Gemeinsam gegen den Zahn der Zeit: Goldacher Kapelle offenbart bei Sanierungen einen historischen Fund

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Hallbergmoos

Kommentare

Vor dem Verfall gerettet wurde die Friedenskapelle in Goldach. Abgeschlossen sind die Sanierungsarbeiten aber noch nicht. 2025 ist unter anderem die Inneneinrichtung dran. © Oestereich

Der Zahn der Zeit hat an der Goldacher Friedenskapelle genagt – nun sind es Menschen, Vereine und Ehrenamtliche, die sie mit Spendenaktionen vor dem Verfall retten. Im Zuge der Sanierungsarbeiten hat man nun einen historischen Fund gemacht, der Rückschlüsse auf die Erbauer zulässt.

Goldach – Die kleine Kapelle auf dem Goldacher Friedhof wurde einst von Goldacher Männern erbaut, die aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkgekehrt waren. Eine Mahnung für den Frieden sollte sie sein. Eugen Lackermeier, einer der wenigen Zeitzeugen dieser Zeit, erinnert sich, dass die Kapelle in den Jahren 1946 und 1947 gebaut wurde.

Den Auftrag gab damals Wilhelm Pflüger, Seelsorger in Goldach (1938 bis 1951) und unbeugsamer Gegner des Nazi-Regimes. „Mit viel Eigenleistung, wenig finanziellen Mitteln und genau so, wie die Kapelle noch heute aussieht“, so heißt es in den Unterlagen des katholischen Pfarrverbands, schufen Handwerker diesen Erinnerungsort.

16 500 Euro wurden insgesamt gespendet

Ab 1951 diente das Gebäude als Leichenhaus, 2015 übernahm eine neue Aussegnungshalle diese Funktion. Der Zahn der Zeit hat an der Friedenskapelle genagt. Kirchenverwaltung, Pfarrgemeinderat und viele Gläubige entschlossen sich daher, sie vor dem Verfall retten: Bei unzähligen Spendenaktionen von Vereinen, Musikern, Ehrenamtlichen und Firmen kamen inzwischen rund 16 500 Euro an Geldspenden zusammen. Das Erzbischöfliche Ordinariat München-Freising hat 31 500 Euro für die Sanierung bewilligt. Vom Spendenziel – 60 000 Euro – ist man also nicht mehr weit entfernt.

Hingucker: Das verwitterte Fundstück (r.) und die neue Plakette sind im renovierten Glockenturm verbaut.
Hingucker: Das verwitterte Fundstück (r.) und die neue Plakette sind im renovierten Glockenturm verbaut. © Oestereich

Gutes Geld, mit dem man schon viel anfangen konnte. Kirchenpfleger Hans Reiss berichtet auf Nachfrage über den Stand der Sanierung: „Wir haben das Dach komplett abgetragen und erneuert, einen Graben um das Gebäude gezogen und mit wasserlöslichem Kies befüllt. Die Dachrinne wurde im Sickerbereich umgeleitet.“ Eigenhändig hat Reiss den Außenputz an drei Seiten abgetragen. Er ist, wie er mit einem Augenzwinkern hinzufügt, „Architekt, Bauleiter und Arbeiter in einer Person.“ Eine große Hilfe ist ihm Anton Dobmeier senior. Dass die Dachplatten, die man abgetragen hat, die Jahreszahl 1917 tragen, ist für Reiss ein Indiz dafür, dass sie vor 1947 schon einmal anderweitig verwendet worden waren.

Historisches Fundstück entdeckt

Beim „Verblechen“ des Glockenturms stieß Spenglermeister Jürgen Pescolderung auf eine Plakette. Ziemlich verwittert und verrostet. Aber er konnte die Inschrift entziffern. Darauf zu lesen: der Name Andreas Steinberger und die Jahreszahl 1947. Offenbar ein Baubeteiligter von damals. Die Kupferscheiben mit den Namen der Spengler von einst und heute hängen beide im frisch renovierten Turm.

Bei der Renovierung des Glockenturms fand Spenglermeister Jürgen Pescolderung die Plakette.
Bei der Renovierung des Glockenturms fand Spenglermeister Jürgen Pescolderung die Plakette. © Oestereich

Im kommenden Jahr gibt es auf jeden Fall noch einiges zu tun – Fliesenleger, Maler und Maurer werden Hand anlegen. Dann folgt die Inneneinrichtung. Ein Teil des Inventars, etwa zwei Heiligenfiguren und der Seitenaltar, sind derzeit in die Herz-Jesu-Kirche nebenan ausgelagert. Anschaffen müssen die Initiatoren noch Bänke und eine Trennwand, damit der Zugang zur Kapelle immer offenbleiben kann.

Kirchenpfleger Hans Reiss abschließend: „Ich möchte Danke sagen für die kleinen und großen Geld- und Sachspenden, die Mithelfer, den Firmen, die nicht alles berechnen, was getan werden muss.“ So könne die Kapelle nun wieder Jahrzehnte ohne größere Renovierungskosten benutzt werden.

Auch interessant

Kommentare