Insolvenzen und tausende Schließungen: Handelsverband warnt vor „Geisterstädten“

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In diesem Jahr werden erneut tausende Schließungen erwartet. Der Handelsverband warnt und will den „Niedergang vieler Innenstädte“ verhindern.

München – Die Zahl der Geschäfte in deutschen Innenstädten sinkt immer weiter. Viele Traditionshäuser und Einzelhändler, die ihr Stadtbild über Jahrzehnte geprägt haben, mussten in den vergangenen Jahren schließen. Im kommenden Jahr wird mit weiteren tausenden Schließungen gerechnet. Insolvenzen großer Konzerne wie Galeria Karstadt Kaufhof verunsichern die Branche zusätzlich. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat nun eine eindringliche Warnung ausgesprochen und fordert einen Gipfel.

Handelsverband warnt vor „Geisterstädten“: Tausende weitere Schließungen erwartet

„Wenn der Einzelhandel geht, stürzen ganze Innenstädte“, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Situation für Einzelhändler und in vielen Innenstädten sei schwierig und müsse schnell verbessert werden. „Wenn die Menschen keinen Anlass mehr für einen Innenstadtbesuch haben, dann drohen Geisterstädte“, warnte von Preen. „Das hat enorme Konsequenzen. Für die Wirtschaft, das Lebens- und Heimatgefühl der Menschen und auch für die gesamte Gesellschaft.“

Seit 2015 ist die Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland laut HDE von 372.000 auf 311.000 gesunken. Im kommenden Jahr wird mit 5000 weiteren Schließungen gerechnet. In der Münchner Innenstadt traf es bereits 2021 unter anderem das Schreibwarengeschäft Kaut-Bullinger und den Kult-Spielwarenladen Obletter. Nach der Signa-Holding-Pleite muss auch die Münchner SportScheck-Filiale im Juni 2024 ihre Pforten schließen.

Aussterbende Innenstädte: Insolvenzen großer Konzerne sorgen für Unsicherheit

Durch die erneute Insolvenz des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof hat sich die Unsicherheit in der Branche zuletzt weiter verstärkt. Die riesigen Kaufhäuser prägen das Bild vieler deutscher Innenstädte. Die neuen Eigentümer wollen zwar mindestens 70 der 92 Filialen übernehmen. Einige Städte müssen dennoch damit rechnen, dass ihre Galeria-Filialen schließen und sich das auf das Umfeld und Geschäft anderer Händler auswirkt.

Ende Januar musste auch die traditionsreiche KaDeWe Group (Kaufhaus des Westens) Insolvenz anmelden. Wie es für die großen Innenstadt-Kaufhäuser – das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg und den Oberpollinger in München – weitergeht, ist aktuell immer noch unklar.

Fußgängerzone München.
Der Handelsverband warnt angesichts tausender Schließungen in deutschen Innenstädten vor den Konsequenzen. (Symbolbild) © Sven Hoppe/dpa

Kampf gegen „Niedergang vieler Innenstädte“: Handelsverband fordert Gipfel und Maßnahmen

Der Handelsverband nimmt im Kampf gegen den „Niedergang vieler Innenstädte“ jetzt die Politik in die Pflicht. Die Kernzuständigkeiten für das Thema Innenstadt lägen zwar klar im Bundesbauministerium. Es gebe aber Bereiche, in denen Bundeswirtschafts- oder Bundesverkehrsministerium tätig seien, erklärte von Preen. Ein jährlicher Gipfel mit allen Beteiligten könne die Abstimmung verbessern.

Um eine Plattform für Wissenstransfer zu ermöglichen, setzt sich der HDE auch für eine Innenstadt-Akademie ein. Es gehe darum, Städte zu vernetzen und erfolgreiche Initiativen aufzuzeigen, um Wege aus der Krise zu finden. Die Finanzierung könne über einen eigenen Haushaltstitel im Bundeshaushalt verankert werden. Von Preen hält darüber hinaus auch eine Gründungsoffensive für nötig.

„Wir müssen die Leerstände auch als Chance begreifen und Menschen ermutigen, ähnlich wie bei den Gründerzentren auf der grünen Wiese, ihr eigenes Geschäft in der Innenstadt zu eröffnen“, forderte der HDE-Präsident. Gründer sollten für maximal 60 Monate einen Zuschuss erhalten, Ansiedlungsmanager könnten Leerstände erfassen und Nachmieter organisieren. Mögliche Maßnahmen, um das Ladensterben in Deutschland ein wenig einzudämmen. (ph/dpa)

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