Energiewende ja, aber nicht hier: 180 Bürger stoppen Mega-Windpark in Bönningstedt

Vier gigantische Windräder sollten in Bönningstedt (Kreis Pinneberg) gebaut werden. Die Anlagen sollten bis zu 240 Meter in den Himmel ragen – höher als der Fernmeldeturm in Kiel. Doch nach massiven Protesten und einer geplanten Umwidmung der Fläche zu einem „Vorranggebiet für Natur und Landschaft“ durch die schleswig-holsteinische Landesregierung sah Green Fox Energy keine Chance mehr. „Das Thema ist für uns tot“, erklärte Projektleiter Andreas Krause gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. Das Risiko einer Ablehnung sei einfach zu hoch, hieß es.

In der 4600-Einwohner-Gemeinde brodelte es schon seit einem Jahr. Eine Bürgerinitiative namens „Natur statt Windkraft-Giganten“ mobilisierte 180 Anhänger und störte Präsentationen lautstark. Sie brachten den Investor sogar dazu, von ursprünglich mehr Anlagen auf nur noch vier zu reduzieren.

Bürgerinitiative feiert: „Wahnsinn abgewendet“

„Das ist eine tolle Nachricht“, so BI-Sprecher Klaus Niemöhlmann. Die Initiative hatte nicht nur Lärm gemacht, sondern auch prominente Unterstützung bekommen: Der ehemalige Bürgermeister Peter Liske, heute in der Nähe von Kiel ansässig, sprang den Gegnern bei. Er betonte: „Ich bin grundsätzlich für Windenergie, aber Standorte müssen passen.“ Schleswig-Holstein produziere ohnehin schon mehr Windstrom als es verbrauche, und Orte wie Bönningstedt, Tangstedt, Hasloh oder Ellerbek seien keine Vorranggebiete.

Tatsächlich sollte Bönningstedt nur der Anfang sein: In der Region sollten insgesamt bis zu 20 solcher Mega-Räder entstehen. In Quickborn, Ellerbek und Tangstedt lehnten die Kommunalparlamente die Pläne bereits ab.

Energiewende vs. Naturschutz: Ein Konflikt mit Signalwirkung

Wie balanciert Deutschland den Ausbau erneuerbarer Energien mit lokalen Bedenken? Kritiker wie Liske argumentieren, dass genug Alternativen existieren – etwa auf ausgewiesenen Flächen oder offshore. Befürworter sehen hingegen verpasste Chancen für den Klimaschutz. In Schleswig-Holstein, dem Windenergie-Mekka Deutschlands, könnten solche Rückzüge die bundesweiten Ziele bremsen. Die Bundesregierung plant bis 2030 rund 80 Prozent erneuerbare Elektrizität.

Aktuelle Zahlen unterstreichen das Potenzial: Im ersten Halbjahr 2025 erzeugten Onshore-Windanlagen bundesweit rund 49 Milliarden Kilowattstunden Strom

Investor Krause zeigt sich nach dem gescheiterten Projekt versöhnlich: Laut „Hamburger Abendblatt“ bleibe Green Fox Energy „gesprächsbereit“ für kleinere Anlagen in begrenzter Höhe und Zahl.