Fällaktion in Niederseeon: Diese wunderschöne Allee ist Geschichte

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Die Pappel-Allee in Niederseeon: Die Bäume sind voller Misteln, die die Bäume in Trockenperioden zusätzlich schwächen. © Stefan Rossmann

Die landschaftsbildprägende Allee bei Niederseeon in der Gemeinde Moosach wird erneuert. Die alten Pappeln werden gefällt, neue Bäume werden gepflanzt. Das teilte das Rathaus mit.

Moosach - Selbst Bäume hätten eine natürliche Altersgrenze. Manche erst nach Hunderten von Jahren. Andere aber auch schon beträchtlich früher, sagt Gemeinderätin und Försterin Kirsten Joas. Pappeln, in den allermeisten Fällen Klone, also nicht aus Samen erwachsen, gehörten zu diesen Bäumen mit vergleichsweise kurzer Lebensspanne.

Alleebäume hätten noch dazu immer mit besonders widrigen Gegebenheiten zu kämpfen: Bodenverdichtung, Hitze vom Asphalt, Verkehrssicherungsschnitten. Hinzu komme, so Joas, dass die heimische Mistel eine „Profiteurin“ des Klimawandels ist. „Sie mag es gerne wärmer und muss als Halbschmarotzer für ihre Wasserversorgung nicht selbst sorgen, sondern saugt aus den Wasserleitbahnen ihres Wirtsbaumes. Ist der Sommer sehr trocken, können so oft die Astabschnitte hinter der Mistel absterben.“

Alle diese Faktoren haben laut Gemeinde dazu geführt, dass die Pappelallee am Reiterhof Niederseeon von Jahr zu Jahr stärkere und weitreichendere Absterbeerscheinungen gezeigt habe. „Bevor nun nach und nach eine Pappel nach der anderen wegen der großen Gefahr für die vielen Benutzer dieses beliebten Weges gefällt werden muss, hat sich die Gemeinde in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde Ebersberg entschlossen, diese landschaftsprägende Allee so bald wie möglich ganz neu anzulegen“, so das Rathaus.

Pappeln in Niederseeon werden gerade gefällt

Pflanze man nämlich immer einzelne Bäume zwischen die alten, so kommen die neuen im Wachstum nicht so recht voran, das könne man in vielen Alleen beobachten. Auch der Mistelneubefall wäre sofort wieder enorm. Daher würden die alten Pappeln aktuell gefällt. Um den Tieren ein vorübergehendes Heim zu bieten, bis die neuen Bäume groß sind, blieben etwa die Hälfte der Pappeln als Stämme stehen, die auch noch einmal austreiben dürften.

Totholz ist Hotspot der Artenvielfalt

„Gerade starkes, stehendes Totholz ist ein Hotspot der Artenvielfalt!“, sagt Josef Erl von der Unteren Naturschutzbehörde. Zwischen die Wurzelstöcke der alten Bäume sollen im Herbst die neuen Bäume gepflanzt werden. Der Kreisfachberater für Gartenbau am Landratsamt rät zu einer „gemischten Allee“. Im Klimawandel sei es nicht ratsam nur auf ein Pferd zu setzen, daher würden es wohl Eichen, aber vielleicht auch noch andere Arten werden. Die Allee werde dadurch vielfältiger und interessanter. Vor allem langlebig und nicht so anfällig für Mistelbefall sollten die Bäume sein. Und schon groß.

Damit bald wieder ein echtes „Alleegefühl“ entsteht, plant die Gemeinde Bäume mit mindestens zehn bis zwölf Zentimeter Brusthöhendurchmesser zu pflanzen. Das sei kostspielig. Für einen Baum würden etwa 500 Euro veranschlagt. „Aber das ist es uns wert!“, sagt Bürgermeister Michael Eisenschmid, „und außerdem wollen wir den Moosachern die Gelegenheit einer Baumpatenschaft anbieten“. Wer sich gerne an der neuen Allee mit einem „eigenen“ Baum beteiligen möchte, kann sich unter kanzlei@moosach.info melden.  

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