Putins Albtraum für Russlands Wirtschaft: Gazprom in der „Sackgasse“ – Abgrund droht

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Putin muss Verluste der russischen Wirtschaft ausgleichen. © Manish Swarup/dpa

Für Gazprom geht es nach den Verlusten offenbar nur noch abwärts. Darunter leidet auch Russlands Wirtschaft – gelingt Putin die Rettung des Energieriesen?

Moskau – Sanktionen und der Ukraine-Krieg treiben Russlands Wirtschaft in die Krise. Wladimir Putin kämpft um den Energiesektor, insbesondere Gasgeschäfte will der russische Präsident kräftig ankurbeln. Doch ein wichtiges Flagschiff, der Energieriese Gazprom, steckt in einer tiefen Krise. Erstmals seit 1999 machte Gazprom Verluste und wird Experten zufolge auch in den kommenden Jahren nicht in der Lage sein, die verlorenen Gasverkäufe wiederherzustellen.

Flaggschiff der russischen Wirtschaft leidet große Verluste – Gazprom wird sich wohl nicht erholen

„Die Hauptfolgen der Sanktionen für Gazprom und die Energiewirtschaft waren ein Rückgang der Exportmengen, der frühestens 2035 wieder das Niveau von 2020 erreichen wird“, zitierte die Financial Times (FT) am 5. Juni 2024 aus einem Bericht, welcher Ende 2023 im Auftrag der Unternehmensleitung von Gazprom erstellt wurde. Experten ziehen eine negative Bilanz für die Perspektive des Unternehmens. „Es ist sehr düster“, sagte Elina Ribakova, vom Thinkthank Peterson Institute for International Economics, gegenüber der FT. „Gazprom befindet sich in einer Sackgasse und ist sich dessen sehr bewusst.“

Im zweiten Jahr des Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte der russische Energiekonzern einen Nettoverlust von rund 629 Milliarden Rubel (umgerechnet 6,4 Milliarden Euro) eingefahren. Sanktionen schränkten zudem die Gasexporte erheblich ein: Im Jahr 2021 exportierte Gazprom noch über 174 Milliarden Kubikmeter Erdgas in europäische Länder. 2023 beliefen sich die Erdgaslieferungen von Gazprom nach Europa jedoch nur noch auf 28,3 Milliarden Kubikmeter, wie Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters zeigen (Stand Januar 2024). Für Russlands Wirtschaft ist das ein großer Rückschlag, da Einnahmen aus dem Energiegeschäft bislang viel Geld in Putins Kriegskasse spülten.

Russlands Wirtschaft hofft auf China nach Gazprom-Tief

Russlands Hoffnung liegt jetzt vor allem bei China. Im Raum steht der Bau der Gaspipeline „Power of Siberia 2“, durch die künftig russisches Gas nach China gelangen soll. Da Russland für das Gas keine Abnehmer findet, will Putin sich an Präsident Xi Jinping wenden. Doch Gespräche über ein mögliches Pipeline-Objekt scheinen nur schleppend voranzukommen. Laut der FT gibt es unterschiedliche Preis- und Liefermengenvorstellungen der beiden Länder. Zudem wolle China nicht den Preis für russisches Gas zahlen, den Putin benötigt, um die Verluste auf dem europäischen Markt auszugleichen, berichtete Wladimir Milow dem US-Nachrichtenportal Newsweek.

Russland führt seit Jahren Gespräche über den Bau der Power of Siberia-2-Pipeline, die jährlich 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus der Jamal-Region im Norden Russlands über die Mongolei nach China transportieren soll. Zuletzt hieß es, dass Russland und China damit rechnen, „in naher Zukunft“ einen Vertrag über die Power of Siberia-2-Gaspipeline zu unterzeichnen, sagte der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak Ende Mai gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Rettung für Russlands Wirtschaft? Gazprom müsste sich wohl mit Nowatek zusammentun

Autoren des Unternehmensberichts schlagen laut der FT vor, dass Gazprom sich noch enger mit dem russischen Energieunternehmen Nowatek zusammentun solle. „Für den Staat ist es logisch, die Kräfte der beiden zu bündeln“, sagte Craig Kennedy, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Bank of America, gegenüber der FT. „Gazprom hat ein viel größeres Upstream-Portfolio und Nowatek hat die Technologie und das Know-how auf der LNG-Seite.“

Allerdings könnte passieren, dass Gazprom Marktanteile an Nowatek verliert. Nowatek hatte über das Projekt „Arctic LNG 2“ versucht, Russlands LNG-Produktion deutlich anzukurbeln. Wegen der Sanktionen musste das Unternehmen das Projekt vorerst zurückstellen. (bohy)

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