Was hat Rom mit Freising zu tun? Gibt es Bezüge zwischen der Ewigen Stadt und der Domstadt? Die Antwort: Ja. Die Freisinger Historikerin Isabella Hödl-Notter bietet ab Herbst Führungen in Rom an, die den Beziehungen nachspüren. Dem FT hat sie schon vorab verraten, was es zu entdecken gibt.
Freising – 753 vor Christus: Rom wird gegründet. 724 nach Christus: Der Heilige Korbinian kommt auf dem Rückweg seiner zweiten Pilgerreise von Rom aus nach Freising und legt den Grundstein für das Erzbistum München und Freising. Es ist die erste, freilich sagenumwobene Beziehung zwischen der heutigen Universitätsstadt an der Isar und der Ewigen Stadt am Tiber.
1300 Jahre später: In dreitägigen Aufenthalten können die Gäste der Casa Santa Maria della Patrona di Baviera, dem Begegnungszentrum des Erzbistums München und Freising in Rom, bei geführten Touren die Ewige Stadt aus einer neuen Freising-Perspektive kennenlernen. Die Freisinger Historikerin Isabella Hödl-Notter weist den Interessierten ab Herbst 2025 diesen Weg.
Eine über 1300 Jahre lange Geschichte verbindet also Rom mit dem Erzbistum München und Freising. Innerhalb von drei Tagen wird in der geführten Romreise zentralen Wegmarken dieser vielhundertjährigen Beziehung nachgegangen: von ihren politischen, frühmittelalterlichen Anfängen über den Kunsttransfer zwischen Italien und Bayern bis hin zur Glaubensrevolution durch das Zweite Vatikanum mit führenden bayerischen Vertretern reicht der Wissensschatz, den Hödl-Notter den Besuchern vermitteln wird.
„Der erste Tag“, so berichtet Hödl-Notter, „steht unter dem Motto ,Wege nach Rom & Fürstengunst‘.“ Rom wurde Anfang des 8. Jahrhunderts zum Reiseziel des Heiligen Korbinian, der Gründungsfigur und des ersten Bischofs des heutigen Erzbistums München und Freising. Erstes Ziel ist dabei „die Mutter aller Kirchen“, wie man San Giovanni in Laterano, die Kathedrale des Bischofs von Rom, nennt. Hödl-Notter: „Der Lateran ist ein zentraler Erinnerungsort für die historischen Anfänge des heutigen Erzbistums München und Freising.“
Der Geschichte der Marienverehrung im Erzbistum München und Freising („Man denke nur an den Mariendom auf dem Freisinger Mons doctus“) wird im Anschluss daran in der Kirche San Maria Maggiore nachgegangen. Als „Patrona Bavariae“ steht die Heilige Maria im Fokus: Ihre Verehrung wurde von Kurfürst Maximilian I. (1573-1651, reg. 1597-1651) sehr gefördert. 1638 wurde die Mariensäule in München geweiht, als Vorbild diente ihr die Colonna della Pace vor Santa Maria Maggiore in Rom, die bereits 1614 errichtet worden war. Die Freisinger Mariensäule, die 1674 zur Verehrung Marias als Patrona Bavariae von Fürstbischof Albrecht Sigismund gestiftet wurde, dürfte wiederum die Mariensäule auf dem Marienplatz in München als Vorbild haben. Ein besonderes Highlight in San Maria Maggiore ist das „salus populi romani“, dessen Typus als „Lukasbild“ in abgewandelter Form auch den Weg nach Freising fand.
Den Auftakt des zweiten Tages bildet der Campo Santo Teutonico. Er ist eine bekannte Grablege für Pilger und Auswanderer aus dem deutschsprachigen Raum, die in Rom starben. Bei einem Rundgang durch den Campo Santo entdeckt man die Vielfältigkeit der deutschsprachigen Gemeinschaft in Rom über die Jahrhunderte hinweg. Im Anschluss wird die deutsche Nationalkirche in Rom, Santa Maria dell‘Anima, besucht. Ausgehend von einer Hospitalgründung im 14. Jahrhundert etablierte sich in der Anima eine Bruderschaft, die mit rund 150 Mitgliedern noch heute besteht. An der Bennokapelle wird auf die Verehrung des Heiligen Benno in Bayern, insbesondere in München, eingegangen.
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Der Nachmittag widmet sich dem Thema „Kunstspuren“, die von Rom aus nach Bayern führen. Und da begegnet man Namen, die in Freising fast jedes Kind kennt: Denn einer der bedeutendsten Barockkünstler Bayerns studierte um 1713 in Rom: Cosmas Damian Asam (1686-1739). Asam wurde in Rom zu zahlreichen Meisterwerken inspiriert, die er gemeinsam mit seinem Bruder Egid Quirin in Bayern schaffen sollte. Den stilistischen Ähnlichkeiten zum Freisinger Dom, der Konkathedrale des heutigen Erzbistums München und Freising, spürt man zusammen mit Hödl-Notter in den Kirchen Il Gesù und Sant‘Ignazio nach.
Am Vormittag des dritten Tages steht das Zweite Vatikanum und damit der Petersdom im Fokus. Der Petersdom diente in den Jahren 1962 bis 1965 als zentraler Versammlungsort der katholischen Weltkirche. Prägend für die Ergebnisse des Zweiten Vatikanums war der Einfluss führender deutscher Vertreter, darunter des Kölner Erzbischof Josef Frings, damaliger Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz. Der junge Theologe Professor Joseph Ratzinger, der spätere Erzbischof von München und Freising und Papst Benedikt XVI, dessen vielfältige Verbindungen nach und zu Freising bekannt sind, war damals als enger Berater des Kölner Erzbischofs ebenfalls vor Ort in Rom. Neben Frings hatte Julius Kardinal Döpfner, zu dieser Zeit Erzbischof von München und Freising, maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf der Konzilssitzungen. Er wurde 1963 zu einem der vier Konzilsmoderatoren ernannt. Freising also allüberall in Rom – wenn man nur weiß, wo man suchen und hinschauen muss.