Massenentlassungen trotz Umsatzrekord: 80 Prozent der Belegschaft betroffen
Massenentlassungen bei Getränkehersteller trotz Umsatzrekord
Rekordgewinne können den Cava-Produzent Freixenet nicht vor herben Schlägen schützen. 80 Prozent der Belegschaft soll vorübergehend entlassen werden.
Frankfurt – Die Sektkellerei Henkell Freixenet meldet einen Umsatzrekord - und sieht Herausforderungen wie die extreme Trockenheit in manchen südeuropäischen Weinregionen. Das Unternehmen hat bekannt gegeben, dass es aufgrund der anhaltenden Trockenheit beinahe 80 Prozent seiner Belegschaft vorübergehend entlassen wird. Die Umsetzung wird je nach Jahreszeit und Dürresituation variieren.
Trotz Umsatzrekord: Klimawandel zwingt zu drastischen Maßnahmen
Das traditionsreiche deutsch-spanische Unternehmen mit Sitz in Wiesbaden und in Katalonien gilt als weltweiter Marktführer für Schaumwein bei Absatz und Umsatz. 2023 wuchsen die Erlöse nach Angaben im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro. Ohne Sekt- und Branntweinsteuer war es ein Plus von 4,1 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro.
Seinen detaillierten Gewinn teilt das Unternehmen als Sekt-, Wein- und Spirituosen-Sparte der Geschwister Oetker Beteiligungen KG traditionell nicht mit. Trotz der Krisen in der Welt habe man aber auch im „herausfordernden Jahr“ 2023 mit verknappten Rohstoffen, gestiegenen Kosten und beispielsweise „exorbitant“ teureren Leerflaschen schwarze Zahlen geschrieben. Die eigenen Preise seien teils angehoben worden.
Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Andreas Brokemper, sagte, das Familienunternehmen sehe internationale „Chancen in der starken Markentreue“ der Verbraucher und in neuen Trends, getrieben von jungen Generationen. Zu diesen Trends zählte er eine wachsende Vorliebe für Getränke mit wenigem oder keinem Alkohol sowie die wachsende Beliebtheit von Aperitifs zwischen Arbeitstag und Feierabend.

Massenentlassungen: Kann so die Überlebensfähigkeit des Unternehmens gesichert werden?
Obwohl die Zahlen glänzen, steht das Unternehmen vor unüberbrückbaren Herausforderungen. Eine der längsten Dürreperioden seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gefährdet aktuell die Produktion des spanischen Schaumweins Cava in Katalonien. Spanien verzeichnet die schwerste Trockenphase seit mutmaßlich 1200 Jahren. In Freixenets Heimatregion Katalonien herrscht die schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen. In der Penedes-Region gibt es so wenig Wasser, dass 30 Jahre alte Rebstöcke abgestorben sind.
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Der Klimawandel zwingt das Unternehmen zu drastischen Maßnahmen. Angesichts der trockenen Bedingungen in Spanien hat Freixenet einen Plan angekündigt, der vorsieht, fast 80 Prozent seiner Mitarbeiter vorübergehend zu entlassen. Die konkrete Umsetzung wird je nach Jahreszeit und Dürresituation variieren. Ziel sei, die Überlebensfähigkeit des Geschäfts zu sichern. Der Plan sei Behörden und Gewerkschaften vorgelegt worden. Wird er umgesetzt, wären ab Mai rund 615 Mitarbeiter betroffen. Wann diese an ihre Arbeitsplätze zurückkehren sollen, wurde nicht mitgeteilt. Nach spanischem Recht können Firmen in Ausnahmesituationen Beschäftigte vorübergehend freistellen und deren Verträge aussetzen.
Mit Material von dpa.