Irmi Klupp (81): Die zweite Karriere startete erst im Rentenalter
Garderobe, Service, Einlass: Irmi Klupp (81) gehört seit 20 Jahren zum Stadthallenteam.
20 Jahre bei der gleichen Firma zu arbeiten, ist nichts Außergewöhnliches – doch bei Irmi Klupp aus Erding startete die zweite Karriere erst im Rentenalter. Seit 2004 ist die heute agile 81-Jährige auf den verschiedensten Posten in der Erdinger Stadthalle anzutreffen und kann viel erzählen.
Als Klupp im Jahr 2004 in Rente gegangen ist, ahnte sie nicht, wie sehr ihr die Arbeit fehlen wird. 30 Jahre arbeitete sie in der Verwaltung der Firma Test-Fuchs in Erding. „Danach bin ich richtig in ein Loch gefallen“, berichtet die Erdingerin, die sich kurz davor einen Kleingarten in der Altenerdinger Anlage zugelegt hatte.
Über die Volksspielgruppe Altenerding mit Sepp Beil und dem damaligen Stadthallen-Chef Hermann Herrndobler erfuhr Klupp von einem Aushilfsjob an der Stadthallen-Garderobe. Beim ersten Einsatz mit einer Kollegin war sie aufgeregt: Garderobe annehmen, Nummer ausgeben, kassieren, später die Kleidung wieder zurückgeben, alles kein Problem für die kommunikative Neueinsteigerin. „Wichtig war mir, dass ich rauskomme von daheim“, betont sie.
Doch die Stadthalle hat mehr zu bieten als die Garderobe. Als plötzlich beim Einlass-Team jemand ausfiel, stand Irmi in ihrer leuchtend-orangenen Arbeitsbluse am Eingang zum Saal, kontrollierte die Eintrittskarten, zeigte den Weg zu den Sitzplätzen und achtete darauf, dass alles passt. „Man darf keine Mäntel und vor allem keine Gläser mit reinnehmen“, weiß Klupp und befindet: „Das war auch nicht schwer, das mache ich auch gern.“
Auf Du und Du mit den Stars
Sie genießt das kurze Gespräch mit den Gästen und liebt es, die Leute, die oft von weit herkommen, zu beobachten. „Jede Veranstaltung hat ihr bestimmtes Publikum, ob Chiemgauer oder Helter Skelter, man weiß schon vorher, welches Publikum kommt“, so ihre Erfahrung. Besonders genießt sie die Arbeit bei den Bällen, wenn die lokale Prominenz und viele Bekannte zu Gast sind.
Im vorigen Jahr konnte Klupp mit über 80 Jahren sogar ihre Premiere im Service feiern, denn bei einem Kabarettabend mit Bewirtung herrschte akute Personalnot. Klupp sprang spontan ein und half mit, die bestellten Essen an die Tische zu bringen. Das habe sie nicht gestresst, obwohl viele Bekannte zu bedienen waren und wegen eines Computerausfalls mit Handzetteln gearbeitet wurde, meint Klupp zufrieden.
Die büroerfahrene Seniorin wird auch bei Verwaltungsarbeiten eingesetzt, beim Versand der Monatsflyer oder der Vorbereitung der Speisekarten. „Das sind einfache Arbeiten, aber es muss gemacht werden“, sagt Klupp pragmatisch. Sie packt an, wo sie gebraucht wird, und hat auch schon mal Erbrochenes in der Toilette aufgewischt, was allerdings weniger schön gewesen sei.
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Viele Stars und Künstler hat die gebürtige Erdingerin schon im Dienst erlebt. Von Maxi Schafroth wurde sie mit einem „Griaß di, Irmi“ begrüßt, mit den Well-Geschwistern tauschte sie Infos über Erding aus, andere schütteln ihr zur Begrüßung die Hand oder nehmen sie gleich in den Arm wie Liedermacher Bernd Stelter. „Ich habe da keine Berührungsängste“, sagt Klupp, die sich auch über ein freundliches „Servus“ der Gäste freut.
Hilfreich zur Seite steht sie den Besuchern der Stadthalle auch bei Malheurs wie einem aufgeplatzten Ballkleid. „Da habe ich den Reißverschluss eingenäht, während sich die Dame auf der Toilette versteckt hat.“ Apropos Toilette: Dank ihrer Kontrolle musste eine Dame auch nicht in selbiger übernachten, denn die Garderobiere fand sie nach einer rauschenden Ballnacht morgens früh um 4 Uhr tief schlafend auf dem stillen Örtchen.
Trotz ihres fortgeschrittenen Alters zieht die Mutter eines erwachsenen Sohnes, die seit einigen Jahren verwitwet ist, auch anstrengende Diensteinsätze von bis zu elf Stunden eisern durch. „Am nächsten Tag bin ich dann trotz Pausen ziemlich geschafft, aber dann geht es schon wieder“, meint die Seniorin ungerührt.
Dank der Arbeit in der Stadthalle konnte sie sogar ihre lebenslange Angst vor Spinnen überwinden. Während einer Spinnen-Ausstellung ließ sie sich eine riesige Vogelspinne auf die Hand setzen. „Ich war einfach nur wahnsinnig stolz, dass ich mich dazu überwunden habe“, erzählt sie.
Freilich lief nicht immer alles perfekt bei der Arbeit, doch da müsse man weitermachen und daraus lernen. Da bringt sie auch der Treppensturz eines Gastes mit Platzwunde nicht aus der Ruhe, der kurz darauf vom Sanka abgeholt wurde. Aufgeschlagene Knie seien mit den hohen Pumps regelmäßig zu verarzten, dazu habe man ein Notfallset an der Garderobe.
Über die Alpen mit dem Heißluftball
Auch ohne ihren Aushilfsjob würde es der Rentnerin nicht langweilig, denn neben dem Kleingarten ruft der Rehasport zweimal pro Woche. Bei der Volksspielgruppe, bei der sie mittlerweile Ehrenmitglied ist, besetzte sie diverse Rollen, von der 2. Vorsitzenden über die Kassierin bis zur Souffleuse. Dazu geht sie gern mit Freunden auf Reisen, zum 80. Geburtstag erfüllte sie sich den Traum einer Alpenüberquerung mit dem Heißluftballon.
Wie lange die vielseitige Mitarbeiterin ihren Job noch machen will, ist ungewiss. „Ich mache es ja nicht aus Geldnot, sondern aus Spaß an der Arbeit. Wichtig ist, dass der Kopf und die Füße gesund bleiben“, meint sie und lacht.