Aus der Schmaus: Wirte beim Inselkammer in Siegertsbrunn haben gekündigt

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Bei der Eröffnung 2022 waren Martin Wanke (l.) und Michael Öchsl noch optimistisch. Jetzt haben sie den Pachtvertrag mit der Brauerei Inselkammer gekündigt. © Stefan Weinzierl

Beim Gasthaus Franz Inselkammer in Siegertsbrunn bahnt sich erneut ein Wirte-Wechsel an. Die bisherigen Pächter haben gekündigt - aus verschiedenen Gründen.

Höhenkirchen-Siegertsbrunn – Wie Gastronom Martin Wanke auf Merkur-Nachfrage bestätigt, haben er und sein Kompagnon Michael Öchsl den Pachtvertrag mit der Brauerei Aying gekündigt. „Ganz korrekt und ohne böses Blut“, wie er betont. Es ist der dritte Pächterwechsel in den vergangenen siebeneinhalb Jahren. Anfang 2017 hatten die langjährigen Pächter Christiane und Thomas Bendig das Handtuch geworfen, rund drei Jahre dann das Ehepaar Michaela und Herbert Stetter die Wirtschaft geführt. Nach ihrem Aus blieb das Gasthaus auf Gut Siegertsbrunn rund zweieinhalb Jahre geschlossen, ehe im April 2022 Wanke und Öchsl die Kochlöffel übernahmen. Jetzt hat auch dieses Wirte-Duo die Reißleine gezogen.

„Sehen hier keine Zukunft für uns“

„Es ist schade und irgendwie traurig“, sagt Wanke. Doch unter den aktuellen Bedingungen sei ein Fortführen der Traditionsgaststätte nicht mehr möglich gewesen. „Wir sehen hier keine Zukunft für uns“, sagt der gelernte Koch, der jahrzehntelange Erfahrung in der Gastronomie hat. Dass man in Siegertsbrunn nicht auf einen grünen Zweig gekommen ist, hat seinen Ausführungen zufolge verschiedene Gründe. Was nicht nur ihm und Öchsl, aber besonders Wirtschaften auf dem Land zu schaffen mache, sei der akute Fachkräftemangel. „Man findet kaum gute Leute, und die, die man gerne hätte, kann man nicht bezahlen“, fasst er das Dilemma zusammen. „Dafür reicht der Umsatz einfach nicht aus.“

Unzuverlässige S-Bahnverbindung vergrault Personal

Zumal sich Personal aus der Stadt sowieso nur schwer ins Umland locken lasse. „Wir können hier keine Personalwohnungen anbieten und die S7 ist für Pendler katastrophal“, sagt Wanke. So habe wegen der unzuverlässigen S-Bahn-Verbindung beispielsweise der letzte Koch gekündigt.

Schwer wiege auch, dass das Lokal aufgrund der Bewirtschaftung der Vorgänger keinen besonders guten Ruf habe, betont Wanke. So seien er und Öchsl anfangs auf große Skepsis gestoßen. Noch jetzt hätten die Wirte mit Vorbehalten zu kämpfen. Um hier besser dagegen zu steuern zu können, hätte man viel mehr Geld fürs Marketing in die Hand nehmen müssen. „Das haben wir alleine aber nicht leisten können“, sagt Wanke.

Mit vielen Vorbehalten zu kämpfen

So habe man um jeden Gast kämpfen müssen, gibt der Wirt unumwunden zu. Zumal sich nur wenige 100 Meter entfernt mit dem Kurvenwirt ein weiteres bayerisches Traditionsgasthaus befindet – von der anderen Gastro-Konkurrenz im Ort ganz abgesehen. Als Beispiel nennt Wanke das Restaurant im Arcone Technologie Center, das mittlerweile nicht mehr nur für die Mitarbeiter der dort ansässigen Firmen kostengünstige Mittagessen anbietet, sondern jeden bedient.

Betrieb läuft noch bis Ende Juli

Trotz der Kündigung wollen er und Öchsl bis zum Ende weiter Gas geben. Zwar können die beiden mit ihrem mittlerweile auf drei, vier Mitarbeiter geschrumpften Team über die Sommermonate keinen Biergartenbetrieb anbieten, die Gaststätte hat aber weiterhin an fünf Tagen die Woche offen – voraussichtlich bis Ende Juli.

Brauerei in Gespräch mit potenziellen Pächtern

Was der Abschied der beiden Wirte für die Traditionsgaststätte auf Gut Siegertbrunn, immerhin die Geburtsstätte von Brauereibesitzer Franz Inselkammer II., bedeutet, steht noch nicht fest. „Wir wollen einen nahtlosen Übergang mit neuen Wirten“, sagt Brauerei-Direktor Helmut Erdmann. Ein längerer Leerstand wie während der Pandemie solle vermieden werden. Man sei in Gesprächen mit potenziellen Pächtern. Abschlussreif sei allerdings noch nichts. „Sobald es etwas zu vermelden gibt, werden wir es tun.“

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