Zweites Leben für Kochler Feuerwehrauto nach Verkauf auf Ebay: „Blaulicht und Sirene funktionieren noch“

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„Einige sind noch damit gefahren“: Auf ihrer Reise nach Venedig machten Patrick Janssen und seine Freundin Margarete Pulver einen Zwischenstopp in Kochel. © Patrick Janssen

Vor 15 Jahren hat die Feuerwehr Kochel das Fahrzeug „Florian 42/1“ ausgemustert. Über Umwege ist das Auto in den Niederlanden gelandet, wo es der neue Eigentümer zum Camper umgebaut hat.

Kochel am See – Auf dem Online-Marktplatz Ebay stößt Patrick Janssen auf eine kuriose Anzeige. „Es stand kein Preis dabei, und es waren nur drei schlechte Bilder angehängt“, berichtet der 53-Jährige. Darauf zu sehen ist ein knallrotes altes Feuerwehrauto. Das Gefährt hat es ihm sofort angetan. „Ich dachte mir, anschauen kann man es ja mal.“ Und auch technisch war der Wagen in Ordnung. „Ich habe ihn dann eigentlich sofort gekauft“, sagt der Niederländer und lacht.

Nach dem Umbau hat der hintere Innenraum eine kleine Küche mit Spüle bekommen.
Nach dem Umbau hat der hintere Innenraum eine kleine Küche mit Spüle bekommen. © Patrick Janssen

Patrick Janssen wollte schon immer seinen eigenen Camper bauen. Eigentlich ist er gelernter Chemiker und Qualitätsmanager. Vor rund zehn Jahren hat er sich das Feuerwehrauto zugelegt. „Es ist ein außergewöhnliches Modell“, sagt Janssen. Das Fahrzeug vom Typ LF8/8 des Herstellers Magirus-Deutz stammt aus dem Jahr 1978 und hat neun Sitze. Als „Florian 42/1“ war er bei der Feuerwehr Kochel 31 Jahre lang im Dienst. 2009 wurde das Fahrzeug aussortiert und verkauft.

Zum Camper umgebaut und in die Normandie gefahren

Nachdem er das Feuerwehrauto in die Niederlande gebracht hatte, bekam es zunächst eine umfangreiche Wartung. „Wir sind danach zum niederländischen TÜV gefahren. Innerhalb von einer Stunde hatten wir die Papiere“, berichtet Janssen stolz. Eine Weile fuhr der Niederländer „einfach so herum“. Die erste Urlaubsreise führte ihn nach Frankreich, in die Normandie.

In der Stadt mobil: Mit einer Rampe lässt sich der Roller bequem ein- und ausladen.
Mit einer Rampe lässt sich der Roller ein- und ausladen. © Patrick Janssen

Einige Zeit später begann Janssen mit den Umbauarbeiten. Sein „Florian“, wie er das alte Feuerwehrauto weiterhin nennt, sollte eine Küche und eine Toilette bekommen. „Man muss kreativ werden“, betont er. Bedient hat er sich unter anderem an einem ausrangierten Wohnwagen. „Ich habe alles herausgeholt, was man noch benutzen konnte“, erzählt der Niederländer.

Altes Feuerwehrauto hat jetzt Komfortausstattung

Inzwischen hat er sein Schmuckstück schon wieder umgestaltet. „Es kam immer wieder etwas Neues dazu“, sagt er. Das ehemalige Feuerwehrauto steckt nun voller Komfortausstattung: Dazu gehören unter anderem fließend Wasser, eine Küche mit Gasanschluss, ein Grill, ein Fernseher und eine Gefriertruhe. Den nötigen Strom liefert eine Solaranlage. „Die Voraussetzung war für mich: Wenn ich irgendwo stehe, wo ich nichts habe, muss alles funktionieren“, erklärt Janssen. Auch ein Motorroller ist an Bord, falls es mal für einen Ausflug in die Stadt gehen soll.

An Oldtimern zu basteln, hat ihm schon immer Spaß gemacht, sagt er. Bei der Fahrt komme es aber auch immer wieder zu Überraschungen. „Jede Reise ist ein Abenteuer“, sagt er. „Einmal hatten wir eine Panne, weil der Motor plötzlich nicht mehr lief. Dann haben wir fünf Stunden lang am Straßenrand gebastelt, und dann ging es wieder weiter.“

Schaulustige bestaunen umgebautes Feuerwehrauto

Bei rund 75 km/h sei die Fahrt am angenehmsten, sagt der 53-Jährige. Jährlich fährt er rund 3000 Kilometer mit dem Wagen. Die Fahrten sind dabei durchaus mühsam. Der Magirus hat zum Beispiel keine Servolenkung. „Nach 400 Kilometern reicht es“, meint Janssen. Trotzdem war er damit schon in zahlreichen Ländern Europas. Unbedingt bereisen will er unter anderem noch Schottland, Norwegen und Schweden.

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Auf der Fahrt begegnen Janssen und seiner Freundin Margarete Pulver viele schaulustige Menschen. „Die Leute kommen, fragen viel und wollen Fotos machen“, sagt er. Die Erscheinung von „Florian“ wirke auf viele beeindruckend. „Die Leute sind auch total erstaunt von der Innenausstattung. Die erwarten nicht so viel von außen“, so Janssen.

Freudiges Wiedersehen in Kochal am See

Für den Sommer plante Janssen eine Reise über München nach Südtirol und Venedig. Dass Kochel auf dem Weg liegt, war dabei kein Zufall. „Ich hatte die Kochler Feuerwehr schon mal angeschrieben. Es war immer schon mein Plan, dass ich mal vorbeikomme, wenn wir in die Gegend fahren“, sagt er.

Im August kam es zum Wiedersehen. „Die Kochler haben sich sehr gefreut. Einige sind noch damit gefahren“, berichtet Janssen. Ihm war es wichtig, das Fahrzeug trotz der vielen Umbaumaßnahmen so authentisch wie möglich zu belassen. „Ich möchte, dass es ein Feuerwehrauto bleibt. Das Blaulicht und die Sirene funktionieren zum Beispiel noch.“ Von den Feuerwehrleuten bekam Janssen ein Buch über das Jubiläumsfest zum 125. Geburtstag der Wehr. „Es ist schön, dass das Fahrzeug wieder an seinem alten Arbeitsplatz war“, sagt Janssen. (vfi)

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