Ein Segeltörn ist definitiv keine gewöhnliche Reise. Noch besonderer wird es jedoch, wenn eine Gruppe MS-Betroffener und körperlich beeinträchtigter Menschen eine Woche auf hoher See verbringt. Dieses Projekt plant der Freisinger Markus Meixl.
Freising – Markus Meixl hat es schon als Kind geliebt, mit seinen Eltern segeln zu gehen. Vor einigen Jahren hat er selbst einen Bootsführerschein gemacht, und die Zeit auf dem Wasser wurde zu einem seiner liebsten Hobbys. Vor ungefähr vier Jahren bekommt er dann aber eine Diagnose, die sein Leben verändert: Der heute 55-Jährige leidet an Multipler Sklerose, kurz MS. Durch die Krankheit kann er nur noch kurze Strecken zu Fuß zurücklegen und wird schnell müde. Auch das klassische Segeln ist für ihn nicht mehr zu bewältigen.
Segeln trotz Einschränkung
Anstatt seine Leidenschaft für den Wassersport aufzugeben, hat Meixl sich über Alternativen informiert. „Da fängt man dann natürlich das Recherchieren an, wie man mit Behinderung trotzdem segeln kann“, erzählt er im FT-Gespräch. Und der 55-Jährige, der als stellvertretender Gruppenleiter der MS-Selbsthilfegruppe Freising arbeitet, ist fündig geworden: „Ich habe den Verein ,Special Sailing‘ entdeckt, die bieten viele verschiedene Segelreisen für Menschen mit Behinderung an.“
So nahm er gemeinsam mit dem befreundeten und ebenfalls von MS betroffenen Tilo Antoni im September des vergangenen Jahres an der „Mirno More“ in Form eines einwöchigen Segeltörns in Kroatien teil. „Es handelt sich hierbei um die sogenannte Friedensflotte, das größte soziale Segelprojekt für Benachteiligte und Menschen mit Behinderung“, erklärt Meixl. Gemeinsam verbrachten die beiden eine Woche auf hoher See. „Das war wirklich toll“, erinnert sich der Freisinger zurück, ergänzt aber: „Die Mirno More war jedoch eher für Teenager und junge Erwachsene geeignet. Es wurden beispielsweise Schatzsuchen veranstaltet, und abends ging es zu Partys im Hafen.“
Deshalb haben Meixl und Antoni eine ganz besondere Idee aus Kroatien mitgebracht. „Da wir beide als ehrenamtliche Gruppenleiter tätig sind, entstand hieraus der Plan, für unsere jeweiligen Gruppenmitglieder einen Segeltörn zu planen“, erklärt Meixl. So eine Segelreise sei meist mit viel Trubel verbunden, das sei für MS-Betroffene oft eine zu große Beanspruchung.
Mit drei Booten nach Kroatien
„Daher haben wir uns entschlossen, einen eigenen Segeltörn zu planen, der auf die Bedürfnisse unserer Gruppenmitglieder abgestimmt ist.“ Stattfinden wird die besondere Reise in diesem Jahr vom 20. bis zum 27. September. Für die 30-köpfige Reisegruppe geht es dann – verteilt auf drei Boote – nach Kroatien. „So zehn bis zwölf der Teilnehmenden kommen aus dem Landkreis Freising“, schätzt Meixl. Nicht alle sind MS-Betroffene, es sind auch zwei Rollstuhlfahrer dabei. Menschen ohne Beeinträchtigung gehören ebenfalls zur Reisegruppe, das sind dann zum Beispiel die Ehepartner der Beeinträchtigten. Außerdem werden zwei Ärzte sowie Rettungsschwimmer mit an Bord sein. Professionelle Skipper werden die Boote steuern. „Das war mir wichtig, weil so einfach eine gewisse Sicherheit gewährleistet ist, die wir mit unserem Handicap nicht garantieren könnten. Wer sich stabil genug auf den Beinen fühlt, darf aber natürlich auch jederzeit mithelfen.“ Mit dem Verein „Special Sailing“ haben sich die beiden Organisatoren außerdem einen erfahrenen Partner an ihre Seite geholt, der beispielsweise die Boote stellt.
Der Segeltörn steht unter dem Motto „Grenzen erfahren, Grenzen verschieben“. Meixl: „Es geht uns vor allem darum, seine eigenen Grenzen besser kennenzulernen, aber vielmehr auch seine Möglichkeiten zu erkennen, die trotz unterschiedlicher Beeinträchtigungen vorhanden sind.“
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Am Ende sollen aber auch einfach der Genuss des Segelns, des Essens, der Landschaft und die gemeinsame Zeit mit der jeweiligen Crew im Mittelpunkt stehen. Und noch eine bemerkenswerte Anekdote weiß Meixl zu erzählen: „Ich bewege mich auf einem Schiff tatsächlich sicherer als am Boden. Das liegt daran, dass man auf diesem wackeligen Untergrund und in den engen Gängen einfach viel aufmerksamer ist. Außerdem gibt es überall Möglichkeiten, sich festzuhalten.“
Läuft alles nach Plan, soll das Reiseangebot in den nächsten Jahren zu einer festen Tradition werden. Doch erst einmal freut sich Meixl, der in seiner Freizeit außerdem noch gerne klettert und in einer Rock-Band spielt, auf die Premiere in einem knappen halben Jahr. „Ich kann es kaum erwarten. Ich liebe diesen Moment, wenn man mit dem Boot aus dem Hafen fährt, die Segel setzt und den Motor ausschaltet. Dann wird es still und man weiß, dass man jetzt nur noch mit Windkraft fährt. Das ist so besonders, da bekomme ich immer richtig Gänsehaut.“
Gut zu wissen
Die MS-Selbsthilfegruppe Freising ist Teil der FT-Benefizaktion „Menschen in Not“ und wird durch die Spenden der Leserinnen und Leser unterstützt. Wer sich am Sponsoring des Segelprojekts beteiligen möchte, kann sich direkt mit Markus Meixl per Mail an markus@meixl.de in Verbindung setzen.