Damit sich Fachkräfte aus dem In- und Ausland wohlfühlen - „allein schon der Händedruck ist unterschiedlich“

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Geben Tipps für Unternehmen: Fahim Sobat (vorne), Thomas Dudenhöffer (h.v.l.), Susanne Gamperl und Marina Frank. © Hans Kürzl

Bei der Anwerbung neuer Fachkräfte sollen Firmen einiges beachten. Das beginnt schon beim Händedruck zur Begrüßung, wie Coach Fahim Sobat erklärt.

Landkreis Fürstenfeldbruck - Fachkräfte sind ein hohes Gut – umso mehr, als in vielen Branchen ein Mangel herrscht. Viele suchen die Lösung auf dem internationalen Markt – auch im Landkreis. Mit dem etwas sperrigen Veranstaltungstitel „Interkulturelle Vielfalt als Erfolgsfaktor bei der Akquise von Fachkräften“ wollten Landratsamt und die Agentur für Arbeit Unternehmern aufzeigen, was möglich ist und was beachtet werden muss.

Einer, der das Thema sozusagen schon in seiner Person multikulturell verbindet, ist Fahim Sobat. In Afghanistan geboren, lebt der Soziologe und selbstständige Coach seit seinem siebten Lebensjahr in Deutschland. Er weiß, wie man in dem anderen Kulturkreis tickt und was man zu beachten hat. „Es lohnt sich sehr wohl, sich interkulturell zu öffnen“, sagt Sobat. Man vermeide so Missverständnisse. Das beginne bereits bei der Begrüßung. „Allein schon der Händedruck wird in vielen Ländern unterschiedlich ausgetauscht.“

700 Beschäftigte aus 61 Nationen

Bei dem in Maisach ansässigen Unternehmen TTI hat man das nicht nur mit dem Händedruck auf dem Schirm. 700 Beschäftigte verteilen sich auf 61 Nationalitäten. Da verstehe sich multikulturelles und multifunktionales Handeln von selbst, so Thomas Dudenhöffer, Vice President Human Resources. Man habe einen bewusst schlicht und neutral gehaltenen „Raum der Ruhe“ geschaffen. Genutzt werden kann er von allen: zum Gebet, zur Meditation oder einfach zum Gedanken sammeln. Dudenhöffer stellt aber klar, dass man solche Angebote täglich pflegen und sich um das Personal bemühen muss.

Bei der Betriebsverpflegung müsse auf kulinarische Unterschiede Rücksicht genommen werden. „Man muss aber genauso auf eine stabile Willkommenskultur achten“, betont Dudenhöffer. Dazu gehöre, dem Mitarbeiter bereits in der Einarbeitungszeit, im sogenannten Onboarding, zu vermitteln, dass er ein wichtiger Teil des Unternehmens ist. Ein Gefühl, dass man laut Vice President dem Arbeitnehmer am besten bereits im Vorfeld geben sollte: „Unterstützen Sie bei der Wohnungssuche, beim Umgang mit den Behörden.“

Bei TTI legt man viel Wert darauf, dass Beschäftigung und Privatleben räumlich nah zueinander stattfinden. Rund 70 Prozent der Beschäftigten wohnen im Landkreis. „Behördliche Unterstützung klappt hier gut, in München ist das ein Fiasko“, stellt Dudenhöffer fest. Er lässt aber durchblicken, dass schon auch die Fachkraft ihren Teil zur Integration leisten muss. So vermittle man zum Beispiel Sprachkurse. Doch Dudenhöffer stellte an dieser Stelle fest: „Das wird von Leuten mit guter Grundbildung besser angenommen.“

Aktiv auf Suche gehen

Dass Firmen offensiv auf die Suche nach Fachkräften gehen sollten, rät Marina Frank von der Arbeitsagentur. „Zeigen Sie Sichtbarkeit auf Jobbörsen und Messen.“ Dort habe man die Chance, mit dem Bewerber unmittelbar ins Gespräch zu kommen. Susanne Gamperl, ebenfalls von der Arbeitsagentur, weist auf die Möglichkeit der Teilzeitausbildung hin. „Das ist relativ unkompliziert.“

Für Gamperl bietet die Teilzeitausbildung viele Vorteile. Arbeitnehmer in Elternzeit würden so Verantwortungsbewusstsein gegenüber den eigenen Kindern ebenso wie in Richtung Arbeitgeber zeigen. Gleichzeitig, so Gamperl, können Firmen mit der Teilzeitausbildung Imagewerbung betreiben: „Sie werden als familienfreundlich wahrgenommen.“ Für viele Fachkräfte ist das laut Gamperl ein Argument, sich für eine Firma zu entscheiden. „Fachkräfte wollen das Gefühl haben, dass man sich um sie bemüht.“

Mehr Information gibt es unter www.lra-ffb.de/13062024-interkulturelle-vielfalt-als-erfolgsfaktor-bei-der-akquise-von-fachkraeften.

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