Reinhard Lauterbach soll für die Freien Wähler Moosburg im kommenden Jahr Bürgermeister Josef Dollinger herausfordern. Diesen kritisieren sie in deutlicher Form.
Moosburg – Zuletzt hatte es so ausgesehen, als wolle Reinhard Lauterbach seine Verantwortung für die Stadt Moosburg zurückschrauben: Im Juni 2023 hatte er den Vorstandsvorsitz bei der Marketing eG abgegeben, heuer im März trat der bisherige Ortsvorsitzende der Freien Wähler nicht mehr bei den Vorstandswahlen an. Doch nun die Kehrtwende: Bei einem Pressetermin am Dienstag in Grundner‘s Café präsentierten die FW Lauterbach als ihren neuen Anwärter auf das Bürgermeisteramt. Er soll im November von den Mitgliedern abgesegnet werden.
Bei den Kommunalwahlen 2020 hatten die FW noch mit Josef Dollinger die Rathausspitze erobert. Der trat zum Jahreswechsel aber überraschend aus dem Ortsverein aus. Er wolle überparteilich wählbar sein, lautete die Begründung Dollingers, der nur noch im Kreistag auf der Liste der Freien Wählergemeinschaft kandidieren möchte. Wie Moosburgs FW-Chef Josef Sixt nun erzählte, habe man sich im Ortsverein deshalb schon vor der jüngsten Mitgliederversammlung darauf verständigt, wieder einen eigenen Kandidaten stellen zu wollen. Sixt: „Wir sind die drittstärkste Fraktion und möchten unsere Stadtratsliste mit einem super Bürgermeisterkandidaten und bekannten Freie-Wähler-Gesicht ergänzen.“ Man habe „Bock, anzugreifen“, und wolle „weiterhin normale Politik in der Mitte betreiben“.
Designierter FW-Bürgermeisterkandidat: Reinhard Lauterbach stellt sich vor
Lauterbach stellte sich dann noch einmal „für alle, die mich noch nicht kennen“, vor. Der 50-Jährige ist gebürtiger Freisinger und in Moosburg aufgewachsen. Nach der Realschule und einer Sparkassen-Laufbahn machte sich der Bankfach- und Betriebswirt 2007 als Vermögensberater selbstständig. Parallel baute er ab 1995 die Firma Orange Veranstaltungstechnik in Spörerau bei Wang mit auf, wo er Kaufmännischer Geschäftsführer ist. In den Stadtrat wurde er 2020 gewählt, nachdem es 2014 noch nicht geklappt hatte. Er habe sein Amt „2020 schon mit dem Ziel angetreten, einmal Bürgermeister zu werden“, sagte Lauterbach. Im Rat engagiert er sich unter anderem als Stadtmarketingreferent und im Finanzausschuss. Laut eigenen Angaben ist der 50-Jährige unter anderem Mitglied beim EV Moosburg, der SGM, den Solarfreunden, der Lebenshilfe oder auch den Eigenheimern. Privat ist er verheiratet und Vater von einem Sohn (12) und einer Tochter (16). Die Entscheidung, als Stadtoberhaupt kandidieren zu wollen, habe er sich vor einer Woche von der Familie absegnen lassen, erzählte Lauterbach mit einem Grinsen auf den Lippen.
Seine Qualifikation fürs Bürgermeisteramt leitet er von seiner Arbeit ab. Mit Orange habe man erfolgreich die Corona-Krise durchschifft, „obwohl alle Aufträge weggebrochen waren“. Auch als Finanzdienstleister sei er am Aktienmarkt Gegenwind gewöhnt. „Leichte Jobs liegen mir nicht“, sagte Lauterbach mit Blick auf die hochverschuldete Stadt. Sein Hauptaugenmerk richte sich auf die Sanierung der Finanzen und die Steigerung der Innenstadt-Attraktivität. „Mir ist es wichtig, nichts schönzureden oder zu taktieren.“
Kritik an Ortschef Dollinger: „Sepp ist nicht so der Teamplayer“
Auf die Frage, was er besser machen wolle als Josef Dollinger, sagte Lauterbach: „Es ist eine Frage des Stils, wie man mit den Leuten umgeht und worauf man den Fokus legt. Setze ich auf Teamarbeit oder meine ich, alles richtig zu machen?“ Er sei ein Teamplayer und glaube, „dass die Stärken der Stadtverwaltung noch nicht alle ausgespielt sind“. Ihm fehle ein langfristiger Plan der Stadtspitze. Das Wahlprogramm, das die FW neben der Stadtratsliste noch ausarbeiten wollen, werde daher für zwölf Jahre, also zwei Perioden, ausgearbeitet. So lange möchte Lauterbach mindestens im Amt sein, „um wichtige Themen anpacken und umsetzen zu können“.
Mit Dollinger habe es keine interne Kampfabstimmung gegeben, erklärte Lauterbach: „Josef Sixt und ich haben gesagt, wir stehen seiner erneuten Kandidatur nicht im Weg. Aber er braucht dann einen neuen Vorstand.“ Sixt selbst sagte: „Sepp ist nicht so der Teamplayer, wie wir es sind.“ Man wolle Politik in Zusammenarbeit betreiben und dafür verschiedene Meinungen anhören. „Er hat sich seit der Wahl vom Freie-Wähler-Team entfernt und sich jetzt für den Weg allein entschieden. Es gab aber nie ein böses Wort.“