Charmeoffensive – auch wegen Trump: Chinas Staatschef umwirbt BMW, Mercedes und Co.
Beim Treffen mit Dutzenden ausländischen Wirtschaftsbossen wirbt Chinas Staatschef Xi Jinping für sein Land. Dank Donald Trump hat er leichtes Spiel. Dabei ist auch in der Volksrepublik nicht alles rosig.
Ola Källenius hat einen Platz in der ersten Reihe ergattert, zwischen Chinas Staatschef Xi Jinping und Außenminister Wang Yi. Der 1,95 Meter große Mercedes-Chef sticht schon rein optisch hervor auf dem Gruppenfoto, das chinesische Staatsmedien nach dem Treffen der Staatsführung mit Top-Managern aus aller Welt veröffentlicht haben, mit seinem hellen Anzug wirkt er wie der Mittelpunkt des sorgsam inszenierten Bildes. Direkt hinter Xi: Roland Busch, Chef von Siemens. Auch BMW-Chef Oliver Zips ist nicht weit.
Am Freitag lud die chinesische Staatsführung die Spitzen Dutzender internationaler Konzerne nach Peking, und dass ausgerechnet die Chefs deutscher Unternehmens fürs Foto derart prominent platziert wurden, dürfte kein Zufall sein. In wenigen Wochen schon tritt in Berlin eine neue Bundesregierung den Dienst an, wahrscheinlich mit Friedrich Merz an der Spitze, der sich bislang nur wenig zu China geäußert hat. Peking, so scheint es, will also gut Wetter machen bei der künftigen Bundesregierung.

China umwirbt Chefs internationaler Unternehmen
Es war das zweite derartige Treffen binnen weniger Tage. Am vergangenen Wochenende erst umwarb die Pekinger Führung auf dem China Development Forum rund 80 Chefs internationaler Konzerne, darunter neben Busch und Källenius auch Apple-Chef Tim Cook. Die persönliche Begegnung mit Xi soll nun die Botschaft unterstreichen, die China seit Wochen mit viel Eifer in den internationalen Konzernzentralen, aber auch in vielen westlichen Regierungen platzieren will: Während Donald Trump mit seinem Zoll-Krieg die Weltwirtschaft an den Abgrund führt, bleibt China ein verlässlicher Partner.
China sei seit vielen Jahren ein „Stabilitätsanker für das weltweite Wachstum“, erklärte Xi laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua jetzt bei dem Manager-Treffen. „Chinas Tür wird sich nur noch weiter öffnen. Die Politik, ausländische Investitionen willkommen zu heißen, hat sich nicht geändert und wird sich nicht ändern.“ Die Volksrepublik biete „ein erstklassiges Geschäftsumfeld, das marktorientiert, regelbasiert und international ist“, so Xi weiter.
Wegen Donald Trump hat China derzeit leichtes Spiel
Dass all das auf die USA derzeit nicht zutrifft, musste Xi nicht extra erwähnen – den anwesenden Managern dürfte das spätestens seit den von Trump am Mittwoch verkündeten Strafzöllen auf ausländische Auto-Importe ohnehin klar sein. „Multilateralismus ist die einzige Möglichkeit, globale Herausforderungen zu bewältigen“, sagte Xi zudem. Auch das war eine nicht gerade subtile Botschaft: Wenn die USA die Tür zu machen und ihre Partner verprellen – China steht bereit.
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Trump macht es den Chinesen derzeit leicht wie nie, gegen den erratischen US-Präsidenten wirken selbst Chinas Kommunisten wie die Erfinder der freien Marktwirtschaft. Dabei klagen ausländische Unternehmen, die in China aktiv sind, schon seit vielen Jahren über eine Ungleichbehandlung, schlechten Zugang zum chinesischen Markt etwa. Schuld daran sind aus westlicher Sicht nicht zuletzt die hohen Subventionen, mit denen die chinesische Regierung die eigenen Unternehmen päppelt, was den Wettbewerbsdruck massiv erhöht. Dennoch bleibt China – nach den USA – auch für Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner.
„Peking geht es um Zugang zum europäischen Markt. Wir sind für China also ein Exportziel“
Allerdings haben sich die Vorzeichen verändert im Verhältnis zwischen China und Europa. „Peking geht es um Zugang zum europäischen Markt. Wir sind für China also ein Exportziel“, sagte Grzegorz Stec von der Berliner China-Denkfabrik Merics kürzlich im Interview mit unserer Redaktion. „Bei chinesischen Importen aus Europa ist das Bild hingegen durchwachsen.“ So nahm der Wert der deutschen Exporte nach China im vergangenen Jahr um 7,6 Prozent ab, der Wert der Importe aus China blieb hingegen fast unverändert hoch.
Dass Xi Jinping in Peking nun ausländische Wirtschaftsbosse umwarb, hat einen weiteren Grund: China ist weiterhin auf europäische Technologie angewiesen, musste zuletzt aber feststellen, dass die ausländischen Direktinvestitionen deutlich zurückgegangen sind. Das liegt auch daran, dass sich der Westen von China unabhängiger machen will und viele Unternehmen deswegen anderswo in Asien investieren, zum Beispiel in Vietnam. Gleichzeitig benötigt China ausländisches Kapital auch, um sein Wachstumsziel von fünf Prozent zu erreichen. „Wer in China investiert, investiert in die Zukunft“, erklärte Xi nun seinen ausländischen Gästen.