Experte Bastian Gierull - Wer die Wärmepumpe staatlich fördert, macht sie nur noch teurer
Die Wärmepumpe ist die beste Heiztechnologie, die wir haben. Sie ist heute schon günstiger und effizienter als eine Öl- oder Gasheizung, lässt sich problemlos in den meisten Häusern installieren und besser fürs Klima ist sie sowieso.
In einem Punkt haben ihre Kritiker aber Recht: Die Anschaffungskosten einer Wärmepumpe in Deutschland sind zu hoch. Hierzulande pendeln sich die Kosten einer Installation bei ca. 30.000 Euro ein – in England installieren wir problemlos zwischen 8.000 und 10.000 Euro.
Aus diesem Grund stellte Deutschland letztes Jahr mehr als 14 Milliarden Euro an Fördermitteln zur Verfügung, um den Umstieg zu erleichtern. Viele Haushalte zahlen dann nur noch die Hälfte der Anschaffungskosten, manche nur noch 30 Prozent. Diese Förderung war wichtig, um einen klaren Anreiz zur Anschaffung von Wärmepumpen zu setzen.
Bastian Gierull ist Deutschland-Chef des britischen Energieversorgers Octopus Energy. Zuvor war er Director of Product, Marketing and Technology des Unternehmens. Octopus Energy ist der mittlerweile größte Energieversorger im Vereinigten Königreich und auch in den Bereichen Smartmeter und Wärmepumpe aktiv.
Hohe Förderung macht hohe Preise
Gleichzeitig bringt die Förderung ein Problem mit sich: Viele Unternehmen im Wärmepumpenmarkt missbrauchen sie als Freifahrtschein, um ihre Marge zu erhöhen. Besonders bei regionalen Installateuren, die ihre regionale Vormachtstellung ausnutzen, aber auch bei den Herstellern stiegen die Preise, als die Förderung erhöht wurde. Sie machen sich zunutze, dass ein Preisaufschlag nur halb so weh tut, wenn der Staat die Hälfte der Kosten übernimmt.
Und für Hausbesitzer gilt: Wer zu günstig installieren lässt, verschenkt einen Teil seiner Förderung. Nicht ohne Grund liegen die durchschnittlichen Preise einer Installation bei bzw. aufwärts von 30.000 Euro – die maximale förderbare Summe einer Installation. Als diese Obergrenze noch höher lag, gab es sogar noch mehr astronomisch-hohe Installationsangebote am Markt – auch das war kein Zufall.
Briten-Lösung schafft gerechtere Bedingungen
In England, dem Heimatmarkt von Octopus Energy, ist die Einstellung zur Wärmepumpe ähnlich. Auch hier soll eine Förderung helfen, den Umstieg auf nachhaltige Heizungen zu erleichtern. Anstelle einer prozentualen Förderung bekommt man hier aber einen fixen Zuschuss, 7.500 Pfund. Egal wie teuer die Installation ist, unabhängig vom Einkommen oder der Art der Wärmepumpe.
Ähnlich ist die Förderung auch in Frankreich, Dänemark oder Finnland geregelt. Das ist nicht nur viel einfacher und leichter verständlich, sondern bedeutet auch, dass jeder Cent, der beim Anschaffungspreis eingespart wird, direkt bei den Hausbesitzern ankommt. Es gibt verschiedene Gründe, warum Hausbesitzer in anderen Ländern nur einen Bruchteil unserer Installationspreise zahlen – aber die Förderung ist einer davon.
Anreiz für Kostensenkung: Die Förderung sollte auslaufen
Sollte Deutschland also auf einen festen Zuschuss umsteigen? Nein! Deutschland hat sich zwei Jahre über das eigentlich so simple Thema Heizen gestritten. Viele Verbraucher sind verunsichert. Die Entscheidung für oder gegen eine Wärmepumpe wird heute schon viel zu oft auf Basis haltloser Vorurteile getroffen. Deshalb brauchen sie Klarheit und – mehr als alles andere – Planungssicherheit. Die Branche und die Politik haben viel getan, um die aktuelle Förderung verständlich zu machen. Das kommt langsam an. Ein Umstieg auf ein neues Fördermodell würde erneut große Unsicherheit auslösen. Sie wäre in dieser Hinsicht genauso fatal wie die Rücknahme des Heizungsgesetzes als Ganzes.
Obwohl wir als großer Wärmepumpeninstallateur auf die Nachfrage angewiesen sind, schlagen wir deshalb vor: Die Wärmepumpen-Förderung planbar und über mehrere Jahre auslaufen zu lassen, indem die maximale förderfähige Summe jährlich abgesenkt wird. Durch fallende Herstellungskosten und den steigenden CO2-Preis werden Wärmepumpen in naher Zukunft keine staatliche Unterstützung mehr brauchen.
Eine schrittweise Senkung der Förderung – zum Beispiel bis 2035 über den Verlauf von 10 Jahren – schafft nicht nur Planungssicherheit, sondern löst auch das Problem einer Branche, die sich aktuell zu sehr auf der Förderung ausruht. Fallende Zuschüsse schaffen einen klaren Anreiz für Innovation und Kostensenkung. Sowohl Hersteller als auch Installateure sind dann gezwungen, effizient zu wirtschaften, um sich auf dem freien Markt zu behaupten. Davon profitiert nicht nur der Endkunde, sondern auch die gesamte Wärmewende in Deutschland.
Voraussetzungen: Sinkende Stromkosten und steigenden CO2-Preis.
Essentiell dabei bleibt aber: Eine Wärmewende, die ohne hohe Fördersummen auskommt, funktioniert nur, wenn die Strompreise im Vergleich zu den Gaspreisen weiter sinken. Ansonsten heizen auch in 20 Jahren noch zu viele Menschen mit teurem Öl oder Gas. Aktuell verteuern Steuern, Abgaben und Entgelte den Strom noch künstlich. Diese Kostentreiber müssen gesenkt werden. Gleichzeitig muss der CO2-Preis weiter steigen.
Trotz allem werden wir die Niedrigpreise der Engländer so schnell nicht erreichen. Denn auch die zahllosen Regularien in Deutschland verhindern, dass wir auf dem Preisniveau unserer europäischen Nachbarn einbauen. Die Installationen dort würden wir in Deutschland mit viel Wohlwollen als “zweckmäßig” beschreiben, dazu kommen natürlich Vorteile wie kleine, standardisierte Häuser und milde Winter. Aber auch in Deutschland gibt es noch viel Raum für Einsparungen. Wenn wir diesen nutzen, wird die Wärmepumpe zum Selbstläufer.