Suche nach Verbündeten im Ukraine-Krieg: Putin sieht „mehr Freunde“ als „Feinde“ für Russland
Im Ukraine-Krieg wenden sich zahlreiche Länder von Aggressor Russland ab. Doch Machthaber Putin will den Großteil der Welt auf seiner Seite sehen.
Moskau – Mit dem Angriff auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren haben die meisten westlichen Länder mit Russland gebrochen. Wieder ein Verhältnis zu Moskau aufzubauen, kommt für einen Großteil Europas nicht infrage, solange russische Truppen in der Ukraine sind und Wladimir Putin an der Macht ist.
Der russische Präsident warnt die westlichen Verbündeten der Ukraine immer wieder davor, sich in den Krieg einzumischen – etwa durch den Einsatz von Bodentruppen oder Waffenlieferungen. Dafür ist Russland bemüht, sich anderweitig nach Verbündeten umzusehen, vor allem im globalen Süden. Und Putin gibt sich in dieser Hinsicht optimistisch, wie er nun im Gespräch mit Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin andeutete. Denn Russland habe auf der Welt „mehr Freunde“ als „Feinde“.
Putin: Russland hat „mehr Freunde“ als Feinde
Beim Treffen der beiden im Kreml am Montag (4. März) ging es um die Situation in Russlands Hauptstadt Moskau, wie die Nachrichtenagentur Tass berichtet.
„Trotz Machenschaften der Feinde“ gehe es der Stadt wirtschaftlich „sehr gut“, sagte Sobjanin, der von „signifikanten Erfolgen“ sprach. „Aber wir haben mehr Freunde“, sagte Putin dem Bericht zufolge. „Es gibt ein berühmtes Sprichwort: Es ist gleichermaßen ehrenvoll, unser Freund und unser Feind zu sein.“
„Gott schütze sie“, antwortete Sobjanin.

Putin sprach weiter: „Wir verstehen, dass die Bedrohungen, die sie zu schaffen versuchen, nicht sinnlos sind, das sollten wir bedenken.“ Er fügte hinzu, dass diese Bedrohungen von außen alle Regierungsebenen betreffen würden, sowohl föderal als auch regional. Putin sagte, dass Moskau nicht nur eine der Regionen Russlands ist, sondern sowohl die Hauptstadt als auch ein Zentrum für Wissenschaft, Bildung und Industrie, das mit der gesamten russischen Wirtschaft verbunden sei. „Daran sollten wir unbedingt immer denken.“
Um was für „Bedrohungen“ es sich handeln könnte? Erst vor wenigen Tagen haben mehrere westliche Staaten als Reaktion auf den Tod Alexej Nawalnys neue Sanktionen gegen Russland beschlossen. Betroffen sind unter anderem Unternehmen, die zur militärischen und technologischen Stärkung Russlands oder zur Entwicklung seines Verteidigungs- und Sicherheitssektors beitragen.
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Russland sucht Verbündete im Ukraine-Krieg
Während der Westen sich weiter von Russland distanziert, schaut sich die Regierung nach potenziellen Partnerländern um. In Europa zählt Putin vor allem auf Belarus, das an den Norden der Ukraine grenzt, als engsten Verbündeten. Deren Machthaber Alexander Lukaschenko unterstützt den Angriffskrieg logistisch, lässt Russland Waffen und Truppen in seinem Land stationieren.
China gibt sich mit Blick auf den Ukraine-Krieg neutral, unterstützt westliche Sanktionen gegen das größte Land der Erde nicht. Allerdings schießt auch China immer wieder verbal gegen den Westen. Beide Länder wollen ihre Zusammenarbeit weiter vertiefen, doch wie es um das Verhältnis zwischen Xi Jinping und Putin steht, ist nicht ganz klar.
Anders bei Nordkorea: Machthaber Kim Jong-un unterstützt Russlands Krieg ganz offen und liefert sogar Waffen und Munition. Der Iran, ohnehin seit Jahren auf Kriegsfuß mit dem Westen, ist ein weiterer wichtiger Verbündeter und Waffenlieferant Russlands.
Russische „Experten“ für Außen-, Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik sollen Ende 2023 in einer „Studie“ ermittelt haben, dass der „globale Süden und Osten“ natürliche Partner Russlands seien. Es bestehe nämlich ein gemeinsames Interesse, „die Weltordnung zu demokratisieren und neokolonialistische Praktiken sowie Druckmittel der politischen, monetären und finanziellen Systeme weltweit auszumerzen“. Russland solle sich demnach auf „blühende“ Partnerschaften in Asien, Afrika, im Nahen Osten und Lateinamerika fokussieren. Mit dem Westen könne man erst „neue, passende Verbindungen“ eingehen, sobald Russland den Ukraine-Krieg gewonnen habe. (lrg)