Kreisjagdverband Kempten schaute auf ein erfolgreiches Jahr zurück
Ein besonderes Ereignis im jagdlichen Jahresablauf ist die Hegeschau, zu der die Waidmänner und Waidfrauen des Kreisjagdverbandes Kempten sich kürzlich trafen.
Kempten/Oberallgäu/Buchenberg – Die Trophäen von Rehen, Hirschen und Gämsen auf Empore und Bühne bildeten bei der Pflichthegeschau im Gasthof Sommerau in Buchenberg eine markante Kulisse. Für eine feierliche Atmosphäre sorgten die Jagdhornbläser des Kreisjagdverbandes.
„Hegeschauen sind nicht nur zur Tradition gewordene Treffen der Jägerschaft, sondern gesetzlich vorgeschriebene Veranstaltungen“, sagte Vorsitzender, Dr. Manfred Ziegler, „sie geben Einblick in die körperliche Verfassung der Tiere und in die Entwicklung der Wildtierbestände.“
Die Jagd sei nötig für das ökologische Gleichgewicht im Wald. Es kommt darauf an, den Wildbestand so zu regulieren, dass ein naturnaher und klimastabiler Wald entsteht. Man achte auf ausgewogene Wildbestände, auch im Hinblick auf Geschlechter und genetische Vielfalt. Entsprechend zufrieden zeigte sich der Vorsitzende, dass im abgelaufenen Jahr die Abschusspläne erfüllt wurden. Sein Dank galt sowohl den Jägern als auch Grundeigentümern, Forstleuten und der Unteren Jagdbehörde. Wie alle anderen Redner betonte er, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit und das gemeinsame Suchen nach Lösungen sei.
Kritik bei der Pflichthegeschau des Kreisjagdverbandes Kempten: Belastung für Wild und Jäger
Sorge bereitete ihm allerdings, dass der Wald immer stärker für immer ausgefallenere Freizeitaktivitäten genutzt werde, wie etwa Geocaching, Crossradfahren oder gar nächtliches Crosstraining. Das bedeute Stress für Wild und Jäger. Aber auch zunehmende gesetzliche Bestimmungen erhöhen den Druck, so Ziegler.
„Wir sind auf einem akzeptablen Weg“, urteilte der stellvertretende Jagdberater des nördlichen Oberallgäus Wolfgang Haugg. Damit meinte er den Umbau hin zum resilienten naturnahen Bergmischwald. Zufrieden zeigte er sich darüber, dass dies mit niederschwelligem Einzelschutz der jungen Bäume funktioniere. Zäune zu vermeiden, ist Haugg wichtig. „Es gibt nichts Schlimmeres als ein Reh im Zaun“, sagte er.
Balance-Akt
Sein Kollege aus dem Gebiet der Stadt Kempten, Horst Unflath, appellierte an die Jäger, sich nicht zu „Schädlingsbekämpfern“ machen zu lassen: „Wir sollten stark in den Jungwildbestand eingreifen, aber dennoch die Altersstruktur erhalten.“ Seiner Meinung nach gehöre in jeden größeren Waldkomplex ein alter Bock hinein. Er richtete seine Bitte an die Waldbesitzer, bei Weißtannen-Topfpflanzen für einen Einzelschutz gegen Verbiss zu sorgen, damit der im Klimawandel wichtige Baum wachsen könne.
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Anders sieht dies Luitpold Titzler, Abteilungsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten. Er ist zuständig für Bergwaldoffensive. Der Weg fort vom Kahlschlag hin zum Dauerwald, wo kleinflächig unterschiedlich alte Exemplare verschiedener Baumarten anzutreffen sind, sei mühsam. Geleichzeitig schreite der Klimawandel immer weiter voran, wenn man nichts unternehme, fahre man „gegen eine Wand“. Die Bejagung solle auch laut Gesetz dafür sorgen, dass der Wald „im Wesentlichen ohne Schutz aufwachsen kann. Da kommt es auf die Baumart nicht an“, sagte er.
Die Schwerpunktbejagung auf Waldumbau- oder Verjüngungsflächen könne ein Hilfsmittel sein. Wenn etwas nicht funktioniere, bedeute dies hohe Kosten für die Grundstückseigentümer. „Bitte reden Sie mit den Waldbesitzern!“, bat er die Jägerschaft. Beim forstlichen Gutachten 2024 sei das Miteinander sehr angenehm gewesen.
Wie steht es um das Rotwild? Aufruf zur Teilnahme am Genetik-Projekt
Für die Teilnahme am Rotwildgenetik-Projekt der Technischen Universität München warb der Wissenschaftliche Mitarbeiter Ferdinand Paul Stehr. Damit soll untersucht werden, ob das Rotwild, wie in anderen Gebieten Deutschlands zu beobachten, genetisch verarmt und ob ein Austausch zwischen den Rotwildgebieten stattfindet. Auch Konstitution und Kondition der Tiere nehmen die Wissenschaftler unter die Lupe. Dabei wird vor allem der Unterkiefer der Tiere vermessen. Die Universität stellt das Probenmaterial. Interessenten melden sich bei ferdinand.stehr@tum.de .
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