mich – größte Kritikpunkt. Die Band spielt zum Ende des regulären Sets "Let There Be Rock". Der Song ist ein Knaller, gehört mit zum härtesten, was AC/DC zu bieten haben.
Doch dann setzt Angus zu einem Gitarrensolo an. Und das geht gut 20 Minuten. Dass er als Gitarrenlegende natürlich ein langes Solo spielen möchte – absolut verständlich, gewünscht und seit jeher fester Bestandteil der Show. Aber gleich 20 Minuten Gefiedel? Das ist dann zumindest für meinen Geschmack etwas zu viel. Zumal technisch oder melodisch auch nicht über die volle Distanz weg viel geboten wird. Und auch andere Zuschauer um mich herum tippen schon fleißig auf ihrem Handy herum. Andere spielen Luftgitarre. Da scheinen also geteilte Meinungen zu herrschen. Der Zugabenteil von "T.N.T." und "For Those About to Rock" entschädigt dann wieder.
AC/DC können auch noch nach 50 Jahren für eine Spieldauer von über zwei Stunden rocken und das Publikum begeistern. Statt XXL-Solo hätten sich die Leute bestimmt auch noch über den einen oder anderen Song gefreut. Aber das ist jetzt motzen auf hohem Niveau. Vor der Leistung kann man nur seinen Hut ziehen.