Selenskyj hält Putins „rote Linien“ für einen Bluff – Ukraine meldet Erfolge bei Kursk-Offensive

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Trotz des ukrainischen Vorstoßes in Kursk bleibt ein großer Vergeltungsschlag Russlands aus. Selenskyj sieht darin auch eine Botschaft an den Westen.

Kiew – Russlands Reaktion auf die ukrainische Kursk-Offensive am 6. August überrascht. Auf den Vorstoß schien der Kreml zunächst eine passende Reaktion zu suchen und verlegte „Space-Truppen“ nach Kursk. Von einem Vergeltungsschlag scheint Russland bisher jedoch abzusehen – mehrmals drohte Präsident Wladimir Putin damit, sollte seine „rote Linie“ überschritten werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht mittlerweile von leeren Worten aus.

Selenskyj äußert Verdacht: Putins „rote Linien“ nur ein Bluff?

Am Montag (19. August), äußerte sich Selenskyj vor Diplomaten in Kiew zu dem Angriff in Kursk. Er denke, dass die Drohungen des Kremls, einen Vergeltungsschlag durchzuführen, sich als Bluff herausgestellt hätten, sagte er laut der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir sind Zeugen einer bedeutenden ideologischen Verschiebung – das naive, illusorische Konzept der sogenannten roten Linien gegenüber Russland, das die Einschätzung des Krieges durch einige Partner dominierte, ist in diesen Tagen zerbröckelt“, erklärte Selenskyj.

Wladimir Putin (l.) drohte bereits mehrmals mit Konsequenzen, sollte die Ukraine und der Westen seine „rote Linie“ überschreiten. Wolodymyr Selenskyj redet mittlerweile von einem Bluff. © Fotomontage Kay Nietfeld/Gavriil Grigorov/dpa

In seiner Ansprache richtete er sich an die Verbündeten, die Langstreckenwaffen geliefert, jedoch untersagt hatten, diese tief in Russland zu verwenden. Sie fürchteten, Putins „rote Linie“ zu überschreiten. Aufgrund dieser Einschränkungen könne die Ukraine die ihr zur Verfügung stehenden Waffen nicht nutzen, um russische Militärziele anzugreifen. Daher appellierte Selenskyj an die Verbündeten, mutiger in ihren Entscheidungen zu sein.

Putins „rote Linien“: Selenskyj fordert mehr Mut von den Verbündeten

„Die Welt sieht, dass in diesem Krieg alles nur vom Mut abhängt – unserem Mut, dem Mut unserer Partner. Von mutigen Entscheidungen für die Ukraine, vom Mut, die Ukraine zu unterstützen“, betonte der ukrainische Präsident. Auch einige Experten sind der Meinung, dass der Westen die „roten Linien“ überbewerte.

Erfolge in Kursk: Ukrainische Armee nimmt weitere Gebiete in Russland ein

Unterdessen setzte die ukrainische Armee ihren Vormarsch in Kursk am Montag fort. „Stand heute kontrollieren unsere Streitkräfte mehr als 1250 Quadratkilometer feindlichen Gebiets“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP Selenskyj. Seit dem Vorstoß kontrolliert die ukrainische Armee Teile des Gebiets, darunter auch die strategisch wichtige Stadt Sudscha, ein Knotenpunkt für Gaslieferungen nach Westeuropa.

Laut eigenen Angaben kontrollieren die ukrainischen Truppen inzwischen 92 Ortschaften. Zudem gelang in den letzten Tagen die Zerstörung von zwei wichtigen Brücken über den Fluss Sejm. Dadurch konnten Moskaus Nachschubwege in die Kampfzone unterbrochen werden. Eine dritte Brücke über den Sejm wurde am Wochenende angegriffen, wie ein russischer Militärermittler in einem Video erklärte, das der kremlfreundliche TV-Kommentator Wladimir Solowjew veröffentlichte.

Ukrainische Kursk-Offensive macht Friedensverhandlungen aktuell unwahrscheinlicher

Die Soldaten in Kursk sollen laut Selenskyj „unsere Ziele erreichen“. Dazu gehört die Schaffung einer „Pufferzone“ sowie die Erhöhung des Drucks auf Russland in Bezug auf Friedensverhandlungen. Selenskyj hatte den vollständigen Rückzug der russischen Armee von ukrainischem Staatsgebiet, einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim, zur Bedingung für Verhandlungen gemacht. Russland hingegen fordert den Rückzug der Ukraine aus vier von Russland besetzten Gebieten der Ukraine sowie den Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft.

Am Montag lehnte Moskau Verhandlungen mit Kiew ab. „Angesichts dieser Eskapade werden wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht reden“, erklärte Kremlberater Juri Uschakow im Onlinedienst Telegram. Es sei aktuell „völlig unangebracht, in einen Verhandlungsprozess einzutreten“. Der ukrainische Vorstoß habe die Aussicht auf Friedensverhandlungen in die Ferne gerückt. Der Beginn möglicher Gespräche hänge „von der Situation im Kampfgebiet ab, auch in der Region Kursk“, so Uschakow. (vk/afp/reuters)

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