Taurus-Zoff: Briten vermuten „russische Unterwanderung“ in Deutschland

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Trotz Abhör-Affäre bei der Bundeswehr: Großbritannien nimmt Deutschland in Sachen Taurus-Langstreckenraketen in die Pflicht.

London – Die Zeichen stehen auf Verstimmung. London reagiert verhalten auf die Abhör-Affäre bei der Bundeswehr – und erhöht in der Frage der deutschen Taurus-Lieferungen an die Ukraine den Druck.

Der ehemalige britische Verteidigungsminister Ben Wallace etwa zeigte sich mit Blick auf Berlin betont abgeklärt: „Wir wissen, dass Deutschland von russischen Geheimdiensten ziemlich durchdrungen ist. Das zeigt, dass sie weder sicher noch zuverlässig sind“, sagte er der Times.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sein Nein damit begründet, dass Deutschland dann in den Krieg hineingezogen werden könnte – Politiker der Koalitionspartner Grüne und FDP sowie der Union hingegen haben sich für Taurus-Lieferungen ausgesprochen, so etwa Wolfgang Kubicki im Münchner Merkur.

Taurus-Abhör-Affäre bei der Bundeswehr nur „irritierend“?

Scholz ist gegen einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern mit einer Reichweite von 500 Kilometern an die Ukraine aus verschiedenen Gründen ab. Unter anderem, weil er dadurch Angriffe auf Moskau befürchtet. In britischen Kreisen findet man die Abhör-Affäre nach Informationen des Guardians nicht so schwerwiegend.

Ehemalige Insider des britischen Verteidigungsministeriums sagten der Zeitung, sie fänden den Leak zwar „irritierend“, aber „eher unbedeutend“, da in dem Gespräch keine Details zur Schlagkraft des Taurus durchsickerten.

Betont wurde nun etwas anderes: „Großbritannien war das erste Land, das der Ukraine Langstrecken-Präzisionsangriffsraketen zur Verfügung gestellt hat, und wir würden unsere Verbündeten ermutigen, dasselbe zu tun“, sagte laut dem Guardian-Bericht ein Sprecher der Downing Street jetzt.

Deutschland, von russischen Geheimdiensten durchdrungen? Ein männlicher Soldat vor einem Laptop, Symbolbild
Deutschland, „von russischen Geheimdiensten durchdrungen?“ (Symbolbild) © xdiy_13x/Pond5 Images/Imago

Wallace geht Scholz an: „Falscher Mann im falschen Job“

Bereits vergangene Woche hatte Wallace Scholz wegen Details über den britischen Storm-Shadow-Einsatz in der Ukraine attackiert: „Was die Sicherheit Europas angeht, ist er der falsche Mann im falschen Job zur falschen Zeit“, zitierte ihn n-tv.

Und der ehemalige Heereschef Richard Dannatt forderte laut Spiegel bei Times Radio einen „strengen Tadel“ der beteiligten deutschen Luftwaffenoffiziere. „Sie haben angedeutet, dass es Briten in der Ukraine gibt.“ Die Anwesenheit britischer Militärs in der Ukraine zu „kommentieren“, sei aber nicht ihre Sache.

Britische Soldaten in der Ukraine – Unmut über Scholz 

Die Briten sind ohnehin schon massiv verärgert, seit Scholz vor einer Woche die Gründe für sein Nein zu einer Taurus-Lieferung erstmals öffentlich dargelegt hat. „Was an Zielsteuerung und an Begleitung der Zielsteuerung vonseiten der Briten und Franzosen gemacht wird, kann in Deutschland nicht gemacht werden“, sagte der Kanzler bei der dpa-Chefredaktionskonferenz.

Was er genau damit meint, ließ er zwar offen. Der Satz wurde aber von einigen als Hinweis verstanden, Franzosen und Briten würden die Steuerung ihrer an die Ukraine gelieferten Marschflugkörper Storm Shadow und Scalp mit eigenen Kräften unterstützen. (frs mit dpa)

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