Mit bayerischem Rekord zum DM-Gold: Oberbayer glänzt bei Hannover-Marathon – und steht im Ziel im Weg

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In der Top-Gruppe dabei: Markus Brennauer (rechts) vom TSV Penzberg lief bis Kilometer 38 in dem Pulk um die spätere deutsche Frauen-Meisterin, Domenika Mayer (Mi.), und ihren Pacemakern. Danach setzte sich Brennauer nach vorn ab. © Theo Kiefner

Bei der Marathon-DM in Hannover hat Markus Brennauer für ein echtes Highlight gesorgt. Auch Hugo Mann und Christian Scholz reisten mit Medaillen heim.

Hannover – Der Hannover-Marathon war zum wiederholten Mal Schauplatz der deutschen Meisterschaft im Marathon. Am Start war auch heuer ein Trio aus dem Landkreis, das bei diesen Titelkämpfen schon Medaillen geholt hatte. Die drei agierten erneut erfolgreich, eine Gala lieferte Markus Brennauer ab.

TSV Penzberg: Titel für Brennauer, Silber für Mann

Auch Markus Brennauer hätte es mehr als verdient gehabt, auf seinen letzten Metern ins Ziel fotografiert zu werden. Doch von den hinter der Linie versammelten Foto-Journalisten bekam der Penzberger nur ein hektisches „Aus dem Weg, aus dem Weg“ zu hören. Brennauer wusste eigenen Worten nach „im ersten Augenblick nicht wirklich“, was die knapp 20 Fotografen von ihm wollten. Soeben hatte der 45-Jährige vom TSV Penzberg den Hannover-Marathon beendet.

Den Bruchteil einer Sekunde später kam ihm die Erleuchtung. Die Fotografen wollten den Realschullehrer verscheuchen, da dieser die Sicht auf Domenika Mayer versperrte. Die Läuferin aus Regensburg eilte zu ihrem dritten deutschen Marathon-Titel in Folge und war kurz zuvor, das für sie gespannte Siegesbanner zu erreichen. Also spurtete Brennauer zur Seite, sodass die Fotografen ihr Blitzlichtgewitter eröffnen konnten.

Markus Brennauer glänzt mit Marathon-Zeit von 2:24:05 Stunden

Kurz darauf stellte sich Mayer den Fragen der ARD-Reporter, während Brennauer dem NDR-Radio ein Interview gab. Dort erzählte er, wie großartig die Atmosphäre aus seiner Sicht an der Strecke war. „Die Stimmung hatte sicherlich einen kleinen Einfluss auf meine Leistung“, sagte Brennauer, der auf ein phänomenales Ergebnis blicken konnte: Zum ersten Mal hatte er eine Goldmedaille bei deutschen Meisterschaften gewonnen, darüber hinaus hatte er erstmals einen bayerischen Rekord aufgestellt.

Mit seiner Zeit von 2:24:05 Stunden unterbot Brennauer den gerade einmal sechs Monate alten Rekord in der Altersklasse M45 von Thomas Kotissek (LG Allgäu) um 28 Sekunden. Davor hatte die Bestmarke über 40 Jahre bestanden. „Ich hatte mir vor dem Lauf den Rekord vorgenommen und wusste, dass Domenika eine Zeit von 2:23 Stunden angepeilt hatte“, so Markus Brennauer, der sich direkt nach dem Start hinter der Regensburger Topläuferin und Olympia-Teilnehmerin (29. Platz in Paris) einsortierte.

Mit dabei auch die beiden deutschen Spitzenläufer Tim Ramdane Cherif (LG Telis Finanz Regensburg) und Nic Ihlow (SC DHfK Leipzig), die für ein gleichmäßiges Tempo sorgen sollten. Die beiden liefen immer nebeneinander, sodass Mayer direkt dahinter Windschatten hatte. Neben Brennauer nutzten auch noch fünf weitere Männer die Gelegenheit, in dieser Gruppe „mitzuschwimmen“, wie es im Jargon heißt.

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Hugo Mann (links) und Markus Brennauer: Medaillengewinner bei der deutschen Meisterschaft im Marathon 2025. © privat

Die 10-Kilometer-Marke war von der Gruppe nach 33:51 Minuten erreicht. An der dortigen Verpflegungsstelle stand seine erste Trinkflasche bereit, die der Realschullehrer schon aus einiger Distanz erspähte und zu greifen bekam. „Die Verpflegung lief heute nahezu reibungslos ab.“ Alle drei Flaschen, die er bei Kilometer 10, 20 und 30 deponiert hatte, konnte er, ohne stehen bleiben zu müssen, aufnehmen.

Nur bei Kilometer 30 musste er für zwei Schritte das Tempo verlangsamen, da er sein Gefäß erst spät unter Dutzenden erkennen konnte. Insgesamt 250 Gramm Kohlenhydrate hatte Brennauer während des Laufs in flüssiger Form zu sich genommen. Dies war laut ihm sicherlich der zweite Grund, warum er in Hannover seine acht Jahre Bestzeit um mehr als drei Minuten steigern konnte. Denn so hatte er „bis zum Schluss ausreichend Energie, um das Tempo halten zu können“.

Brennauer läuft Halbmarathon in 1:11 Stunden

Nachdem der Penzberger die Halbmarathonmarke nach 1:11:36 Stunden erreicht hatte, war er zuversichtlich, die Rekordzeit schaffen zu können. „Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt relativ locker gefühlt und wusste, dass Domenika und ihre Pacemaker das Tempo sicherlich bis Kilometer 35 halten würden.“ So kam es auch, wobei Mayer nach circa 35 Kilometern unmissverständlich zu verstehen gab, dass sie sich am absoluten Limit bewegte.

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Der nun folgende Kilometer war mit 3:29 Minuten deutlich langsamer als die 1000-Meter-Abschnitte zuvor. Brennauer begann zu rechnen. „Ich kam zu dem Ergebnis, dass dieses Tempo einen ganz kleinen Tick zu langsam wäre. Ich wusste, dass ich eventuell etwas früher als mir lieb gewesen wäre, die Gruppe nach vorne verlassen müsste.“ Kilometer 37 war mit 3:23 Minuten wieder genau im Plan, sodass der Penzberger weiterhin in der Gruppe blieb.

Als die beiden Pacemaker Mayer zur Motivation zuriefen, dass die Männer in der Gruppe schwächelten, nahm Brennauer dies seinerseits als Motivation, um das Gegenteil zu beweisen. Genau beim gelben Schild mit der Nummer 38 beschleunigte er und setzte sich schnell von der Gruppe ab. Denn einerseits wollte er den Rekord nicht verpassen, andererseits wollte er seinen direkten M45-Konkurrenten Valentin Harwardt (Vfl Wolfsburg) distanzieren, der in der Mayer-Gruppe gelaufen war.

Brennauers harter Kampf auf den letzten Kilometern

„Ich bin vielleicht etwas zu motiviert losgelaufen, denn bereits 500 Meter nach meiner Tempoverschärfung spürte ich, wie sich nahezu sämtliche Muskeln in meinen Beinen und Füßen verspannten“, so Brennauer. Trotz der muskulären Probleme konnte er die nächsten drei Kilometer in jeweils 3:20 Minuten zurücklegen und so über 100 Meter zwischen sich und die Verfolger legen und sogar fünf Läufer überholen.

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Doch die letzten zwei Kilometer sollten ihn noch einmal auf eine harte Probe stellen. „Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich durchkomme, denn bei jedem Schritt befürchtete ich, dass die Krämpfe losgehen würden“, schildert Brennauer die Situation. Trotz seiner Misere lief er die letzten zwei Kilometer in jeweils 3:25 Minuten – als Gesamtzwölfter beendete er die DM. Seinen Altersklassenkonkurrenten Harwardt hatte er um 32 Sekunden abgehängt.

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Lauf zu DM-Silber: Hugo Mann (TSV Penzberg) wurde Zweiter in der M70. © Privat

Im Ziel wartete Brennauer auf seinen Vereinskameraden Adrian Wenzel. Der Münchner lief nicht nur zum ersten Mal für den TSV Penzberg, sondern auch seinen ersten Marathon. Brennauer hatte den 33-jährigen Doktoranden bei der Ismaninger Winterlaufserie kennengelernt. Der damals vereinslose Athlet hatte dem Penzberger erzählt, dass er in Hannover bei der DM starten und eine Zeit von circa 2:32 Stunden laufen wolle.

„Als ich das gehört habe, dachte ich mir, den will ich für unser Team haben“, so Brennauer. In Hannover startete Wenzel, nun offiziell TSV-Mitglied, offensiv und erreichte die Halbmarathonmarke nach 1:14:35 Stunden. „Das war einen kleinen Tick schneller als geplant“, so Wenzel, der dieses Tempo bis Kilometer 35 nahezu halten konnte. Danach war der Tank sprichwörtlich leer. Trotzdem war er mit seiner Zeit von 2:30:55 Stunden und dem 41. Platz in der DM-Wertung mehr als zufrieden.

Leiden auf der zweiten Hälfte

Ähnlich wie Wenzel erging es Hugo Mann, dem mit Abstand erfahrensten Marathonläufer des Penzberger Trios. Er wurde in der M70 deutscher Vizemeister. Mit 3:16:05 Stunden musste er sich nur Peter Massny (3:10:10) vom TSV Neustadt geschlagen geben. „Auf der zweiten Hälfte musste ich ganz schön leiden und habe im Vergleich zur ersten Rennhälfte sehr viel Zeit verloren“, berichtete Mann. So hatte der mehrfache deutsche Marathonmeister für die erste Rennhälfte nur 1:35:47 Stunden benötigt. Doch ab Kilometer 25 wurde er langsamer, für die zweite Hälfte benötigte er 1:40:18 Stunden. Trotzdem war Mann mit seinem Ergebnis sehr zufrieden, schließlich hatte er in den vergangenen Monaten etwas weniger trainiert als sonst. Gemeinsam mit Brennauer und Wenzel belegte Mann in der Teamwertung den 15. Platz bei insgesamt 124 Mannschaften.

LG Allgäu: Christian Scholz erlebt Freud und Leid

Er hatte 16 Kilometer lang am Limit kämpfen müssen und war 200 Meter vor dem Ziel noch vom Bronzeplatz verdrängt worden. Und dennoch nahm es Christian Scholz sportlich: „Das ist Marathonleiden vom Feinsten und gehört dazu“, sagte der Peitinger. Die Zeit war trotz aller Schwierigkeiten stark: Nach 2:47:18 Stunden überquerte Scholz als Vierter der M55 die Ziellinie. Damit war er nur 17 Sekunden langsamer als 2022, als er – ebenfalls in Hannover – Einzel-Silber in seiner Altersklasse gewonnen hatte.

Vorbereitung mit Schwierigkeiten

Eine kleine Entschädigung für seine Leiden bot heuer die Teamwertung: In der Altersstufe M50-60 gewann Scholz mit seinen Vereinskollegen von der LG Allgäu, Roland Meier (2:41/M50) und Theo Feneberg (2:57/M55), die Goldmedaille. „Nach einer schweren Vorbereitung“, wie Scholz betonte.

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Die Besten in der M50-60: Christian Scholz (re.) aus Peiting zusammen mit den Teamkollegen von der LG Allgäu. © privat

Im Vorfeld, beim Gögerltrail in Weilheim, hatte er berichtet, eigentlich nur der Teamkollegen zuliebe in Hannover anzutreten. Gleichwohl war er auch für eine Einzel-Medaille in Form. „Tatsächlich hätte ich persönliche Bestzeit laufen können, wenn ich nicht mit einer zu schnellen Gruppe gelaufen wäre und ich meine Verpflegung bekommen hätte“, so Scholz. Ab Kilometer 26 „war ich schon blau, sodass die letzten 16 Kilometer die Hölle waren“.

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Gold in der Teamwertung: Christian Scholz (Mitte) gewann in Hannover mit den Teamkollegen der LG Allgäu, Theo Feneberg (l.) und Roland Meier, in der Klasse M50-60. © Privat

Die ersten zehn Kilometer hatte er in 38:04 Minuten absolviert, die Rennhälfte war nach 1:20:41 Stunden erreicht. Das bedeutete eine Kilometerzeit von 3:49 Minuten. Die letzten zwölf Kilometer ging die Zeit pro 1000 Meter auf über vier Minuten hoch. Vom späteren Zweiten, Olaf Schönenborn (2:46:03/LG Erlangen), wurde Scholz bei Kilometer 38 überholt. 200 Meter vor dem Ziel zog noch Maurice Eisfeld (LC Rapid Dortmund/2:46:29) vorbei. „Ich konnte nicht mehr gegenhalten, weil ich nicht wusste, dass er von hinten kam“, berichtete Scholz.

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