Klimawandel als größte Herausforderung: Rudolf Plochmann nimmt Abschied von Tölz
Über 18 Jahre lang war Rudolf Plochmann der Leiter des Tölzer Forstbetriebs. Jetzt wechselt er in den Vorstand der Bayerischen Staatsforsten und geht nach Regensburg. Wer seine Nachfolge übernimmt, steht noch nicht fest.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Ein Interview in der Redaktion, ein Abstecher in die Jachenau, eine kleine Feier in Vorderriß mit Mitarbeitern. Das war’s. So sah der letzte Tag von Rudolf Plochmann als Leiter des Tölzer Forstbetriebs aus. Nach über 18 Jahren verlässt Plochmann den Standort und wechselt an diesem Donnerstag in den dreiköpfigen Vorstand der Bayerischen Staatsforsten. Zuständig wird er dort für die Bereiche Waldbau, Naturschutz und Jagd sein – und fürs Personal. Bei insgesamt 2700 Mitarbeitern sei das natürlich eine große Aufgabe, sagt der 62-Jährige. „Die Möglichkeit zu haben, das Unternehmen mit weiterzuentwickeln“, das habe ihn dazu bewogen, nach Regensburg zu wechseln, sagt Plochmann. „Ich hänge an dem Unternehmen, es bedeutet mir viel.“
In Tölz ein „tolles Team“
Dabei verlässt er den Isarwinkel durchaus mit Wehmut. „Es gibt hier in Bad Tölz ein wirklich tolles Team.“ Stück für Stück sei eine Verjüngung gelungen, „und wir haben mittlerweile auch eine Revierleiterin.“ Dazu komme die wunderbare Landschaft, in der sein bisheriger Arbeitsplatz lag. „Wenn man – egal bei welchem Wetter – über die Brücke am Sylvenstein fährt: Das sind Stimmungen, die berühren mich jedes Mal. Das wird nie langweilig.“ Er habe das immer als Privileg gesehen, hier arbeiten zu dürfen. Und er werde auch sicher in Zukunft immer mal wieder in der Gegend sein – beruflich und privat. Denn die Familie bleibt am Starnberger See wohnen.
(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
„Klimawandel ist eine Bedrohung für den Menschen, nicht für den Wald“
Die größte Herausforderung der kommenden Jahre ist dieselbe wie die in den vergangenen. „Wie reagieren wir auf den Klimawandel? Wie bauen wir den Wald der Zukunft um?“, sagt Plochmann. Als er 2005 im Zuge der Forstreform als Forstbetriebsleiter begann, „hatte man vielleicht mal vom Klimawandel gehört, aber richtig erkennbar war er noch nicht. Das hat sich deutlich geändert.“ Kurze, milde Winter, häufiger werdende Extremniederschlagsereignisse, Dürreperioden. Vieles schwäche den Wald und mache die Bäume anfällig für Schädlinge. Dabei sei die Lage im Landkreis noch verhältnismäßig gut, „weil es bei und kühler ist und häufiger regnet als in Gebieten im Norden von Bayern“, sagt er. Aber die Effekte würden hier nur mit einer gewissen Verzögerung eintreten. „Der Klimawandel ist eine Bedrohung – für den Menschen, nicht für den Wald als solches.“ Der werde sich „dramatisch verändern“, aber letztlich anpassen. Ob er dann aber dem Menschen noch nutzt, das sei fraglich. „Wir brauchen aber Holz als nachwachsenden Rohstoff. Es ist der Rohstoff der Zukunft“, sagt Plochmann. In der Region habe Wald zudem eine wichtige Schutz- und Erholungsfunktion. Den Wald fit für die Zukunft und resilient zu machen und dabei die Nutzbarkeit für den Menschen zu erhalten, das seien die Aufgaben der Forstwirtschaft, sagt Plochmann.
Wichtig ist ein vielfältiger Wald
Im Tölzer Forstbetrieb sei hier bereits erfolgreiche Arbeit geleistet worden. „Wir sind auf einem guten Weg.“ Gesetzt wird hier auf natürliche Verjüngung, um Kahlflächen auch nach Schadensereignisse zu verhindern, und auf eine Vielfalt an Baumarten, um kompensieren zu können, wenn eine Art in Schwierigkeiten gerät. Das passiert immer wieder. Beispiel: Eschentriebsterben. Der eingeschleppte Pilz hat der Baumart nahezu den Garaus gemacht. In einem vielfältigen Wald ist das immer noch schlimm, aber nicht so schlimm wie in Monokulturen. „Wir wollen dafür sorgen, dass die Generationen nach uns auch noch etwas vom Wald haben“, sagt Plochmann. Dabei sei in der Forstwirtschaft eine gehörige Portion Geduld gefragt. „In Extremlagen wächst ein Baum pro Jahr vielleicht 20 Zentimeter“, verdeutlicht er. Daran liege es vielleicht auch, dass viele Forstmitarbeiter „konservativ und extrem skeptisch gegenüber kurzlebigen Moden sind“.
Meine news
Vor dem Wechsel nach Regensburg noch nach Wien
Sich mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen zu müssen und Antworten darauf zu finden, das sei „das prägendste Ereignis der letzten Jahre gewesen“, sagt Plochmann. Natürlich habe es spektakuläre Brände und Stürme gegeben, aber das seien eben nur kurzlebige Ereignisse.
Wer für Plochmann auf den Chefsessel in Bad Tölz nachrückt, ist noch nicht entschieden. Der 62-Jährige freut sich nun erst einmal auf die neue Aufgabe in Regensburg. „Es ist ein tolles Team, wir kennen uns schon. Daher brauche ich keine lange Aufwärmzeit, sondern kann sofort anfangen.“ Vor dem Dienstantritt am Montag geht es für Plochmann aber erst noch nach Wien. Dort trifft sich ein Zusammenschluss großer europäischer Forstbetriebe.