78 Menschen an Bord: Schiff kracht gegen Felsen – und versinkt kopfüber in der Adria
Ein Passagier-Schiff ist vor der kroatischen Adria-Insel Premuda auf ein Riff gelaufen. Dank einer dramatischen Rettungsaktion gab es keine Verletzte.
Zadar – Ein Fährunglück in Kroatien wirft einen Schatten auf die Sicherheit der Küstenschifffahrt in dem beliebten Urlaubsland. Mit seinen 1244 Inseln und Felsen, von denen 47 bewohnt sind, ist Kroatien ein Land, in dem Urlaub oft mit einer Fährfahrt verbunden sein kann. Vor der norddalmatinischen Insel Premuda ist jetzt eine Fähre gesunken, nachdem sie auf ein Riff aufgelaufen war.
Wie das kroatische Ministerium für Meer, Verkehr und Infrastruktur (MMPI) mitteilte, lief der Passagier-Katamaran Princ Zadra am Freitag gegen 18.20 Uhr nur wenige Hundert Meter vom Ufer entfernt auf dem Bračići-Felsen in der Nähe des Hafens der Insel Premuda auf Grund. Die ersten, die zur Rettung kamen, seien etwa zwanzig Einheimische aus Premuda gewesen, die mit zehn Fischerbooten die Rettungsaktion starteten.

Das kroatische Schiff lief auf einen Felsen auf und bekam Schlagseite - Fischer bargen Schiffbrüchige
Zum Zeitpunkt des Unfalls befanden sich laut MMPI sechs Besatzungsmitglieder und 72 Passagiere auf dem Katamaran. Das Schiff bekam Schlagseite und war manövrierunfähig. Die Seenotrettung in Rijeka wies dann das in der Nähe befindliche Passagierschiff Vladimir Nazor des Fährunternehemns Jadrolinija an, sofort zum Unglücksort zu fahren und bei der Evakuierung der Passagiere und Besatzungsmitglieder zu helfen.
Alle Insassen seien sicher zur Insel Silba gebracht worden und dort von Bord gegangen, wo sie medizinisch untersucht wurden, teilte das MMPI weiter mit. Niemand sei verletzt worden.
Einen Tag nach dem Fels-Zusammesntoß trieb der Sturm das leckgeschlagene Schiff in die Adria – wo es sank
Am Samstag (16. November), kurz nach 15 Uhr, rutschte der Katamaran dann laut croatiaweek.com aufgrund starker Winde von dem Felsen ab. Auf diesen war er auf Grund gelaufen und versank kopfüber im Meer, das an dieser Stelle etwa 50 Meter tief ist. Beamte der Hafenbehörde von Zadar führten am Ort des Sinkens eine vorläufige Untersuchung zu den Unfallursachen durch. Der Princ Zadra (zu deutsch: Prinz von Zadar) war seit 2003 im Einsatz und diente den Bewohnern und Gästen der Inseln Silba, Olib und Premuda als Shuttle zum Festland nach Zadar. Der Katamaran war 34 Meter lang und 9,5 Meter breit und hatte eine Kapazität von bis zu 300 Passagieren. Mit einem Tiefgang von nur 1,5 Metern war er für flache Gewässer ausgelegt.
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Die zuständige Unfalluntersuchungsstelle hat das Unglück als „schweren Seeunfall“ eingestuft und eine weitere Untersuchung eingeleitet. Alen Rukavina, Kapitän des Hafens von Zadar, sagte gegenüber der Zeitung Večernji list, dass bei allen Besatzungsmitgliedern ein Alkoholtest durchgeführt worden ist, alle Tests seien negativ ausgegangen. Ziel der Untersuchungen sei die Verhinderung zukünftiger Unfälle und nicht die Feststellung der Schuld. Offenbar ist auch Öl aus dem gesunkenen Schiff ausgetreten.
Einheimische trauern um ihren Katamaran, der sie seit Jahren an Land brachte
Bei den Einheimischen ist das Entsetzen groß. „Princ Zadra, seine Crew und das Management waren schon immer viel mehr als ein Transportmittel an Land und auf die Insel. Das Schiff war nicht nur ein Schiff, der Prinz war ein Zufluchtsort und ein Zuhause für uns“, schreibt eine Userin bei Facebook und postet viele Erinnerungsbilder inklusive des Sinkens der Fähre. Viele Pendler und Auszubildende sowie auch Urlauber nutzten die Fähre regelmäßig.
Eine andere Userin schreibt: „Es ist nicht nur traurig – es ist eine Katastrophe – Gott sei Dank geht es den Fahrgästen gut.“ Und ein User glaubt, das Schiff hätte gerettet werden können: „Ich verstehe nicht, warum sie es nicht mit Ballons gefüllt und das Loch geschlossen und das Wasser raus gepumpt haben, sie hätten es reparieren können, damit es Zeit war, dass das Boot langsam auf den Platz geschwenkt wird! Nun, das haben wir bei der Marine im Süden fast jede Woche gemacht. Dieses Schiff sollte nicht versenkt werden, wegen so eines Unfalls!“

Hat sich ein Autopilot an der Fähre von selbst ausgeschaltet?
Auf boote-forum.de wird auch gerätselt, was die Unfallursache betrifft, ein User schreibt: „Was ich dann doch ungewöhnlich finde, weil Fähren (die sieht ja auf dem Foto halbwegs modern aus) ja eigentlich immer die gleiche Route fast auf den Strich fahren, oft sogar mit Autopilot.“ Ein anderer User antwortet: „Das ist ja dann schon die am ehesten anzunehmende Fehlerquelle. Muss sich nur abgeschaltet haben und schon geht es nicht mehr auf dem Strich vorwärts, bis der wieder aktiv war.“
Immer wieder geraten Fährschiffe in gefährliche Situationen: Im Januar trafen Acht-Meter-Wellen eine Fähre in Italien, die beinahe kenterte. Vor den Phlegräischen Feldern sorgte der vom Vulkanismus deformierte Boden im März dafür, dass eine Fähre ebenfalls auf Grund lief. Im Mai wurden bei einem Feuer in einem Yachthafen in Istrien Dutzende Boote vernichtet.