Die S-Bahn und die Verlängerung der B11 wurden beim letzten „Walkshop“ in Geretsried thematisiert. Damit und mit einer Umfrage auf der Homepage der Stadt können sich Bürger an der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans beteiligen.
Geretsried – Dort, wo die Gruppe sich zu Beginn des „Walkshops“ einfand, entsteht gerade „eines der größten Wohngebiete seit Jahrzehnten“, wie Bürgermeister Michael Müller sagte. Auf dem Areal an der Banater Straße baut die Firma Krämmel knapp 800 Wohnungen – Eigentumswohnungen, Mietwohnungen und geförderte Wohnungen, alles überwiegend für Geretsrieder Bürger. Im nördlichen Abschnitt sind laut Müller die ersten vier Apartments bezogen. Die Bayern-Heim habe sie an drei Personen aus Geretsried und eine Person aus Wolfratshausen, die in Geretsried arbeite, vermietet, berichtete der Rathauschef.
Mehr interessante Einblicke in die Stadtentwicklung erhielten die rund 25 Teilnehmer des letzten von drei Walkshops auf dem weiteren Weg durchs Zentrum bis zur Böhmwiese. Wie berichtet lädt die Stadt die Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich mit Anregungen an der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans zu beteiligen. Dieser Plan regelt in groben Zügen, wie Geretsried in den nächsten 15 bis 20 Jahren aussehen soll – wo Wohnungen gebaut werden könnten, wo Gewerbe möglich wäre, wo öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Sportplätze und Kultur untergebracht werden sollten, und was man gerne an Grün erhalten würde. Das alles auch vor dem Hintergrund, dass Geretsried Mitte der 2030er-Jahre, so die Einschätzung Müllers, die S7-Verlängerung mit Bahnhöfen in Gelting, auf der Böhmwiese und in der Nähe der Königsdorfer Alm erwartet.
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„Es besteht eine realistische Chance, dass die S-Bahn kommt. Deshalb müssen wir uns rechtzeitig darauf einstellen“, sagte Müller. Ein genaues Datum könne er nicht nennen. Wie berichtet überarbeitet die Deutsche Bahn gerade die Unterlagen, um sie ans Eisenbahnbundesamt zu schicken, das sie dann wiederum an die Regierung von Oberbayern übergeben wird, die das formale Anhörungsverfahren einleitet. Gleichzeitig hofft Geretsried darauf, dass das Staatliche Straßenbauamt in Weilheim die Bundesstraße 11 parallel zu den S-Bahn-Gleisen Richtung Schwaigwaller Hang verlegt.
33 000 Einwohner wird Geretsried im Jahr 2036 haben
Eine Prognose, so berichtete Bauamtsleiter Rainer Goldstein, laute, dass die größte Kommune im Landkreis bis zum Jahr 2036 von jetzt rund 26 000 auf rund 33 000 Einwohner angewachsen sein werde. Das habe das vom Rathaus beauftragte Augsburger Institut SAGS berechnet. Und wo werden die Neubürger wohnen? Zum einen, so Goldstein, werde die Nachverdichtung eine Rolle spielen. Zum anderen gebe es aktuell drei größere Flächen, auf denen gebaut werden könnte: das Grundstück Am Wiesensteig, hinter der Anlage der Fußballfreunde (FF) Geretsried, ein Stück des Felds im Anschluss an die Pfaffenriedstraße in Gelting und der Teil der Böhmwiese, der sich im Eigentum der Stadt befindet.
Ein Teilnehmer wollte von Goldstein wissen, ob die Kindergärten und Schulen noch Kinder aufnehmen könnten. Der Bauamtsleiter antwortete, mit der neuen Kindertagesstätte an der Johann-Sebastian-Bach-Straße habe man sich „für die nächsten vier Jahre Luft verschafft“. Der Bau einer dritten Grundschule eile nicht; mit dem Thema müsse sich der neu gewählte Stadtrat ab 2026 befassen.
Bis zu acht Spuren für B11 vor dem Rathaus
Auf der Böhmwiese erläuterten Müller und Goldstein die Planungen für die S-Bahn und die B11-Verlegung. Die Bundesstraße soll von der Blumenstraße bis zur Böhmwiese vierstreifig ausgebaut werden. „Auf Höhe des Rathauses wird sie mit sämtlichen Zu- und Abfahrten wohl sieben- bis achtspurig werden“, meinte Müller. Ab der Böhmwise bis zur Tattenkofener Straße soll sie sich wieder auf zwei Streifen verengen. Sowohl die Gleise als auch die B11 rücken an den Schwaigwaller Hang. „Wo der Schwaigwaller Bach quert, wird eine spannende Frage“, sagte Müller.
Breite Unterführung für Fußgänger
Die bisherige B11 bleibt eine Ortsstraße. Der Karl-Lederer-Platz wird durch eine breite Fußgängerunterführung an die Böhmwiese angebunden. Im vorderen Bereich der Wiese empfiehlt der MVV eine größere Bushaltestelle, außerdem will die Stadt einen Park-and-Ride-Parkplatz einrichten. Die Fußballvereine müssen weichen; sie werden umgesiedelt.
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Was außer dem Bahnhof, Geschäften und Wohnungen noch auf dem städtischen Grund vorstellbar ist, darüber dürfen die Bürger mitentscheiden. Eine Umfrage auf der Homepage der Stadt gibt dazu noch bis Ende Juli Gelegenheit.
Naherholungsgebiet Schwaigwaller Rücken erhalten
Auf jeden Fall soll der Schwaigwaller Rücken als Naherholungsgebiet erhalten und gestärkt werden. Der Naturtourismus-Koordinator im Rathaus, Günther Loiskandl, berichtete, dass ein Willkommenspunkt und gut beschilderte Wander- und Radwege über Buchberg und Gelting bis hin zur Loisach geplant seien. Das Büro U-Plan in Königsdorf wird sich darum kümmern. Dessen Leiter Uwe Feickert sagte, auch die Ost-West-Verbindungen aus der Stadt hinaus sollten begrünt werden und zu Ausflügen in die Schwaigwaller Hügellandschaft einladen. Bürgermeister Müller: „Wir haben einmalige Naturlandschaften in Geretsried, nicht nur an der Isar. Die wollen wir bekannter machen.“ Von Tanja Lühr