Für diese Band erfüllt sich in Kaltenberg ein Herzenswunsch
Kaltenberg - Irdorath ist eine Band mit Vergangenheit. Nadzeya und Uladzimir Kalach, Gründer der Folk-Band aus Belarus und im Leben sowie auf der Bühne ein Paar, haben traumatische Jahre in politischer Gefangenschaft hinter sich. Zur Gauklernacht sowie am ersten Wochenende der Ritterspiele (12. bis 14.Juli) tritt Irdorath nun zum ersten Mal in Kaltenberg auf. Für Nadzeya und Uladzimir Kalach (beide 34) ein Herzenswunsch.
„Kaltenberg ist etwas irrsinnig Großes für die Band, ein lang gehegter Traum“, weiß Jeany Leinweber, Managerin von Irdorath. Zwei Jahre lang waren die Kalachs in Belarus hinter Gittern, weil sie während einer Minsker Groß-Demonstration im Sommer 2020 mit Dudelsäcken aufspielten. „Sie haben nur Musik gemacht, die Protestwelle als Anlass genommen, um ein Zeichen zu setzen und sind von Regime als Rädelsführer wahrgenommen worden“, so Leinweber. Es folgten Haft und Arbeitslager im Foltergefängnis. „Viele aus der Folkbewegung haben sich während dieser Zeit für ihre Freilassung engagiert“, so Leinweber.
Seit April 2023 wieder frei
Seit April 2023 sind die beiden Musiker nun wieder auf freiem Fuß und konnten mit Unterstützung der Bundesregierung aus dem Land geschleust werden, berichtet Leinweber, die die beiden Musiker unter ihre Fittiche genommen und ins Herz geschlossen hat. „Unser Verhältnis geht definitiv über Freundschaft hinaus – das ist ein Familienersatz“, sagt sie.
Die ursprünglich fünfköpfige Folkband aus Minsk wurde durch die Flucht der Kalachs getrennt. Mittlerweile fand sich mit der Cellistin Aleksandra Aleksiuk, die bereits 2019 nach Österreich auswanderte, sowie mit dem deutschen Gitarristen Kevin Schweikert und dem kanadischen Drummer Alexander Cumming eine neue Bandkonstellation zusammen, die den traditionellen belarussichen Folkcharakter authentisch weiterführt. „Die neue Fünfer-Konstellation besteht seit Mai 2024. Wir haben im Castingverfahren gesucht“, erklärt Leinweber.
Der Auftritt auf der Kaltenberger Rabenbühne in traditioneller Kostümierung bringt zweifelsohne Stimmung ins Mittelalter. „Das ist eine Mischung aus Folk, Pop und Rock. Irrsinnig tanzbar. Es ist wirklich eine Partyband. Eigentlich geht es darum, Lebensfreude zu verbreiten“, so die Musikmanagerin.
Haft-Trauma wirkt nach
Obwohl die traumatischen Erlebnisse der Haftzeit noch stark nachwirken, schaut das Ehepaar Kalach optimistisch nach vorne. „Nadzeya spricht davon, die Schönheit in die Welt zu tragen und da gehöre immer die Freude mit dazu“, weiß Leinweber. Seit einem Jahr leben die die Kalachs bereits in Berlin, lernen die deutsche Sprache und möchten auch weiterhin hierbleiben. Im Rahmen ihrer dreijährigen Aufenthaltsgenehmigung dürfen die beiden lediglich als Musiker arbeiten.
Das Repertoire der Band ist ebenso breit. Mit Gesang, Dudelsack, Didgeridoo, Schalmei, Flöte oder Drehleiter zaubern die Folkmusiker original belarussische Mythologie auf die Bühne. „Belarussische Traditionals - Das ist ein ganz eigener Sagenkosmos. Uladzimir beherrscht auch den Kehlkopfgesang“, sagt Leinweber.