Im Dienste der Gesundheit: Seit einem halben Jahrhundert gibt‘s die Sonnenapotheke in Wolfratshausen
Die Wolfratshauser Sonnenapotheke wird von den Kunden geschätzt. Es kann schonmal vorkommen, dass die Chefin für Senioren auch mal in den Supermarkt fährt.
Wolfratshausen – Nein, ganz aufzuhören, das geht gar nicht. Dafür liebt Inge Häfner (88) ihre Arbeit zu sehr. Vor 50 Jahren hatte sie – damals noch an der Faulhaberstraße – ihre eigene Apotheke eröffnet. Heute befinden sich die Räume der Sonnenapotheke an der Sudetenstraße. Doch auch wenn Tochter Monika Häfner-Schermann seit 2007 das Familienunternehmen führt: Bis vor Kurzem stand die Seniorin selbst immer wieder hinter der Theke, um ihre Kunden zu beraten.
Geboren wurde die Pharmazeutin mit dem unverwechselbaren Humor in München, obwohl die Familie damals eigentlich in Berlin lebte. „Meine Mutter hat darauf bestanden. Und so bin ich in der Kinderklinik Dritter Orden auf die Welt gekommen.“ Die Kriegswirren sorgten dafür, dass die Familie auf den Bauernhof von Häfners Onkel nach Dillingen an der Donau zog. „Jeder musste mithelfen“, erinnert sich die 88-Jährige. Ihre Aufgabe als Siebenjährige war es, den Stall der 40 Schweine auszumisten. „Hier habe ich früh gelernt, was Verantwortung und Arbeit bedeutet.“
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Häfner besuchte als eines von vier Mädchen unter 68 Buben ein bischöfliches Knabenseminar, machte später am Luisengymnasium in München das Abitur. „Mein Vater hätte sich für mich gerne einen kaufmännischen Beruf gewünscht, aber hier liegt meine große Schwäche: Mit Papier umzugehen, etwas zu sortieren, nee, das ist nichts für mich.“
Eine Tante schlägt Apotheker-Beruf vor
Eine Tante schlug Häfner „Apothekerin“ vor. Ein guter Rat, die junge Frau legte das beste Vorexamen in ganz Bayern ab. Obwohl, beinahe hätte sie einmal ihre Lehrstelle verloren: „Ich habe fast Nitroglycerin hergestellt – da wäre ich fast geflogen.“ Nitroglycerin wird in der Medizin als Arzneistoff verwendet, der die Durchblutung des Herzens verbessern soll. Bekannter ist eine andere Verwendung: Er wird in Form von Dynamit als Sprengstoff eingesetzt.

Inge Häfner arbeitete im Laufe der Zeit in vielen Apotheken, was dem Beruf ihres Mannes geschuldet war, der bei der Bahn tätig war. 1966 landete die Familie in Waldram. Hier gab es an der Faulhaberstraße eine Art Geschäftszeile mit Kurzwaren, Bäcker und einer Apotheke. „Das ist die Maximiliansstraße von Waldram haben wir immer gesagt“, erzählt Häfner und lacht. 1974 übernahm sie die pharmazeutische Einrichtung. „Damals waren wir zu dritt: Eine Alt-Vorexaminierte, also eine Apothekerassistentin, ein Universalgenie aus Rumänien und ich.“
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2000 zog die Sonnenapotheke um an die Sudetenstraße. „Wir hatten lange überlegt, ob das klappt. Zuerst waren dort eine Fußballwiese und gegenüber an den Gleisen ein alter Kiosk, der einmal zum Bahnhof Föhrenwald zählte“, berichtet die heutige Apothekeninhaberin Monika Häfner-Schermann.
Doch die Waldramer nahmen den neuen Standort an, was vielleicht auch an den ihnen bereits wohlbekannten Gesichtern lag. „So hat eine Kollegin, Christine Dirscherl, 1985 bei uns eine Lehre angefangen und ist seitdem fester und geschätzter Teil des Teams.“ Heute kümmern sich insgesamt 14 Kollegen inklusive drei Ausfahrer um die Fragen und Bedürfnisse der Kunden.
Kunden schätzen den familiären Betrieb
Eines hat sich über all die Jahre nicht geändert: der familiäre und herzliche Umgang miteinander. Da werden kleine Backwaren zum Frühstück mitgebracht, und wenn Häfner-Schermann Medikamente zu den Kunden fährt, kommt es schon einmal vor, dass sie gerade die Älteren fragt, ob sie nicht auch noch etwas aus dem Supermarkt mitbringen soll. „Es sind die Menschen, die verschiedenen Schicksale, die immer wieder berühren“, sagen Mutter und Tochter unisono.
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Einmal kam eine Dame zu Häfner. Deren Enkel hatte im Internet sehr teure Vitamintabletten bestellt. „Sie fragte, ob sie sie zurückgeben könne.“ Das ging aber nicht. „Ach, wissen Sie“, versuchte die Apothekerin zu trösten. „Nehmen Sie die Tablette voller Andacht. Jede ist einige Euro wert.“