Ukraine-Truppen stemmen sich gegen Putins Charkiw-Offensive – „Russen sterben in Scharen“
Russland hat im Ukraine-Krieg die Charkiw-Offensive gestartet. Selenskyj schwört die Verteidiger ein, doch Soldaten berichten über Rückzüge.
Charkiw – Die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg ist durch die jüngste Charkiw-Offensive unübersichtlich: Westliche Analysten vermuten gegenwärtig, dass zahlreiche Dörfer bereits an Wladimir Putins Armee gefallen sein könnten. Auch über Kämpfe an der Stadtgrenze von Charkiw wurde bereits berichtet. Der jüngste Vorstoß in Russlands Angriffskrieg stößt dabei allerdings auf erbitterten Widerstand. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Zerschlagen der russischen Offensive im Osten des Landes zur „Aufgabe Nummer eins“ erklärt und berichtet von Gegenangriffen, die die russischen Pläne vereiteln sollen.
Ukraine verteidigt sich gegen Charkiw-Offensive: Selenskyj schwört Soldaten im Ukraine-Krieg ein
„Das Erfüllen dieser Aufgabe hängt von jedem Soldaten, jedem Unteroffizier und jedem Offizier ab“, sagte Selenskyj am Samstag in seiner abendlichen Videoansprache zur Lage bei Charkiw. „Unsere Truppen führen dort seit zwei Tagen Gegenangriffe durch, um ukrainisches Territorium zu verteidigen.“ Zugleich schwor er seine Soldaten auf die kommenden Kämpfe im Ukraine-Krieg ein: „Das Zerschlagen der russischen Offensivpläne ist jetzt die Aufgabe Nummer eins“, sagte Selenskyj. Es gehe um die Zerstörung russischer Ausrüstung und die „Neutralisierung“ der russischen Kräfte. „Der Besatzer muss spüren, dass es für ihn nirgendwo in der Ukraine leicht sein wird.“

Seit Freitag, dem 10. Mai, sind Wladimir Putins Streitkräfte im Ukraine-Krieg zur Charkiw-Offensive übergegangen. Zwar sollen einzelne Truppen ihre Beteiligung an den Angriffen verweigert haben, doch aktuelle Karten zur Lage in Russlands Angriffskrieg zeigen die Erfolge der russischen Militäroperationen. Zugleich ist zu sehen, dass der Verstoß wohl aktuell noch nicht auf die Stadt Charkiw selbst zielt: Vielmehr ist zu erkennen, dass Russlands Plan ist, die Ukraine zum Abzug seiner Streitkräfte von anderen Frontabschnitten zu bewegen, um die Verteidigung bei Charkiw zu verstärken. In der Folge könnte Russland in den kommenden Tagen dazu übergehen, an anderen Abschnitten einen Durchbruch zu erzwingen.
Lage bei Charkiw unklar: Offensive im Ukraine-Krieg sorgt für Dynamik
Wie genau die Lage bei Charkiw ist, kann gegenwärtig nicht fehlerfrei gesagt werden: Die Situation gilt als dynamisch und kann sich stündlich verändern. Experten des ISW erklärten in einer Analyse zuletzt, dass Russland bei der Charkiw-Offensive „relativ begrenzte Offensivoperationen“ durchführen würde. Die Fortschritte dabei seien allerdings von „taktisch bedeutenden“ Ausmaß, würden sich aber wahrscheinlich auf weniger gut verteidigte Gebiete beschränken. Am Samstag hatte das russische Verteidigungsministerium die Offensive im Ukraine-Krieg bestätigt und von großen Geländegewinnen gesprochen. Über die aktuelle Lage an diesen Frontabschnitten machte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Samstagabend keine genaueren Angaben.
Beide Seiten versuchen aktuell, die Lage in Russlands Angriffskrieg möglichst zum jeweiligen Vorteil darzustellen. Unabhängig prüfbar sind die Angaben gegenwärtig nicht. Der für Charkiw zuständige regionale Militärchef berichtete auf Telegram von massiven russischen Artillerieangriffen auf verschiedene Dörfer im Grenzgebiet. Vor allem Wowtschansk werde immer wieder von Artillerie und Raketen getroffen. Die Ukraine setzt trotz der Charkiw-Offensive allerdings ihre Angriffe auf Russlands Raffinerien fort.
Vorstoß bei Charkiw im Ukraine-Krieg: Ukrainische Spezialeinheit berichtet von Rückzug
Während offizielle Angaben aus der Ukraine zum russischen Vorstoß bei Charkiw rar sind oder nur von erfolgreichen Verteidigungen im Ukraine-Krieg berichtet wird, sprechen ukrainische Spezialeinheiten laut der Kyiv Post vom Rückzug der ukrainischen Streitkräfte aus mehreren Stellungen. „Die Russen sterben in Scharen, aber sie machen immer noch Druck und haben an manchen Stellen Erfolg. Die Nacht wird sehr schwierig“, hieß es in einem Bericht vom Samstag. Wie viele russische Soldaten tatsächlich bei der Offensive gestorben sind, ist unklar. Laut Ukrainska Prava sollen allerdings innerhalb eines Tages 1260 russische Einheiten bei Kämpfen im Ukraine-Krieg getötet oder verletzt worden sein.
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Auch andere Soldaten aus der Ukraine sprechen in Telegramkanälen oder in den Sozialen Medien davon, dass sich die Verteidiger teilweise aus den Grenzdörfern zurückgezogen haben. Am Samstagabend soll insbesondere die Situation in Hlyboke, eine Gemeinde in der Nähe des Damms des Travyansky-Stausees, herausfordernd gewesen sein.
Auswirkung von Charkiw-Offensive für Ukraine-Krieg noch unklar
Welche Auswirkungen die Charkiw-Offensive auf die Lage im Ukraine-Krieg haben wird, ist gegenwärtig noch unklar. Für die Verteidigung in Russlands Angriffskrieg forderte Selenskyj zuletzt erneut die Unterstützung des Westens und pochte auf neue Waffenlieferungen. „Was wirklich hilft, sind tatsächlich an die Ukraine gelieferte Waffen, nicht nur die Ankündigung solcher Waffenpakete.“ Erst vor wenigen Tagen hatten die USA ein weiteres Hilfspaket im Umfang von rund 400 Millionen US-Dollar (rund 371 Millionen Euro) geschnürt. (fbu/dpa)