Putins Schattentanker treibt vor Rügen: Russlands Öl-Plan wird für Europa gefährlich

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Ein manövrierunfähiger Tanker liegt vor Rügen. Das Havariekommando ist vor Ort. Angeblich handelt es sich um ein Schiff aus Putins Schattenflotte.

Dranske auf Rügen – Die Ladung: 99.000 Tonnen Öl, geladen im russischen Ust-Luga. Der Grund für den Stillstand: unklar. Ein Tankschiff ist in der Ostsee vor Rügen zum Stillstand gekommen. Konkret handelt es sich bei dem manövrierunfähigen Tanker um die „Eventin“, einen 274 Meter langen und 48 breiten Öltanker, Baujahr 2006, der unter der Flagge Panamas fährt. Mehrere Medien berichteten übereinstimmend, dass es sich um einen Schattentanker aus der Spezialflotte des russischen Präsidenten Wladimir Putin handelt. Als Zielhafen ist bei der Website Vesselfinder der ägyptische Hafen Port Said angegeben.

Putins Schattenflotte – heimliche Stütze für Russlands Wirtschaft

Derzeit sei das Schiff intakt. Das zumindest teilte eine Sprecherin des Havariekommandos der Deutschen Presse-Agentur mit. Aktuell ist noch unklar, warum der Tanker manövrierunfähig ist – das Wetter sei gut. Für die Crew bestehe derzeit keine Gefahr, für die Umwelt ebenfalls nicht.

Russlands Präsident Putin muss mit erheblichen Einbrüchen bei der Produktion von Öl rechnen. © Gavriil Grigorov/dpa/unknown (montage)

Trotzdem ist die Schattenflotte dem Westen zunehmend ein Dorn im Auge. Dabei stellt sich die Frage: Was ist das eigentlich und was macht sie so gefährlich? Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine Flotte aus oftmals alten Tankern, die unter falscher Flagge fahren und durch seltsames Verhalten ihrer Schiffsortungstechnologie auffällig werden. Sie sollen russisches Öl in alle Welt verschiffen, ohne von westlichen Sanktionen getroffen zu werden. Darin besteht ihre erste Gefahr: Sie versorgen Russlands Wirtschaft mit Einnahmen und halten so indirekt den Ukraine-Krieg am Laufen. Damit man ihr Handeln nicht so schnell entdeckt, schalten sie mitunter die Schiffsortung aus, ehe sie ihre teure Fracht aufnehmen.

Die Kyiv School of Economics (KSE) hatte in einem Bericht von 2024 mitgeteilt, dass sich das Volumen des russischen Öls, das von der sogenannten Schattenflotte transportiert wird, von 2,4 Mio. Barrel pro Tag im Juni 2023 auf 4,1 Mio. Barrel im Juni 2024 gesteigert hatte. Ebenfalls im Juni hatte die Schattenflotte rund 70 Prozent aller russischen Öltransporte übernommen. Schätzungsweise soll der Kreml zehn Milliarden US-Dollar in den Aufbau dieser Flotte gesteckt haben.

Umweltkatastrophe oder Sabotage – Gefahren von Putins Schattenflotte

Ihre zweite Gefahr besteht in ihrem Alter. Die „Eventin“, wie erwähnt im Jahr 2006 gebaut, steht auf einer Schattentanker-Liste der Umweltorganisation Greenpeace, mit Vermerken bei „AIS-auffällig“ (Automatic Identification System, zu Deutsch: Automatisches Identifikationssystem) sowie bei „Mängel“. Umweltexperten haben wiederholt davor gewarnt, dass die Tanker aufgrund ihres Alters anfällig für eben genau solche Vorfälle sind, wie er gerade vor Rügen passiert. Sie können unter Umständen Umweltkatastrophen auslösen, wenn zum Beispiel ihre Ladung ausläuft. Weil die Schattenflotte viel Öl transportiert, besteht eben das Risiko von Ölkontamination des jeweiligen Gewässers.

Und drittens sorgt die Schattenflotte zunehmend wegen ihres möglichen Einsatzes als russische Sabotageeinheit für Besorgnis. Ein weiterer Schattentanker, „Eagle S“, war zuletzt mit der Beschädigung eines Unterseekabels zwischen Finnland und Estland in Verbindung gebracht worden.

Die westlichen Ukraine-Verbündeten sind stets dabei, neue Sanktionen gegen die Schattenflotte zu entwerfen, um Russlands wirtschaftliche Macht zu schmälern.

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