Protest gegen Streichung von Schulbus
Der Protest von Eltern half wenig: Grund- und Mittelschüler aus Überacker und Rottbach müssen ab Herbst mit dem Linienbus zur Schule in Maisach fahren. Der Schulbus ist gestrichen. Der Gemeinderat votierte aber dafür, dass ein Lotse am Bahnhof für Sicherheit sorgt. Zwei weitere Verbesserungsideen werden noch geprüft.
Maisach - Seit einem Jahr steht fest, dass ab Herbst kein Schulbus mehr von Überacker, Rottbach und Weilern wie Oberlappach, Deisenhofen und Weiherhaus nach Maisach fährt. Hintergrund ist, dass der Landkreis 2023 aus Spargründen die Beförderung von Gymnasiasten und Realschülern umgestellt hatte: von Schulbussen auf das 365-Euro-ÖPNV-Ticket.
Angst um Sicherheit der Kinder
Die Kommune musste nachziehen, auch aus Spargründen, und setzt das nun für Grund- und Mittelschüler um. Für diese Gruppe ist sie für die Beförderung zuständig. Nach einem Jahr Übergangszeit, in dem die Gemeindeverwaltung weiter für den Schulbus gezahlt hatte (rund 46.000 Euro im ablaufenden Schuljahr), erfolgt nun die Umstellung im Herbst.
Eltern hatten sich bereits Ende 2023 im Rathaus gemeldet. Sie kritisieren, dass die Wartezeiten auf den Bus vor allem mittags zu lang sind, dass Erst- und Zweitklässler in dieser Zeit unbetreut am Bahnhof stehen und es keine Haltestelle direkt an der Grundschule gibt. Sie befürchten, dass der Linienbus morgens in Überacker zu voll ist, dass der Weg vom Bahnhof zur Grundschule zu gefährlich ist, dass vor allem die Linie 870 mittags häufig zu spät oder gar nicht kommt und sich die jüngsten Schüler dann nicht zu helfen wüssten. Forderungen sind, die Streckenführung anzupassen oder einen weiteren Bus fahren zu lassen.
Eine Frau aus Überacker meldete sich in der Aktuellen Viertelstunde vor der Gemeinderatssitzung zu Wort und sagte: „So können wir das nicht akzeptieren.“ Nachdem man monatelang nichts erfahren habe, hieß es in der Vorwoche plötzlich, eine Haltestelle vor der Grundschule sei nicht möglich.
Sie und andere Eltern wollten viele Fragen stellen, doch nach rund 20 Minuten wurden sie gestoppt von Rathaus-Geschäftsleiter Peter Eberlein und Vize-Bürgermeister Roland Müller, der die Sitzung für den urlaubenden Rathauschef Hans Seidl leitete. Die Aktuelle Viertelstunde dürfe nicht überzogen werden, heiß es. Und sie sei auch nicht für Diskussionen mit den Bürgern gedacht. Eberlein verwies auf seinen folgenden Vortrag in der Sitzung. Da gebe es viele Antworten.
Eltern wird mit Saalräumung gedroht
Einige Mütter und Väter kritisierten, dass sie nicht mehr weiterreden durften. Doch an dieser Stelle ließ sich die Lage noch beruhigen. Später wurde es dann sehr hitzig: Trotz Ermahnungen gab es immer wieder Zwischenrufe und -fragen der Zuhörer, es gab höhnisches Gelächter und Applaus – alles nicht gestattet im Rahmen der Sitzung. Müller und Eberlein drohten zuletzt damit, den Saal räumen zu lassen.
Meine news
Eberlein versuchte dennoch und trotz persönlicher Anfeindungen in den Tagen vor der Sitzung, die Sachlage umfänglich darzustellen. Mit Zahlen aus dem Landratsamt und vom MVV erklärte er, dass eine geänderte Streckenführung und andere Fahrtzeiten auf der Linie 870 nicht möglich seien. Einen zusätzlichen Bus müsste die Kommune selbst zahlen. Kostet 120.000 Euro pro Jahr.
Betroffen sind 57 Grundschüler. Wenn sie alle das 365-Euro-Ticket erhalten, kostet das nur 21.000 Euro. Und wenn es im ÖPNV eine zumutbare Verbindung gebe, dann müsse diese genutzt werden. Anders sei das vor Jahrzehnten bei der Einführung des Schulbusses gewesen: Damals waren Überacker und Rottbach nicht an den ÖPNV angebunden.
Laut Eberlein gilt eine Wartezeit (nicht Fahrzeit) von 30 Minuten vor Unterrichtsbeginn und 60 Minuten nach Schulende nach allgemeiner rechtlicher Auffassung als zumutbar. Es gebe genug Platz in den Bussen, auch morgens. Verspätungen und Ausfälle gab es seit Jahresbeginn zwei. Und: Die Aufsichtspflicht für den Schulweg obliege den Eltern.
Kompromissvorschlag aus dem Rathaus: Ein Lotse soll am Maisacher Bahnhof dafür sorgen, dass die Kinder mittags in den richtigen Bus einsteigen. Er würde bei Problemen helfen. Die Kosten für die Aufsicht trägt die Kommune.
Für Germerswang und Malching normal
Eine weitere Verbesserung gäbe es, wenn die Umsetzung zweier Vorschläge möglich ist (siehe Kasten unten). Zudem wird im Bauausschuss am Montag besprochen, ob in Oberlappach gegen die Meinung der Polizei Tempo 20 durchzusetzen ist – zumindest zu den Zeiten, in denen Schüler unterwegs sind.
Eberlein wies darauf hin, dass Grundschüler aus Germerswang und Malching seit Jahren den Linienbus nehmen. Das klappe. Auch für Überacker und Rottbach müsste das zu schaffen sein. Über die Mittelschüler wurde übrigens kaum gesprochen. Ihnen traut man zu, den Linienbus zu nehmen. Darin sei auch für sie noch Platz, hieß es.
Eberlein räumte bei seinem Vortrag ein Kommunikationsproblem ein. Es möge vielleicht auf die Eltern so wirken, als habe man sich im Rathaus nicht um das Thema gekümmert. Doch man arbeite seit Februar an Lösungen, sei aber teilweise vom Landratsamt vertröstet worden. Allerdings habe man versäumt, die Eltern auf dem Laufenden zu halten. Christa Turini-Huber (SPD) fügte hinzu, dass es nicht „um die böse Gemeinde oder die bösen Gemeinderäte geht“. Man werde im Landratsamt für eine Optimierung kämpfen.
Gottfried Obermair (FW) warnte aber: „Es wird keine optimale Lösung geben.“ Auf seinen Vorschlag hin wird ein Vierteljahr nach Schulbeginn mit den Eltern besprochen, wie es mit dem Linienbus klappt.
Direkter Halt an Schule wird geprüft
Tobias Ottilinger (CSU) hatte zwei Ideen, die nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderats nun geprüft werden. Zum einen soll in der ÖPNV-Stelle im Landratsamt nachgefragt werden, ob der Bus viermal am Tag – einmal morgens und dreimal mittags – die Haltestellen Haupt- und Überackerstraße auslassen kann. Dann wäre vielleicht genug Zeit, um direkt zur Grundschule zu fahren beziehungsweise mittags die Schüler dort abzuholen. Damit hängt der zweite Vorschlag zusammen: Es brauche eine Haltestelle an der Grundschule. Derzeit gibt es dort keine Stoppmöglichkeit, Kinder müssten auf die Straße aussteigen. Ottilinger sagte, für die Erst- und Zweitklässler als „besonders schützenswerte Gruppe“ müsse eine Lösung her. Es sei ein Unterschied, ob man mittags am Bahnhof oder an der Schule auf den Bus warte.