„Auf mich draufgeschossen“: Verletzter Rennradfahrer will seine Unschuld beweisen

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Rennradunfall Egmating Peter Laupheimer © Privat

Fahrrad gegen Auto: Ein schwer verletzter Rennradfahrer widerspricht dem ersten Polizeibericht. Sein GPS-Tacho könnte dem Fall aus Egmating eine neue Wendung geben.

Egmating – Plötzlich tut es einen Schlag, dann wird es finster. Als Peter Laupheimer wieder zu sich kommt und die Augen aufschlägt, schaut er dem über ihn gebeugten Notarzt ins Gesicht. Dann fliegt ihn der Hubschrauber in die Klinik Harlaching, Diagose: Massive Gehirnerschütterung, tagelang kann er kaum geradeaus denken. So schildert der 65-jährige Tuntenhausener das Nachspiel seines Rennradunfalls in Egmating von Mitte Februar. Und er hat noch einiges mehr dazu zu sagen, denn aus seiner Sicht enthält der Polizeibericht, auf dem auch die Erstberichterstattung der Ebersberger Zeitung vom Montag, 19. Februar, basiert, nicht alle Fakten.

GPS-Auswertung: Der Rennradfahrer sei 39 in der 30er-Zone gefahren - das Auto soll ihn von hinten erfasst haben

„Normalerweise hätte es zu dem Unfall gar nicht kommen dürfen“, sagt er. Denn anders als im Polizeibericht vom Tag nach dem Unfall dargestellt, sei er mit seinem Rennrad nicht auf dem roten Fußweg, sondern auf der Straße gefahren. 39,1 Stundenkilometer habe der Bordcomputer unmittelbar vor dem Crash aufgezeichnet. Im Jägerweg gilt Tempo 30. „Eigentlich war ich schon etwas zu schnell unterwegs“, sagt Laupheimer darüber, dass er sich nicht erklären könne, wie ihn eine Autofahrerin von hinten abräumen konnte – so müsse es passiert sein, sagt er, mit Blick auf die Anfahrspuren an seinem Fahrrad und die Daten seines GPS-Tachos. Das Auto habe er gar nicht kommen sehen. Die offizielle Deutung lautet zunächst anders.

Blick auf die Unfallstelle in Fahrtrichtung von Auto und Radfahrer, Sommer-Aufnahme.
Blick auf die Unfallstelle in Fahrtrichtung von Auto und Radfahrer, Sommer-Aufnahme. © Google maps

Polizeibericht aus Ebersberg stützt sich auf Aussage der Autofahrerin (75)

Am Tag nach dem Unfall schreibt die Polizei: „Nach aktuellem Ermittlungsstand fuhr der 65-jährige Rennradfahrer aus dem Landkreis Rosenheim mit seinem Rad zunächst auf dem Fußweg und wechselte am Ende dieses Fußwegs unmittelbar auf die Straße.“ Die 75-jährige Autofahrerin links neben ihm habe nicht mehr ausweichen können. Die Ermittlungen zur Unfallrekonstruktion seien noch nicht abgeschlossen.

Wie die Sache weitergeht, erklärt das für den Landkreis Ebersberg zuständige Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt. Speziell, was die Formulierung „nach aktuellem Ermittlungsstand“ betrifft: Der Pressebericht basierte demnach nur auf der Auskunft der Autofahrerin. Peter Laupheimer lag vernehmungsunfähig in der Klinik.

Endet abrupt: die GPS-Auswertung des Rennradtachos. Laupheimer/strava
Endet abrupt: die GPS-Auswertung des Rennradtachos. Laupheimer/strava © privat/Strava

„Mittlerweile stellt sich der Sachverhalt anders dar“, so der Präsidiumssprecher. Es gebe sowohl Anhaltspunkte, die für die Version der Autofahrerin sprächen, als auch solche, die Laupheimers Version plausibel erscheinen ließen. „Das ist alles noch im Fluss, beide Versionen sind möglich.“ Es seien noch weitere Vernehmungen und Spurensicherung in der Sache ausständig. Der Unfallort werde nochmals vermessen.

Schuldfrage soll die Staatsanwaltschaft klären - Radfahrer will notfalls Gutachter vorstrecken

Zur Schuldfrage trifft der Polizeisprecher keine Aussage. Das zu entscheiden, sei später Sache der Staatsanwaltschaft. Peter Laupheimer betont: „Der Gehweg ist voller Split, unrundes Pflaster – und Büsche hängen in den Fußweg.“ Dort habe er als Radfahrer nichts zu suchen, nicht dieses Mal und nicht die anderen zig Male, die er die Strecke gefahren sei.

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Schon des Splits wegen habe er den Gehweg gemieden, so Laupheimer.
Schon des Splits wegen habe er den Gehweg gemieden, so Laupheimer. © privat

Er sei über 20 Jahre im Vorstand eines Radsportvereins im Kreis Rosenheim gewesen, fahre 8000 Kilometer im Jahr, darunter immer wieder nonstop bis an den Gardasee. Das gehe nur mit umsichtigem Fahrverhalten. „Die Autofahrerin ist auf mich draufgeschossen wie eine Rakete“, ist er überzeugt.

Nach Unfall in Egmating: Radfahrer dankbar für seinen Helm

Es ist nicht nur Ärger und Eifer, die mitklingen, wenn der 65-Jährige über den Unfall in Egmating spricht. Er ist wild entschlossen, seine Unschuld zu beweisen, notfalls mit Gutachtern, die er auf eigene Kosten vorfinanzieren werde. Aber es schwingt auch Dankbarkeit mit. Kopfüber sei er in den Lattenzaun gestürzt, manche Hautstelle „wie genagelt“ vom Straßensplitt. Laupheimer sagt: „Mein Helm hat mich gerettet. Ohne den würden wir heute gar nicht mehr diskutieren.“

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