Freisings Jugendreferentin Joana Bayraktar möchte nicht an jungen Menschen sparen. Das betont sie im Interview mit dem Tagblatt
Die Stadt Freising hat viel zu bieten für ihre Jugendlichen. Dennoch gibt es noch den einen oder anderen Wunsch der jungen Leute, wie Freising Jugendreferentin Joana Bayraktar (Grüne) im FT-Gespräch berichtet. Ihre Erfahrung: Die Jugendlichen wollen Verantwortung übernehmen. Langfristig sollte die Stadt Freising ein drittes Jugendzentrum in Betracht ziehen. In Sachen politischer Bildung passiert in Freising schon viel, wie sie findet.
Frau Bayraktar, Sie haben im Sommer das Amt der Jugendreferentin der Stadt Freising übernommen. Was sind seither Ihre Eindrücke von Freisings Jugend? Kann man deren Wünsche auf einen Nenner bringen?
Die Freisinger Jugend ist unglaublich engagiert. Sie organisiert Demos, setzt sich mit viel Herzblut für die BMX-Anlage in der Parkstraße ein, veranstaltet Events und ist aktiv im Jugendstadtrat, in Vereinen und politischen Jugendorganisationen. Das zeigt, dass die Jugendlichen Verantwortung übernehmen und ihre Stadt mitgestalten wollen. Wir sollten sie dabei unterstützen, wo immer wir können.
Was fehlt aus Ihrer Sicht in Freising für die Jugend?
Freising bietet schon tolle Freizeitmöglichkeiten für junge Menschen, doch es fehlen uns noch offene Aufenthaltsräume, die ohne Konsumzwang genutzt werden können. Orte, an denen Jugendliche zwanglos zusammenkommen und auch private Feiern etwa an Geburtstagen organisieren können – zum Beispiel am Steinpark oder in der Innenstadt. Die Öffnung der Moosach hat gezeigt, wie gut solche Orte angenommen werden, wenn man sie schafft. Es wäre wichtig, gemeinsam mit den Jugendlichen weitere solcher Orte zu schaffen, um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden und Freising für alle noch lebenswerter zu machen.
Und wo ist die Stadt besonders gut aufgestellt?
Die beiden Jugendzentren bieten zahlreiche Freizeit- und Begegnungsmöglichkeiten und werden von den jungen Freisingern hervorragend angenommen. Genauso wie beispielsweise die beiden Skateanlagen, die Eishalle und offene Graffiti-Plätze. Das Ferienprogramm ist stark und vielfältig und sucht in der Region seinesgleichen. Außerdem ist unsere Vereinslandschaft in Freising ein weiterer wichtiger Punkt, der den Jugendlichen viele Freizeit-, Sport- und Kulturangebote bietet. Besonders hervorheben möchte ich aber das Engagement und die Professionalität der Mitarbeiterinnen in der Stadtjugendpflege, die herausragende Arbeit leisten und maßgeblich dazu beitragen, Freising zu einer Stadt zu machen, in der man gut und gerne aufwächst.
Bei der Diskussion um den Karwendelpark wurde immer wieder auf den Brennpunkt am Steinpark verwiesen und die Angst, dass dieser in den neuen Park verlagert werden könnte. Ist es zielführend, die Debatte auf dieser Ebene zu führen? Wie könnte man die Jugendlichen dort abholen?
Die Lage am Steinpark ist herausfordernd, aber das macht den Ort nicht zwangsläufig zu einem „Brennpunkt“. Junge Menschen haben dort einfach keine richtigen Aufenthaltsmöglichkeiten und suchen sich deshalb selbst Orte, was durchaus nachvollziehbar ist. Die aktuelle Situation kann jedoch nicht weiter so bleiben. Der Karwendelpark allein wird nicht alle Probleme lösen. Aber anstatt den Fokus auf mögliche Konflikte zu legen, sollten wir gemeinsam überlegen, wie solche Parks als sichere und einladende Orte gestaltet werden können, die von allen gerne und langfristig genutzt werden und die Bedürfnisse der Jugendlichen und Anwohner in Freising zusammenbringen.
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Mit Blick auf Veranstaltungen für junge Menschen: Gibt es genug? Vor allem für die, die nicht in einem Verein sind.
Freising bietet schon einige gute Veranstaltungen für junge Leute, auch für diejenigen, die nicht in einem Verein sind, wie Konzerte im JUZ, im Lindenkeller oder das Street-Soccer-Turnier. Aber natürlich geht immer mehr. Es wäre toll, das Angebot auszubauen, um möglichst viele Interessen und Altersgruppen zu erreichen. Das ist natürlich auch eine Frage der finanziellen Mittel, aber gerade in Zeiten knapper Kassen sollten wir an Angeboten für junge Menschen nicht sparen – sie sind eine wichtige Investition in die Zukunft.
Reichen für eine Stadt wie Freising zwei Jugendzentren?
Natürlich würde ich mir ein weiteres Jugendzentrum wünschen – das geht vielen so. Unsere bestehenden Jugendzentren leisten großartige Arbeit, aber mit dem Wachstum der Stadt ändern sich auch die Bedürfnisse der jungen Menschen. Ihre Interessen und Lebensrealitäten werden vielfältiger, und darauf müssen wir reagieren. Langfristig sollten wir daher ein weiteres Zentrum in Betracht ziehen. Auch wenn die Haushaltslage angespannt ist, müssen wir in die Zukunft der jungen Generation investieren – eine wachsende Stadt braucht moderne und inklusive Strukturen für ihre Jugendlichen.
Die AfD ist bei jungen Menschen gerade beliebt. Sehen Sie eine Möglichkeit, die politische Bildung jenseits der Schule an Jugendliche heranzutragen? Was wäre wünschenswert?
Der Jugendstadtrat, der Jugendkreistag, der Arbeitskreis Jugendpolitik des Kreisjugendrings und die Jugendorganisationen der Parteien bieten wertvolle Zugänge zur politischen Bildung und einem kritischen Umgang mit Informationen. Der Schlüssel liegt jedoch in der echten Beteiligung junger Menschen. Wenn sie sehen, dass ihre Meinungen gefragt sind und sie wirklich etwas bewegen können, wird politische Bildung greifbar und relevant. Beteiligungsformate, die Jugendliche aktiv in die Entwicklung ihrer Stadt einbinden, sind der beste Weg, Demokratie zu vermitteln und Interesse an gesellschaftlichem Engagement zu wecken. Für dieses Jahr konnten wir trotz der schwierigen Finanzlage eine Stelle für das Projekt „Kindefreundliche Kommune“ in den Stellenplan einstellen. Das Projekt, unter anderem für mehr Beteiligung, ist zwar politisch noch nicht beschlossen, aber der erste Schritt ist gegangen.
Was haben Sie als Jugendliche besonders an Freising geschätzt?
Ich erinnere mich gerne an die vielen Konzerte im JUZ, die Time-Out-Partys in der Luitpoldhalle und an die langen Sommerabende an der Isar. Auch wenn die Time-Out-Partys nicht mehr stattfinden und ich jetzt ein bisschen zu alt dafür bin, kann ich mich immer noch sehr für ein gutes Konzert oder einen entspannten Abend an der Isar begeistern.