Grünen-Chefin Lang appelliert an Söder: „Ernst der Lage nicht verstanden“
Markus Söder attackiert oft und gerne die Grünen, auch deren Vorsitzende Ricarda Lang. Die wandte sich nun in einer Rede direkt an den CSU-Chef – und forderte Solidarität.
München – „Anheizer, Aufstachler, Zündler“: bei der Starkbierrede am Nockherberg waren Söders und Aiwangers „verbale Hochrüstung“ gegen die Grünen das Haupt-Thema. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ließ die Vorwürfe an sich abperlen. Genauso wie in der ZDF-Sendung von Carmen Miosga vom Sonntagabend, in der der CSU-Chef erneut seinen harten Kurs gegen die Grünen rechtfertigen musste. Jetzt wandte sich Grünen-Chefin Ricarda Lang direkt an die Adresse Söders: In einer Rede vom Montag (4. März) formulierte sie ihre Erwartung an den bayerischen Ministerpräsidenten – gab ihm aber auch ein Versprechen.
Die Grünen-Vorsitzende veröffentlichte auf X (vormals Twitter) einen Ausschnitt einer Rede, bei der sie sich zum bayerischen Ministerpräsidenten äußerte: Söders Auftritt bei „Carmen Miosga“ beweise, „dass er immer noch nicht den Ernst der Lage verstanden hat und sich weiterhin wegduckt“, sagte Lang dabei. Natürlich sei es „wichtig und richtig“, dass der CSU-Chef Kritik am politischen Konkurrenten äußere, und beim politischen Aschermittwoch werde eben hart ausgeteilt. „Das Problem ist nur, für Markus Söder scheint 365 Tage im Jahr politischer Aschermittwoch zu sein.“
Ricarda Lang über Markus Söder: „Erwarte nicht, dass er nett ist“
„Ich erwarte von Markus Söder nicht, dass er nett zu mir ist oder dass er besonders freundlich zu unserer Partei ist“, so die 29-Jährige weiter. Aber sie erwarte von Söder, dass er „gemeinsam mit uns die Grundfesten unserer Demokratie verteidigen wird.“
Umgekehrt verspreche sie, dass die Grünen immer solidarisch sein würden, wenn Hasstiraden oder gar Gewalt einmal Söder oder andere CSU-Mitglieder treffen würden. „Wenn einer von uns von Rechtsextremen angegriffen wird, wenn eine Grenze überschritten wird, weil es zu Gewalt kommt, wenn Polizeikräfte angegangen werden und sich Menschen auf Veranstaltungen nicht mehr sicher fühlen können, dann müssen alle Demokratinnen und Demokraten zusammenstehen“, forderte Ricarda Lang.
Ricarda Lang bekommt viele Anfeindungen ab - nicht nur von Markus Söder
Söder fällt schon seit längerem dadurch auf, dass er genauso wie Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger massiv gegen die Grünen Stimmung macht. Vielen gehen seine verbalen Attacken dabei zu weit. Größter Aufreger der jüngsten Zeit war, dass er Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) beim politischen Aschermittwoch als „grüne Margot Honecker“ beschimpfte.
Grünen-Chefin Ricarda Lang verglich er in derselben Rede mit seinem Hund – wobei der Hund besser wegkam als Lang, denn dieser besitze immerhin „eine Ausbildung“, so Söders Spitze gegen die Grünen-Vorsitzende, die ihr Jura-Studium ohne Abschluss abgebrochen hat.
Ricarda Lang muss sich vielen Anfeindungen zur Wehr setzen – nicht nur vonseiten Markus Söders, sondern vor allem in den sozialen Netzwerken, wo es laut ihrer eigenen Aussage vor allem aus dem „extrem rechten Spektrum“ Hasskommentare hagelt. Bei den Bauernprotesten zum Agrardiesel wurde ein Schmäh-Plakat aufgehängt, auf dem in beleidigender Weise die Figur der Politikerin thematisiert wurde.
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Söder wehrt sich gegen Vorwurf, er schüre Hass gegen die Grünen
Bei Söders Fernsehauftritt bei Carmen Miosga wurde der bayerische Ministerpräsident eine Mitverantwortung für die Hassausbrüche auf die Grünen zugeschrieben. Er befeuere die Stimmung, indem er immer wieder angeblichen „Zwangsveganisierung“ thematisiere und die Grünen als „Verbotspartei“ darstelle, die kein „Bayern-Gen“ besäßen, warfen ihm Zeit-Journalistin Mariam Lau und Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach vor. Auch der grüne Landtags-Abgeordnete Martin Stümpfig beanstandete kürzlich im Interview mit Merkur.de vor, Söder würde in der ohnehin aufgeheizten Stimmung immer weiter Öl ins Feuer gießen.
Söder wehrte sich bei Miosga gegen die Vorwürfe: Er lasse es sich nicht verbieten, eine andere Meinung als die Grünen zu haben, sagte er. Wem das nicht passe, der solle ihm einen „Moralkodex“ aufschreiben, den er dann auswendig lernen werde, so der CSU-Chef sarkastisch. (smu)