In der historischen Altstadt: Neue Geschäfte - aber ein Traditionsladen schließt

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Zieht Besucher magnetisch an: Mirko Sonegos Eismanufaktur „Paletti“ an der Johannisgasse. © Sabine Hermsdorf Hiss

Stadt und Händler tun viel, um die Innenstadt lebendig zu halten. Es gibt neue Geschäfte am Ober- und Untermarkt.

Wolfratshausen - Vor dem „Paletti“ und drinnen an der Eistheke drängen sich an diesen heißen Sommertagen Familien mit Kindern, Ausflügler in Fahrradkleidung, Einheimische und Auswärtige. Mirko Sonegos Eismanufaktur an der Johannisgasse ist seit 2024 ein Publikumsmagnet. Es hat sich herumgesprochen, dass der Italiener immer wieder neue Sorten kreiert, verfeinert mit Lavendel, Rosmarin oder Salbei. Von weiter her kommen die Kunden auch, um sich in der „Chocoladenmanufaktur“ von Georg Bernhofer ein Stück weiter im Obermarkt mit Schokoladenspezialitäten einzudecken. Das seit Jahren bestehende „Genussvoll“ macht die Schlemmer-Ecke komplett. Seit Neuestem gibt es mit dem „Smile“ auch asiatische Feinkost im Obermarkt.

Als Erfolgsmodell verbucht die Stadt den Umbau am Untermarkt 10 mit Museum, Tourist-Info und Café. Es gibt einige wirklich besondere Geschäfte und Lokale in der Marktstraße – ob Unverpackt-Laden, Kaffeehaus mit Rösterei, italienische Delikatessen oder junge Mode. Aber leider kehren auch immer wieder Geschäftsleute Wolfratshausen den Rücken. Ganz aktuell läuft im „Poco Loco“, dem Shop für etwas ausgefallenere Damenmode von Ines Boodevaar, der Räumungsverkauf. „Ich schließe aus verschiedenen Gründen“, sagt Boodevaar gegenüber unserer Zeitung. Ins Detail gehen möchte sie nicht. Ihre beiden weiteren Läden, das gleichnamige Stammhaus und die Filiale „Jeans & News“ blieben erhalten. Die alteingesessene Geschäftsfrau lobt die Zusammenarbeit mit dem Referat für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing im Rathaus. Aktionen wie die „Innenstadt-Freitage“ kämen gut an. „Die Situation entwickelt sich gerade positiv“, findet Ines Boodevaar.

Haus am Untermarkt 10 ist ein Erfolgsmodell

Der Meinung ist auch Martina Steuer vom „ohnverpackt“. Jede Aktion bringe etwas, sagt sie. Ihr Mann Bernd meint, alle Geschäfte im Markt profitierten von einer Neueröffnung. Es gebe allerdings immer umsatzschwächere und -stärkere Phasen. „Pfingsten war schwierig. Aber gerade verzeichnen wir einige Neukunden, die aus Bad Tölz kommen, nachdem dort der Unverpackt-Laden ,Ois ohne‘ aufgegeben hat“, erzählt er. Bernd Steuer berichtet auch von Synergieeffekten. Er etwa profitiere von Weidenkams Bio Obst und Gemüse wenige Meter von seinem Geschäft entfernt.

La Bottega zieht nach Münsing

Ein Verlust für die gute Stube Wolfratshausens wird sicher der Wegzug des „La Bottega“ nach Münsing im Herbst werden (wir berichteten). Hier lag es nicht am fehlenden Umsatz, sondern an einem Nachbarn, der sich durch die regelmäßigen Pasta-Abende gestört gefühlt und die Pächter angezeigt hatte. Außerdem hätte das Feinkostgeschäft mit Bistrobetrieb einige Auflagen des Gewerbeaufsichtsamts wie den Einbau einer professionellen Gastro-Küche erfüllen müssen.

Immobilienmakler Ernst Gröbmair berichtet, dass er zahlreiche Anfragen von Gastronomen für die von ihm vermittelten Ladenflächen in der Innenstadt erhalte, doch der Aufwand schrecke die Interessenten ab. Generell „geht Essen und Trinken gut“, sagt er und nennt als Beispiele die Brasserie Bernhofer, das Kaffeehaus „Velvet“ und die „Biermühle“ gegenüber seinem Büro, die hausgemachte Pizza mit Sauerteig serviert. Geschäftsführer Basti Wolf findet den Standort der Kneipe „okay“, auch wenn sie etwas abseits liege und am hinteren Untermarkt ansonsten wenig geboten sei. „Ich habe vor allem Stammgäste“, sagt er. Doch seine knusprige Pizza mit wöchentlich wechselnden Belägen spreche sich herum, sodass auch neue Gesichter bei ihm auftauchten.

LAW würdigt die Bemühungen der Stadt

Ernst Gröbmair ist nicht nur Makler, sondern auch Schriftführer im Werbekreis Einkaufstadt Wolfratshausen und Vorsitzender des Vereins Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW). In dieser Funktion würdigt er die Bemühungen der Stadt. Sie versuche, mit den Innenstadt-Freitagen, den verkaufsoffenen Sonntagen und anderen Aktionen Leben in die gute Stube Wolfratshausens zu bringen. Die Einzelhändler machten mit.

Bald ist Schluss: Ines Boodevaar räumt das „Poco Loco“, ihren Shop für ausgefallenere Damenmode.
Bald ist Schluss: Ines Boodevaar räumt das „Poco Loco“, ihren Shop für ausgefallenere Damenmode. © Tanja Lühr

Mode, Trachten, Schuhe, Parfüm: Markstraße lädt mit Vielfalt zum Bummel ein

Die Marktstraße lädt mit mehreren Modegeschäften, Schuhen und Trachten, einer Parfümerie und einer Buchhandlung, Leder- und Spielwaren, einem großen Drogeriemarkt, Schmuck und Deko durchaus zum Bummeln ein. Wer einen Herrenfriseur, ein Nagelstudio oder eine Thai-Massage sucht, wird ebenfalls fündig. Läuft man den Ober- und Untermarkt von der Mössnang-Passage bis zum Birnmühlplatz jedoch einmal ab, fallen einem etliche leer stehende Räume auf. Für die Mössnang-Passage gebe es einen neuen Mieter, „etwas Attraktives“, verrät Gröbmair. Zwei Läden in der Loisach-Passage warten aber schon länger auf neues Leben. Dasselbe gilt für den ins ehemalige Isar-Kaufhaus gezogenen Müller-Markt am Obermarkt 8, die aufgegebene Marien-Apotheke, den Sport Reiser, den Kratzmeir und den einstigen Uhren Koch. Die Gebäude „Michlbauer“ und früheres „Paparazzi“ stehen seit Monaten zum Verkauf. Für das Kotz-Anwesen am Marienplatz 2, das die Stadt gekauft hat, gibt es laut Bürgermeister Klaus Heilinglechner einen Interessenten, der dort ein Geschäft eröffnen will.

Auf die Gebäude, die nicht der Stadt gehörten, habe diese natürlich keinen Einfluss, sagt der Rathauschef – weder auf den baulichen Zustand noch auf die Mietpreise. Auch ihm missfielen Gebäude wie das neben dem Festmodenhaus im Obermarkt („Möbel Greimel“), an dem die Fassade bröckle und Fenster und Türen mit Bastrollos verhängt seien. Es sei auch nicht im Interesse der Stadt, wenn Läden als Büros genutzt würden, doch verhindern lasse sich das nicht: „Büros stellen eine gewerbliche Nutzung dar.“ Anders sehe es bei der Umwandlung in Wohnungen aus. Dieser Umnutzung müsse der Stadtrat zustimmen. In einem Mischgebiet, das der Markt sei, dürfe ein gewisser Anteil als Wohnraum dienen. 

„Ich bin oft genug in vergleichbaren Städten unterwegs. Die kämpfen alle mit denselben Problemen“, sagt Heilinglechner. Nichtsdestotrotz tue das Referat Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, bisher unter der Leitung von Dr. Stefan Werner, alles, um das Zentrum gemeinsam mit den Händlern attraktiv zu machen. Die geplante fußgängerfreundliche Umgestaltung der Marktstraße verzögere sich leider wegen der vorher notwendigen Entwässerungsarbeiten, die nachgelagert auch für das westliche Loisachufer fällig würden, weshalb man dessen Aufwertung ebenfalls noch nicht in Angriff nehmen könne.

Die Maßnahmen müssen auch bezahlt werden: Neue Stellflächen am Hatzplatz

Auch das am Hatzplatz geplante Parkdeck nach den Plänen von Hans Gärtner sollte zuvor stehen, damit der Wegfall der Parkplätze in der Innenstadt kompensiert werden könne. Rathauschef Heilinglechner gibt zu bedenken, dass all diese Maßnahmen bezahlt werden müssten. Die Stadt sei mit der Schulsanierung noch bis 2027 finanziell stark belastet.

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