Elf Millionen Versicherte betroffen - Beitrags-Tsunami droht! Chef der Techniker Krankenkasse rechnet mit Politik ab

Die Techniker Krankenkasse gehört zu den größten gesetzlichen Krankenversicherungen in Deutschland und betreut rund elf Millionen Versicherte. Doch ab dem 1. Januar 2025 steht vielen von ihnen eine unangenehme Überraschung bevor: Es droht ein deutlicher Anstieg der Versicherungsbeiträge.

Der Zusatzbeitrag steigt von 1,2 Prozent auf satte 2,45 Prozent - eine Verdopplung der Kosten für Versicherte. „Die finanzielle Lage der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung ist mehr als angespannt. Diese Situation kommt nicht überraschend“, kritisiert Dieter Märtens, alternierender Vorsitzender des TK-Verwaltungsrats und Versichertenvertreter. Schuld seien „strukturelle Gründe“, welche die Ampel-Bundesregierung angehen wollte. „Trotz zahlreicher Versprechen ist nichts passiert. Das finanzielle Defizit müssen nun wieder mal die Beitragszahlenden ausgleichen", schimpft Märtens.

Der Verwaltungsrat der Techniker Krankenkasse hat im Dezember die Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags beschlossen. 

Krankenversicherte müssen mit Beitrags-Tsunami rechnen 

Versicherte müssen sich nun auf einen regelrechten Beitrags-Tsunami einstellen, denn der aktuelle Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) prognostiziert im Durchschnitt eine Erhöhung des Zusatzbeitrags auf 2,5 Prozent. Allerdings haben die Krankenkassen die Möglichkeit, von diesem Wert abzuweichen und den Zusatzbeitrag an ihre individuellen finanziellen Bedürfnisse anzupassen. 

Ursprünglich wurde der Zusatzbeitrag im Jahr 2015 eingeführt, um die finanzielle Stabilität der Krankenkassen zu sichern. Zuvor hatten defizitäre Krankenkassen zwischen 2008 und 2014 den sogenannten „kassenindividuellen Zusatzbeitrag“ genutzt, um kurzfristige finanzielle Engpässe zu überbrücken.

Die Hintergründe der Beitragserhöhung bei seinem Konzern hat Jens Baas, der CEO der Techniker Krankenkasse, vorab in einem Podcast ausführlich erläutert. In dem Gespräch äußerte sich der Experte nicht nur zu den Herausforderungen im Gesundheitssystem und seinem eigenen Gehalt, sondern kritisierte auch Versäumnisse der Politik. Ein zentraler Punkt seiner Kritik sind die milliardenschweren Rücklagen, die die Krankenkassen auf Druck der Politik abbauen mussten, was die finanzielle Situation zusätzlich verschärft habe.

„Wir hatten vor einigen Jahren mehrere Millionen an Rücklagen“, führt Techniker-CEO Jens Baas im Gespräch aus. Diese Rücklagen seien wichtig gewesen, um auf Entwicklungen reagieren zu können. „Zum Beispiel Corona.“ 

Beiträge nicht erhöht: „Das war beschiss“ 

Nun habe allerdings der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Beiträge während seiner Legislaturperiode nicht erhöhen wollen. „Weil ja die Ausgaben immer weiter steigen“, so Baas. Deshalb setzte der ehemalige Gesundheitsminister ein Gesetz um, mit dem Krankenkasse ihre Rücklagen abschmelzen mussten.  

„Wir mussten über mehrere Jahre gesetzlich abbauen und jedes Jahr ein Minus machen, damit die Rücklagen geringer werden. Damit sah es natürlich aus, als würden die Beiträge relativ gering bleiben. Das war aber beschiss, weil ja die Rücklagen abgebaut wurden.“

Nun sei man an einem Punkt angelangt, dass kaum Reserven übrig seien. „Wir sind von mehreren Milliarden auf ein paar hundert Millionen abgeschmolzen worden. Das bedeutet, im nächsten Jahr steigen die Beiträge ungebremst, weil man nichts mehr puffern kann aus den Rücklagen.“ 

Der Gesetzgeber hat die zulässigen Rücklagen unter Gesundheitsminister Karl Lauterbauch (SPD) auf 0,5 Monatsausgaben begrenzt. Etwaige Steuerzuschüsse, die in der Vergangenheit Defizite ausgeglichen haben, sind angesichts der angespannten Haushaltslage unwahrscheinlich. Die Versicherten müssen sich daher auch in den nächsten Jahren auf spürbare Mehrbelastungen einstellen. Das geht auch aus einer Auswertung von Kassendienstleister Bitmarck hervor.

Kein Geld mehr für nächste Pandemie

Alarmierend sind die Aussagen des Experten, weil die Krankenkassen heute eine Pandemie finanziell nicht mehr stemmen könnten. Weil es an Reserven fehlt:  "Hätten wir dann überhaupt kein Geld mehr, um Krankenhäuser vorzeitig zu bezahlen.“