Er gehört zum Christkindlmarkt wie Glühwein und Bratwurst: Friedrich Miller. Der gebürtige Olchinger war schon bei der Gründung vor 50 Jahren dabei, erst als Maroni-Brater, dann als Glücksbringer bei der Tombola des Gewerbeverbandes. Nun steht sein letztes Christkindlmarkt-Wochenende an.
Olching – Friedrich Miller hat Zeiten erlebt, da konnte man noch elektrische Bohrmaschinen auf dem Olchinger Christkindlmarkt kaufen. Das war ganz am Anfang, so vor 50 Jahren. Der Markt war einer der ersten in der Region. Die Idee hatten die Geschäftsleute, unter anderem Millers Vater, Sebastian Miller. „Heute könntest‘ das so aber nicht mehr machen“, sagt der 79-Jährige ganz ehrlich. Er weiß es, er hat sein halbes Leben auf dem Markt verbracht, am kommenden Wochenende wird er zum letzten Mal an seinem Stand mit der leuchtenden Schrift stehen.
Schon immer in Olching gelebt
Ein guter Grund, den Mann, der kürzlich auch eine Anerkennung der Stadt erhalten hat, vorzustellen. Das hat er verdient, wie man hört. Nur: Miller steht nicht so gerne im Rampenlicht. Der Christkindlmarkt, das ist für ihn nämlich einfach ganz selbstverständlich. „Leute treffen, ratschen. Das ist doch Teil des Lebens“, sagt Miller. Und er kennt viele Menschen in der Stadt. Miller ist ein gebürtiger Olchinger (ja, wirklich, Hausgeburt). Er hat nie woanders gelebt als an der Hauptstraße, nicht so weit weg vom Christkindlmarkt.
Vor 50 Jahren kam Millers Vater mit seinen Partnern darauf, einen Christkindlmarkt ins Leben zu rufen. „Da war ich natürlich dabei, ich konnte ja kaum nein sagen“, erklärt Miller, der damals um die 29 Jahre alt war, gewohnt bescheiden.
Zuerst wurden die Stände des örtlichen Gewerbes am Bahnhof aufgebaut, mit den Produkten, die man auch in den Geschäften erwerben konnte. Alles noch recht improvisiert, allerdings in weihnachtlichem Ambiente. Miller junior bereitete damals die Maroni zu. An dem Ofen, der heute noch am Stand der Schalks beste Dienste leistet. Doch der Markt entwickelte sich weiter. Nach einem Sturm, der alle Buden hinwegfegte, ging es zur geschützten Fläche an der Kirche St. Peter und Paul, später dann noch ein Stück weiter auf den heutigen Nöscherplatz.
Und man hatte die Idee, nicht nur seine Produkte zu verkaufen, sondern etwas für den guten Zweck zu tun. Die Tombola der Geschäftsleute war geboren. Die betreut Miller nun auch schon seit einer halben Ewigkeit. Erst wurden die Gewinne noch von der Sparkasse und der Raiffeisenbank ausgegeben. „Das war aber so ein Aufwand, irgendwann ging das nicht mehr“, berichtet Miller. Also griff man auf Gutscheine zurück. Der Vorteil: So werden die Christkindlmarkt-Besucher vielleicht gleich zu neuen Kunden.
Allerdings gibt es von den Geschäften, die früher, ganz am Anfang dabei waren, nur noch wenige. Die Millers, die mit ihrem Haushaltswarengeschäft im Herzen der Stadt 120-jähriges Bestehen feierten, sind schon eine Ausnahme. Längst hat die nächste Generation übernommen, Friedrich Miller ist aber trotzdem noch regelmäßig in dem Familienbetrieb. Ablenkung ist manchmal halt auch sehr willkommen.
Der Senior sieht die Dinge recht pragmatisch. Wenn er an seinen letzten Tag als Aktiver auf dem Christkindlmarkt denkt, dann kommt keine große Wehmut auf. „Alles hat seine Zeit. Schauen Sie, ich werde bald 80 Jahre alt“, erklärt der Olchinger. Da sei es schon an der Zeit, die Jüngeren heranzulassen. Nachfolger gibt es schon.
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Markt ist ein Besuchermagnet
Doch Miller wird es sich sicher nicht nehmen lassen, als Christkindlmarkt-Rentner vorbeizuschauen. Der Markt habe sich so toll entwickelt, sei zum echten Besuchermagneten geworden. Zahlen hat er nicht. „Aber man merkt das ja schon, wenn so viel los ist, dass man sich durch die Menge drücken muss.“ Das sei ganz wunderbar.
Und wichtig: „Olching hat viele Neubürger. Die können hierherkommen, andere kennenlernen und ratschen.“ Ob der Glühwein grün ist, rot, rose, oder wie auch immer. Das sei egal. Schön sei einfach, dass man zusammenkomme.
Perchten kommen
Der Olchinger Christkindlmarkt am Nöscherplatz ist Freitag von 17 bis 20.30 Uhr und am Samstag und Sonntag von 14 bis 20.30 Uhr geöffnet. Am Sonntag wartet noch ein besonderes Highlight: Um 18 Uhr werden die Amperperchten ihr Unwesen treiben.